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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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„Die Region hat Platz für tausende neue Wohnungen“

Verbände fordern Schulterschluss von Land, Kommunen und Wirtschaft

von Karl-Heinz Stier

(01.07.2022) In der Rhein-Main-Region könnten kurzfristig tausende neue Wohnungen entstehen. Davon sind die Veranstalter des vierten Kongresses „FrankfurtRheinMain baut!“ überzeugt. Voraussetzung sei ein enger Schulterschluss von Land, Kommunen und Wirtschaft und konkretes Handeln. Ein wesentlicher Hebel hierfür liege in der Bereitstellung von Bauland.

Beim Thema Bauland seien zunächst die Kommunen gefragt, erklärte Thomas Horn. In den vergangenen Jahren hätten diese bereits mehr Bauland ausgewiesen als in der Vergangenheit. Allerdings könnten sich viele Kommunen die mit der Zuwanderung neuer Bürger verbundenen Kosten für Kitas, Schulen und öffentlichen Nahverkehr oft nicht leisten. Die Landesinitiative „Großer Frankfurter Bogen“ mit ihren Fördermitteln für die Infrastruktur von Kommunen im Umkreis von Frankfurt sei ein wichtiger Baustein zur Entlastung. „Die Kommunen brauchen allerdings noch weitere finanzielle Unterstützung durch das Land, wenn sie ihre Anstrengungen weiter verstärken sollen“, so Thomas Horn, Verbandsdirektor des Regionalverbandes FrankfurtRheinMain.

Keine Lösung sei es, die Kosten für die Infrastruktur von Neubaugebieten oder umfangreiche städtebauliche Wettbewerbe in der jetzigen wirtschaftlichen Lage weiterhin den Unternehmen im Wohnungsbau aufzubürden. „Bauträger und Projektentwickler tragen mit jedem neuen Bauprojekt nicht nur ein erhebliches wirtschaftliches Risiko, sondern auch eine große Verantwortung für ihr Unternehmen und ihre Mitarbeiter. Sie handeln deshalb in der gegenwärtig unsicheren Lage besonders vorsichtig. Die Kostenexplosion für Baumaterial sowie die steigende Regelungsdichte am Bau haben dazu geführt, dass der Neubau massiv einbricht“, warnte Michael Henninger, Stellvertretender Vorsitzender des BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland. Notwendig sei mehr denn je ein Verzicht auf überbordende Bürokratie in der Verwaltung und mehr Realismus bei den politisch Verantwortlichen.

Auf die wachsende Notwendigkeit des Baus sozial geförderter Wohnungen verwies Dr. Axel Tausendpfund, Vorstand des Verbands der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft. „Die Entscheidung auf Bundesebene, die KfW-Förderung einzustellen, trifft die sozial orientierten Wohnungsunternehmen massiv. So wird neuer bezahlbarer und klimafreundlicher Wohnraum zerstört, bevor er überhaupt entstehen kann.“ Die Unternehmen hätten die Förderung fest einkalkuliert und viele Bauprojekte vor diesem Hintergrund bereits fertig geplant oder sogar schon begonnen. Durch den Förderstopp seien alle bisherigen Finanzplanungen von einem Tag auf den anderen Makulatur geworden. „Dieser Schritt untergräbt das Vertrauen in eine verlässliche Förderpolitik. Die Landesregierung muss hier dringend gegensteuern. Ihre ursprünglich guten Förderprogramme bilden längst nicht mehr die Realität ab und müssen dringend angepasst werden“, so Tausendpfund.

Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt am Main, verwies auf die Bedeutung des Wohnens für den Wirtschaftsstandort FrankfurtRheinMain: „Wir brauchen Rahmenbedingungen, die den Wohnungsbau begünstigen und keine politischen Instrumente, die den Neubau erschweren. So sollte die Landesentwicklungsplanung künftig in der Nähe der Arbeitsplatzhochburgen weniger auf landwirtschaftliche Flächen, sondern mehr auf Wohngebiete setzen. Dies wäre ein konkreter Schritt zur Beschaffung von Wohnraum. Gleichzeitig würden lange Pendlerwege vermieden und die Belastung der Umwelt durch CO2 vermindert. Wenn Unternehmen neue Mitarbeiter benötigen, Fachkräfte aber nicht kommen, weil Wohnungen fehlen oder zu teuer sind, schadet das der Region erheblich“, so Caspar.

Die Veranstalter des Kongresses FrankfurtRheinMain baut! unterstützen uneingeschränkt die Ziele des Klimaschutzes. Sie sind sich aber auch darüber einig, dass für den Erfolg der Energiewende zu hohe Anforderungen und Auflagen seitens der Politik kontraproduktiv sind. Neben verlässlichen und an die aktuellen Rahmenbedingungen angepassten Förderprogrammen müssten vor allem Anreize geschaffen werden, die zum Energiesparen einladen.

Der Kongress „FrankfurtRheinMain baut! 2022“ ist eine gemeinsame Veranstaltung des Regionalverbands FrankfurtRheinMain, des BFW Landesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland e.V., des Verbands der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft e.V. sowie der IHK Frankfurt am Main.