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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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„Heimat – Vielfalt – Leidenschaft“

Die Klostermühle in Kiedrich im Rheingau

von Karl-Heinz Stier

(16.04.2021) Er gilt nicht nur als profunder Winzer und angesehener Vinologe im vorderen Rheingau. Seine Familie schaut auch auf eine lange Weinbautradition zurück.

Bildergalerie
Der Innenhof mit seinem mediterranen Flair
Foto: Klostermühle und Karl-Heinz Stier
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Der Festsaal für 140 Gäste
Foto: Klostermühle und Karl-Heinz Stier
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Die Großmutter, die bekannte Mundartdichterin Hedwig Witte verbrachte ihr gesamtes Leben in der Klostermühle. Sie schrieb hier nicht nur viele Gedichte, Theaterstücke und Geschichten in Rheingauer Mundart, sondern gab dem Rheingauer Dialekt („Wo’s Kränzje hängt, wird ausgeschenkt“) in dem „feinen Ländle“ auch eine tiefe Identität.

Die Rede ist also nun von Lorenz Witte, der in achter Generation die Klostermühle fortführt. Seit 230 ist die Mühle, in der ehemals das Korn für die Klosterbrüder in Eberbach gemahlen wurde, in Familienbesitz. Er, ausgebildeter Winzer in Geisenheim, bewirtschaftet auf sieben Hektar auf besten Weinlagen in Eltville, Kiedrich, Rauenthal und Walluf seine Weine in klassischer Tradition. Dazu gehört freilich der Riesling mit 60 Prozent als Basis-Rebsorte, dem Grauburgunder, Weißburgunder und Sauvignon-Blanc zu 30 Prozent und der Rest entfällt auf den Spätburgunder. „Wir wollen mit dem Versprechen Heimat-Vielfalt-Leidenschaft auch in Zukunft unsere Weine vorstellen und unseren Anspruch nach höchster Qualität bewahren und erneuern“, sagt der bald 50jährige.Die Stichworte seiner umweltschonenden Weinerzeugung basieren weitgehend auf der Handlese (80 Prozent), einer Ganztraubenpressung, niedrigen Gärungstemperaturen durch langsame Zuckerverwertung und ausgeprägter Frucht-Aromatik.

Man wählte für die verschiedenen Traubensorten zuvor sorgsam den Boden aus. Dadurch erhält zum Beispiel sein Riesling den unnachahmlichen mineralisch-fruchtigen Geschmack, ob Eltviller Rheinberg, Kiedricher Sandgrub, Riesling Klassik oder Eltviller Langenstück. Die Preise liegen bei den Jahrgängen zwischen 2016 und 2019 Jahrgängen ab 5.50 bis 10.50 Euro. Auch neuen Tropfen ist Lorenz Wille nicht abgeneigt. So würde er gerne mal einen Gewürztraminer oder pilzresistente Rebsorten anbauen wollen, die freilich in hoher Qualität.

Wittes zweites Standbein und mit seinem Weinanbau verbunden ist die Gastronomie. Wenn man in den Sommermonaten den Hof der Klostermühle mit seinen mediterranen Blickpunkten betritt, dann kann man sich beim Weingenuss an den Oliven- und Zitronenbäumchen, blühendem Oleander, Kräutertöpfen, Weinreben und Thymian erfreuen, an einem Flair, wie man es nur an ganz wenigen Orten im Rheingau findet – vorausgesetzt, die staatlichen Einschränken geben den Blick wieder frei.

Daneben gibt es das Restaurant mit Jagdzimmer und offenen Kamin (25 bis 50 Plätze), das Weingewölbe, das Weinkabinett und den Festsaal für 140 Personen, der an die Mundartdichterin und ihr Wirken erinnert. Letztes Jahr wurde daneben ein Weingarten eingerichtet - direkt neben einem Weinberg alter Reben und Palmenbäumen gelegen -, wo man in aufgelockerter Sitzordnung die Klostermühlen-Weine verkosten kann. „Auf unserem Gesamt-Areal gibt es genug Möglichkeiten, auf Geburtstage, Taufen oder Trauungen je nach Atmosphäre anzustoßen“, versicherte der Klostermühlen-Chef.

Sollte der Gastronomiebetrieb wieder voll anlaufen, tritt Küchenchef Markus Holzapfel wieder voll in Aktion. Sein Schwergewicht liegt auf saisonalen und marktfrischen regionalen Speisen. Die Karten werden alle 4 Wochen geändert. Hier die diesjährige Osterkarte - freilich damals nur zum Abholen: zum Beispiel Geschmorte Schweinebäckchen mit Spätzle und Gemüse (14  Euro), Schnitzel „Grie Wutz“ mit Grüner Sauce, Bauernbratkartoffeln und Salat (14.50 ), Bärlauch-Rieslingcreme-Süppchen mit Landbrotcroutons und Baguette (7), Frühlingssalat bestehend aus mariniertem Blattsalat, Praline vom Ziegenkäse- Walnüssen, Birnenragout und Baguette (8.50), Spinatknödel – vegetarisch mit Waldpilzrahm-Parmesan und confitierten Kirschtomaten (13.50) oder Schokoladenmousse mit Birnenragout und Waldbeeren(6.50).

Wollen Gäste von der Klostermühle aus Wanderungen zu Fuß oder per Rad unternehmen wie z.B. über den Gutenberg-Wanderweg, ein Erlebnis- und Lehrweg auf den Spuren des Buchdruck-Erfinders, so können sie zuvor auch in der Klostermühle hier übernachten. Es gibt 6 Doppelzimmer von je 98 Euro. Das Ganze organisiert Lorenz Wittes Ehefrau Catharina.

Fragt man den Witte-Chef nach seiner Zukunft und seinem Weinanbau und Gasthof, so macht er sich mit seinen 10 Festangestellten keine großen Sorgen.

Er hat drei Töchter, zwei davon sind Zwillinge. „Das ist mein Kapital. Meine Tochter Pauline wird derzeit in der Weintechnologie bei Henkel ausgebildet. Mir ist also mit der neunten Generation der Klostermühle nicht bange“.

Mehr Informationen über.  www.klostermuehle.de, Tel. (06123)4021