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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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„Der Geizige“ – ein Stück der Stunde?

Barock am Main zeigt wieder Moliere auf hessisch

von Karl-Heinz Stier

(01.06.2023) Verheiratung ist „ein Mordsgeschäft“ sagt der so wohlhabende wie geizige Krall – so heißt der bei der Uraufführung 1688 in Paris von Moliere selbst gespielte Hapapagon. Danach trachtet er seinen Sohn Martin vorteilhaft zu verschachern, die Tochter an einen reichen Bürger, der noch „keine sechzig“ ist.

Pressekonferenz im Römer (v.l.n.r.): Oberbürgermeister Mike Josef, Festivalleiter und Schauspieler Michael Quast und Autor Rainer Dachselt. 2. Plakat der nuen Moliere-Veranstaltung
Foto: Karl-Heinz Stier
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Moliere bedient sich des klassischen Handlungsmusters der Komödie: die Grenzen zwischen gut und böse , tragisch und komisch verschwimmen. Die verderbliche Wirkung des Geldes hat letztlich alle erfasst in diesem Stück, das nicht in Adelskreisen sondern in seinerzeit gerade konstituierenden Bürgertum spielt, Ihm hält Moliere einen Spiegel vor.

Dieses zeitlose Stück mit immer aktuellen Themen fasziniert den sprachlich nicht minder gewandten Rainer Dachselt so, dass er die Komödie für die Fliegende Volksbühne auf ein Bühnenhessisch umschrieb. Die Prosa des Originals hat er in Blankverse umgemünzt. Viel Gedöns und Aufgeregtheiten, garniert - wie ein Kritiker schreibt - mit weidlich possierlichen Vokabeln und Sprüchen wie zum Beispiel: „Der gibt nix ab, noch net emal die Löffel“. Die Aufführung des Stückes wurde zum Erfolg, ja sogar zu weiteren Moliere-Erfolgen der Fliegenden Volksbühne. Es folgten immer wieder neue ins Hessische umgewandelte Vorstellungen.

Die Corona-Pandemie ließ für die Zukunft manchen alten oder neuen Gedanken für weitere Vorstellungen wieder aufflammen – so auch Molieres „Der Geizige“. Natürlich sind die Inhalte des Moliere-Stückes geblieben, aber gibt es heute dafür in unserem Zeitalter nicht Ähnlichkeiten, so fragte sich Autor Dachselt? Gibt es bei uns nicht angleichende Entwicklungen, ist man nicht permanent vom Geld– und Goldscheffeln verfolgt? Begleitet uns wie früher fanatisches Geldsammeln auch heute noch – Jahrhunderte später?

Natürlich hat der Geiz etwas Vernünftiges und Beruhigendes - wie Moliere auch sagt: „Wenn die Welt Dich verrät, die Kinner Dich hasse, uff die Dukate kannst Dich verlasse“! Ob der Geizige auch glücklich ist, das wird herauszufinden sein. In Zeiten, die so gnadenlos vom Geldgeschäft geprägt sind, dann ist  „der Geizige“ vielleicht sogar das Stück der Stunde !

Zehn Mitwirkende umfasst in Barock am Main mit „Der Geizige“ im Hof der Höchster Porzellan-Manufaktur in der Palleskestraße 32: Alexander J.Beck, Dominic Betz, Pirkko Cremer, Jochen Döring, Ulrike Kinbach, Stefani Kunkel, Eric Lenke, Randi Rettel, Andreas Weilano und Michael Quast in der Titelrolle.

Die Gesamtkosten der Vorstellungen belaufen sich auf 385 000 Euro, zwei Drittel davon gehen über den Ticketverkauf ein. Es gibt viele Förderer für Barock am Main: eine Reihe von Firmen, Banken und Sparkassen sowie Finanzgruppen. Den höchsten Zuschuss gewährt die Stadt Frankfurt.

Termine: 20.Juli 2023 (Premiere) – 13. August. Dienstags bis samstags jeweils um 20 Uhr, sonntags um 16 Uhr. Montags spielfrei.

Eintrittspreise: 32 - 45 Euro je nach Platzkategorie. Die Veranstaltungen finden unter freiem Himmel statt, alle Sitzplätze sind numeriert und (außer der ersten Reihe) überdacht. Das Publikum erwartet barocke Platzmusik und eine umfangreiche Gastronomie.

Tickets unter (069)427262649 oder www.barock-am-main.com