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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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„Neuer Mietspiegel ist für uns nicht zustimmungsfähig“

Haus & Grund sieht darin falsche Signale für Wohungsmarkt

von Karl-Heinz Stier

(19.05.2022) Der Vorstand von Haus & Grund Frankfurt am Main e.V., die Vereinigung der Haus-, Grund- und Wohnungseigentümer Bergen-Enkheim und Umgebung e.V., der Verband der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft e.V. (VdW südwest) und der Verein Mieter helfen Mietern Frankfurt e.V lehnen den neuen Frankfurter Mietspiegel ab.

„In intensiven Diskussionen der Mietspiegelkommission wurde erhebliche Kritik aus den Verbänden an der genutzten Methodik geäußert.. Es ist bedauerlich, dass diese Kritik vom ausführenden Institut nicht besser berücksichtigt wurde. Die Kritik aus den Verbänden muss künftig mehr Gehör finden, um den Mietspiegel in seiner Praxistauglichkeit zu verbessern“, erklären Jürgen H. Conzelmann, Vorsitzender von Haus & Grund Frankfurt am Main e.V., und Dr. Axel Tausendpfund, Vorstand des VdW südwest. „Der Mietspiegel in der nun vorliegenden Fassung ist ein Zerrspiegel. Er wird der Vielfältigkeit des Marktes in keiner Weise gerecht. Benachteiligt werden vor allem die Vermieter, die Wohnungen mit Augenmaß energetisch saniert haben, um ihren Mietern hohe Kosten zu ersparen und ihnen weiterhin bezahlbaren Wohnraum zu ermöglichen. Sie haben nach dem neuen Modell keine Möglichkeit, die Miete moderat anzupassen“..

Die Folgen für den Frankfurter Wohnungsmarkt seien fatal: Mieten in schlechter ausgestatten Wohnungen steigen stärker als in vielen besser ausgestatteten Wohnungen. Zahlreiche bisher getätigte Investitionen in Ausstattungsveränderungen und sinnvolle Modernisierungen, die für die Mieter wünschenswert und die Eigentümer noch bezahlbar sind, würden sich nach dem neuen Mietspiegel nicht mehr rechnen – und damit unterbleiben. "Eine solche Entwicklung ist schlecht für den Wohnungsmarkt und sollte nicht das Ergebnis der Überarbeitung der Kriterien des bisherigen Mietspiegels sein“, kritisiert Gregor Weil, Geschäftsführer von Haus & Grund Frankfurt am Main.

„Die methodischen Schwächen haben dazu beigetragen, dass der neue Mietspiegel aus unserer Sicht Kriterien enthält, die falsche Anreize in den Markt senden. Insbesondere die restriktiven Definitionen der Kriterien zum Erreichen von Zuschlägen für besondere Ausstattungsmerkmale gehen an der Praxis vorbei. Wir sind der Meinung, dass der Mietspiegel qualitative Unterschiede innerhalb des Frankfurter Wohnungsbestandes möglichst differenziert abbilden sollte“, erklären Conzelmann und Weil.

Weitere wichtige Kritikpunkte am neuen Mietspiegel seien die Zusammenführung sämtlicher Baualtersklassen vor 1977 in einer einzigen Kategorie, eine nicht ausreichende Berücksichtigung von energetischen Modernisierungen im Mietspiegel sowie Unstimmigkeiten bei der neuen Bewertung von Lagekriterien. In zu vielen Bereichen würden offene Fragen nicht abschließend geklärt und wichtige Verbesserungsmöglichkeiten für die praktische Anwendung des Mietspiegels nicht genutzt.