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„Gegen den Kitsch“ – Lichtbildervortrag über Franz Fritzen in Hofheim

„Gegen den Kitsch - Der Maler Franz Fritzen und die Hofheimer Werkkunst 1945 – 1950“ lautet der Titel des Lichtbildervortrags von Meinolf Fritzen, Hofheim, der am Dienstag, 26. Februar, 20 Uhr, im Stadtmuseum Hofheim stattfindet. Der Eintritt kostet 6 Euro, ermäßigt 4 Euro.

Anlass für den Vortrag „Gegen den Kitsch - Der Maler Franz Fritzen und die „Hofheimer Werkkunst“ ist die Ausstellung „Malgründe – Hofheim als Motiv. Von Coppa bis Schmidt-Rottluff“, die noch bis zum 3. März im Stadtmuseum Hofheim zu sehen ist.

Der frühere ZDF-Redakteur Meinolf Fritzen hat das Zusammentragen der Werke mit biografischem Wissen und journalistischen Recherchen unterstützt. Auch ein Bild seines Vaters Franz Fritzen, Maler und Begründer der „Hofheimer Werkkunst“, ist dort ausgestellt. Inspiration genug für den jüngeren Sohn, sich mit dem Nachlass des Kunstschaffenden auseinanderzusetzen. Entstanden ist so ein Lichtbildervortrag, der den Widerstand der Hofheimer Werkkunst mit „Niveauvollem“ gegen „den religiösen Kitsch“ dokumentiert.

 

Erste Erwerbsmöglichkeit bot direkt nach dem Krieg die „Hofheimer Werkkunst“.

Ziel der Christlichen Werkkunst war, einerseits der nazistischen „Barbarei, der Unkultur, der Verleugnung des Menschlichen“, andererseits den gängigen „Scheußlichkeiten“ des religiösen Kitsches entgegen zu treten.

Inspiriert unter anderem von der Werkbund-Bewegung und den Ideen des Religionsphilosophen Romano Guardini, gründete Franz Fritzen (1912 − 1989) im Jahre 1945 die „Hofheimer Werkkunst“, die bald deutschlandweit bekannt und erfolgreich war. Namhafte Künstler beteiligten sich, auch der aus der Kriegsgefangenschaft nach Hofheim gelangte Maler Heinz Rudi Müller (1919 − 2005) fand hier seine erste Anstellung.

1947 hatte die Firma 44 feste und zehn freie Mitarbeiter und florierte mit einem Jahresumsatz von 320.000 RM. Produziert wurde in der „Vorwärts"-Turnhalle in der Kurhausstraße. Zu der Unternehmung gehörte in der Hauptstraße 31 auch eine Galerie mit Schaufenster, in der die Arbeiten der Angestellten angeboten wurden.

Ein Neubau der Betriebsstätte wurde ins Auge gefasst sowie die Erweiterung um einen Verlag und die Einrichtung einer Kunstschule. Nach der Währungsreform 1948 war die Werkkunst nicht mehr rentabel und wurde 1950 geschlossen.

 

Franz Fritzen (1912 Koblenz – 1989 Hofheim am Taunus):

Nach der Ausbildung zum Bühnenmaler am Koblenzer Theater studierte Franz Fritzen ab 1932 an der „Frankfurter Kunstschule“ (spätere „Städelschule“), die er 1935 verlassen musste, weil er den sogenannten Wehrsport verweigerte. In Koblenz arbeitete er daraufhin als Gebrauchsgrafiker. Als 1938 von ihm gestaltete Plakate als „entartet“ überklebt wurden, zog er nach Hofheim und wandte sich der Kirchenrenovierung zu. In dieser Zeit entstanden Pläne für eine „Christliche Werkkunst“, die der nazistischen „Barbarei, der Unkultur, der Verleugnung des Menschlichen“ und den gängigen „Scheußlichkeiten“ des religiösen Kitsches entgegentreten sollte.

1945 gründete Fritzen die „Hofheimer Werkkunst“, an der sich namhafte Künstler beteiligten. Ab 1950 kehrte er zur freiberuflichen Tätigkeit als Maler und Grafik-Designer zurück. Daneben renovierte er Kirchen und lehrte als Dozent an der Fotoschule Marta Hoepffner. Ab den 1970er Jahren widmete sich Fritzen dann ausschließlich der Malerei. Sein Stil, der Sachlichkeit mit Poesie vereint, zeigte sich in zahlreichen Ausstellungen in Hofheim, Wiesbaden und Frankfurt.

Veranstalter: Magistrat der Stadt Hofheim am Taunus – Stadtmuseum/Stadtarchiv.