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Letzte Aktualisierung: 16.04.2024

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„Muslime müssen in ihren Ländern aufräumen!“

Im Sommer große Menschenrechts-Konferenz in Bad Camberg

von Shams Ul-Haq

(29.01.2020) Eine große Menschenrechts-Konferenz soll im Sommer das Top-Event im hessischen Bad Camberg werden. Dabei geht es vor allem um Perspektiven der Entwicklung demokratischer Grundrechte in islamischen Staaten. Initiator Syed Khurram stammt aus Pakistan, das hinsichtlich seiner Einwohnerzahl zu den größten Staaten mit muslimischer Bevölkerung zählt.

Der Organisator der Menschenrechtskonferenz in Bad Camberg, der pakistanische Journalist Seyd Khurram.
Foto: Shams Ul-Haq
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Pakistan gehört zu den Staaten mit den meisten Schiiten und ist das Land mit der zweitgrößten Anzahl von Schiiten, auch wenn diese dort nur eine Minderheit stellen. Seit vielen Jahren beklagt der Journalist Syed Khurram die Menschenrechtslage in seiner Heimat. So würden in Pakistan Schiiten und andere Gesellschaftskritiker teils misshandelt oder gar umgebracht. Die Gefahr bestehe dabei weniger für prominente Intellektuelle, als für jene Normalbürger, die sich kritisch äußern und fern des Scheinwerferlichts der internationalen Presse leben. „Menschen werden von teils vermummten Todesschwadronen abgeholt und verschwinden dann einfach“, sagt Khurram. Auch er hat aufgrund seines Engagements für die Pressefreiheit, die in Pakistan unter Druck ist, bereits Morddrohungen erhalten.

Die mangelnde Toleranz in vielen islamischen Staaten erkenne man exemplarisch, wenn dort ein Bürger Christ werden wolle. Christen gelten dort nämlich als unterste Schicht der Bevölkerung, der nur niedere Arbeiten zugeteilt werden, zum Beispiel in der Müllentsorgung oder Toilettenreinigung. Mit ihnen gemeinsam zu essen, ist unschicklich. Oft werden Mitgliedern der christlichen Minderheit in den Dörfern Vergehen gegen die Ehre des Islam vorgeworfen. Und bevor die Polizei eintrifft, werden die Beschuldigten bereits von der aufgebrachten Dorfgemeinschaft gesteinigt. Pakistan ist diesbezüglich eines der radikalsten Länder der islamischen Welt, auch wenn es dort natürlich ebenfalls moderne, säkular eingestellte Bürger gibt.

Ein Beispiel ist Asia Bibi aus Pakistan, welche unschuldig zum Tode verurteilt wurde und nun nach Europa flieht. Sie wird an der Konferenz in Bad Camberg teilhaben.

Zudem herrsche in vielen islamischen Ländern eine generelle Gewalt- und Machokultur, der man sich auch in Ländern wie Deutschland stärker stellen müsse. In diesen Ländern herrsche viel Stolz auf die eigene Aggressivität. Kinder würden bewusst in diese Richtung erzogen. Der „starke Mann" wird als positives Ideal gesehen. Durch manche radial-islamischen Strömungen werde diese Tendenz noch in terroristische Aktionen umgeleitet. Das irdische Leben gilt ihnen nur als Durchgangsstation ins Paradies. Und diese Mentalität werde in den europäischen Ländern weitergelebt. „Es reicht nicht, darauf nur mit Sprachkursen zu antworten. Das ist in Deutschland zu wenig", so Khurram.

Somit müsse man der islamischen Welt klar machen, dass ihr Machismus auf tönernen Füßen stehe. „Ich sage immer solchen muslimischen Landsleuten: Woher kommen eure Handys? Woher kommen eure Fernseher? Woher kommen eure Autos? Das alles wurde in Europa und Amerika erfunden. Und was habt ihr in den letzten Jahrhunderten zu der modernen Welt beigetragen?", sagt Khurram.

Die Bad Camberger Konferenz soll nicht nur einen Beitrag zur inneren Reform islamischer Länder leisten, sondern auch zum Frieden in der Nah-Ost-Region. Eine Eskalation zwischen den USA und Iran sieht Syed Khurram deshalb negativ. Im Iran seien die Einwohner sehr modern im Vergleich zu anderen islamischen Ländern. Trotz der verbalen Attacken gegen Israel seien Juden im Iran religiös frei und würden nicht verfolgt. Juden saßen und sitzen sogar als Abgeordnete im Parlament. Schiiten seien zudem terroristische Aktionen im Stil von Selbstmordattentaten verboten. Somit sei der Iran vergleichsweise zivilisiert, auch wenn in den westlichen Medien viel negative Berichterstattung dominiere.

Wichtig sei es, die Situation im Nahen Osten nicht weiter eskalieren zu lassen. Und eigentlich wüssten sowohl die USA als auch der Iran, dass ein Krieg keine gute Lösung sei. Die israelische Führung habe folgerichtig auf die Tötung von Qasem Soleimani durch die USA recht ruhig und vernünftig reagiert. Es gehe schließlich darum, nicht noch mehr Öl in das Feuer zu gießen. Die Europäische Union sollte deshalb zusätzlich mäßigend einwirken, da sonst eine große Gefahr für die ganze Region drohe. Letztlich müsse eine Friedenslösung langfristig angelegt werden. Und dabei sei es wichtig, dass Israel und der Iran sich einigen, auch wenn das heute oberflächlich unmöglich erscheint.

Im Gegensatz zur schwachen arabischen Welt habe der Iran die Macht, als Friedensstifter zu fungieren. Und entgegen mancher Rhetorik in der Regime-Propaganda haben die meisten normalen iranischen Bürger kein Interesse an einer Vernichtung des Staates Israel. Auch die Israelis sind zu Gesprächen gezwungen. Wie lange die USA noch ihre schützende Hand über das Land halten können, ist nicht bekannt.

Die Bad Camberger Konferenz soll sich aber vor allem mit der Situation der Menschenrechte und der Pressefreiheit in der Welt beschäftigen. „Wenn wir ein wenig ändern können, kann das große Auswirkungen in der Region des Nahen Ostens haben", sagt Khurram. Dabei gelte es auch, ein Signal gegen falsche Bilder zu senden, die in der islamischen Welt über Europa dominieren.

„Da wird in Medien behauptet, mit 18 Jahren würden in Europa die Kinder aus den Elternhäusern geschmissen. Oder Frauen seien dort wie Maschinen, die arbeiten müssten, weil ihnen kein Respekt entgegen gebracht würde", so Khurram.

Dreißig Redner sind in Bad Camberg derzeit geplant, Muslime und Christen. Die Hälfte soll aus Frauen bestehen. 700 Zuhörer kann die Stadthalle als Austragungsort fassen. Die internationale Presse wird dazu eingeladen. Bad Cambergs Bürgermeister Jens-Peter Vogel unterstützt die Veranstaltung. Schulen und Kirchenvertreter kooperieren.

"Wenn wir das gut hinbekommen, kann es dazu beitragen, dass die Eliten der gesamten Welt anfangen, die Menschenrechte mehr zu achten. Die Muslime müssen in ihren eigenen Ländern endlich aufräumen", so Seyd Khurram.