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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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„Das fliegende Künstlerzimmer“ gastiert 2022 an acht Standorten

von Ilse Romahn

(13.06.2022) Einmaliges Programm für kulturelle Bildung wird ausgeweitet und ist im Rahmen von „CAMP notes on education“ zu Gast auf der documenta fifteen.

Visualisierung des fliegenden Künstlerzimmers im Quartier, auf dem Gravensteiner Platz in Frankfurt-Preungesheim
Foto: Michel Müller
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Das von der Crespo Foundation vor vier Jahren ins Leben gerufene Programm für kulturelle Bildung „Das fliegende Künstlerzimmer“ wird 2022 von drei auf acht Standorte ausgeweitet. Bisher gastierten drei fliegende Künstlerzimmer auf drei Schulhöfen im ländlichen Raum Hessens. Nun „landet“ ein neues mobiles Atelier im Sommer auf der documenta fifteen in Kassel, im Rahmen der Vermittlungsplattform „CAMP notes on education“. Außerdem hält ein fliegendes Künstlerzimmer erstmals in einem Frankfurter Stadtteil Einzug – dem im Norden gelegenen Preungesheim. Nach den Sommerferien kommen drei neue Standorte an drei weiteren hessischen Schulen hinzu, sodass künftig sechs mobile Bauten von Schulhof zu Schulhof ziehen.

Das Programm „Das fliegende Künstlerzimmer“ wurde 2018 von der Crespo Foundation als Artist-in-Residence-Stipendium für die Zusammenarbeit von Künstlern mit Schülern und ihren Lehrkräften entwickelt. Es wird in Kooperation mit dem Hessischen Kultusministerium (HKM), dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK), ausgewählten Schulen und ihren Landkreisen umgesetzt. Die fliegenden Künstlerzimmer – eigens von den Architekten Nikolaus Hirsch und Prof. Dr. Michel Müller entworfene und von dem Designer Lukas Wegwerth baulich umgesetzte mobile Wohn-Ateliers mit einer Größe von rund 80 Quadratmetern – „landen“ auf Schulhöfen im ländlichen Raum in Hessen, wo sie von einem Künstler bezogen werden, um künstlerische Prozesse mit der gesamten Schulgemeinde anzustoßen.

„‚Das fliegende Künstlerzimmer‘ ist ein bislang einmaliges Format der kulturellen Bildung. Es landet wie eine Art UFO auf dem Schulgelände und gibt der gesamten Schulgemeinde eine einzigartige Gelegenheit, den Künstlerinnen und Künstlern bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen. Dies alles geschieht jedoch nicht nur an einem Projekttag, sondern über mindestens ein ganzes Schuljahr hinweg. Die Schule wird so zu einem kulturellen Zentrum der Region. Ich erhoffe mir davon viele intensive künstlerische Begegnungen für die Schülerinnen und Schüler sowie eine Impulswirkung für die gastgebenden Kommunen“, so der Hessische Kultusminister Prof. Dr. Alexander Lorz.

„Kunst ist bunt, vielfältig und geht uns alle an: das vermittelt das fliegende Künstlerzimmer. Es bringt Kunst zu jungen Menschen und weckt ihre Kreativität – vor allem im ländlichen Raum, nun auch in Kassel und Frankfurt. Gleichzeitig gibt es Künstler Raum und Zeit, die eigene Arbeit zu intensivieren, und zu lernen, wie sie ihr Können an Schüler vermitteln“, betont Angela Dorn, Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst. „Kultur ist für alle da – dazu leistet Kulturelle Bildung wie im fliegenden Künstlerzimmer einen ganz wichtigen Beitrag. Das Engagement der Crespo Foundation eröffnet vielen jungen Menschen einen Weg zu Kunst und Kultur.“

Das Programm an Schulen
Ursprünglicher Gedanke des fliegenden Künstlerzimmers ist es, Kunst und Kultur direkt dorthin zu bringen, wo Kinder und Jugendliche einen Großteil ihrer Zeit verbringen – nämlich in der Schule. Gleichzeitig sollen Schüler erreicht werden, die sonst weniger oder erschwerten Zugang zu kulturellen Angeboten haben, was vor allem im ländlichen Raum der Fall ist. Durch die ein- bis zweijährige Anwesenheit eines Künstlers vermittelt „Das fliegende Künstlerzimmer an Schulen“ den Schülern ästhetisch-forschendes Lernen im Unterricht aller Fächer sowie in freien Atelierangeboten.

Drei hessische Schulen nehmen derzeit im aktuellen Schuljahr 2021/2022 am Programm teil: die Schule im Emsbachtal in Niederbrechen, die Lüdertalschule in Großenlüder sowie die Einhardschule in Seligenstadt. Im Schuljahr 2022/23 kommen drei weitere Standorte hinzu: die Stadtschule Schlüchtern, eine verbundene Haupt- und Realschule im Main-Kinzig-Kreis, die Adolf-Reichwein-Schule, eine integrierte Gesamtschule in Pohlheim im Landkreis Gießen, sowie die Mittelpunktschule Gadernheim im Lautertal im Kreis Bergstraße.

„Das fliegende Künstlerzimmer“ im Stadtteil Preungesheim und auf der documenta fifteen
Mit der Ausweitung des Programms auf den Frankfurter Stadtteil Preungesheim und die documenta fifteen in Kassel wird der ursprüngliche Gedanke des fliegenden Künstlerzimmers nun auf weitere Zielgruppen ausgeweitet.

„Das fliegende Künstlerzimmer im Quartier“ soll besonders Kindern und Jugendlichen aus Preungesheim die unmittelbare Teilhabe an Kunst und kultureller Bildung ermöglichen, aber auch deren Familien sowie allen anderen Bewohnern des Stadtteils. Gemeinsam mit Künstlern, deren Arbeit Digitalität und (digitale) Technologien in den Mittelpunkt stellt, sollen künstlerische Prozesse angestoßen werden. Die Crespo Foundation kooperiert dafür mit dem Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt, dem Quartiersmanagement Preungesheim im „Frankfurter Programm – Aktive Nachbarschaft“, das in Trägerschaft des Diakonischen Werkes für Frankfurt und Offenbach ist, der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und NODE Verein zur Förderung digitaler Kultur e.V.

Ab 15. Juni 2022 wird das fliegende Künstlerzimmer zudem für einhundert Tage zu Gast auf der internationalen Kunstausstellung documenta fifteen sein. Im Rahmen der Vermittlungsplattform „CAMP notes on education“, die aus der Abteilung Bildung und Vermittlung entstanden ist, wird das mobile Atelier zum „CAMP workspace“ für das Programm „Arts Educators in Residence“. Ganz im Sinne seiner Tradition als offener Möglichkeitsraum für künstlerisch inspirierte Education-Prozesse bietet das fliegende Künstlerzimmer seine Architektur einem weiteren Residency-Programm als Möglichkeitsraum und Arbeitstool an. Die Preview-Tage der documenta fifteen werden von der ehemaligen „fliegenden Künstlerin“ Janina Warnk und dem Künstler und Performer Niklas Strang als „fliegende Übergabe“ an die documenta gestaltet.

„Nach seinem Start vor vier Jahren nimmt das fliegende Künstlerzimmer nun richtig Fahrt auf und spannt einen weiten Bogen vom ländlichen Raum Hessens bis zum Hotspot der zeitgenössischen Kunst: Es vergrößert sich auf sechs Schulen im ländlichen Hessen, landet gleichzeitig mit Impulsen zur kulturellen Stadteilentwicklung erstmals in einem Frankfurter Stadtquartier und ist im Rahmen von ‚CAMPS notes on education‘ zu Gast auf einer der weltweit wichtigsten internationalen Kunstausstellungen, der documenta fifteen“, freut sich Prof. Christiane Riedel, Vorständin der Crespo Foundation. „Der Dialog zwischen diesen Erfahrungsräumen bietet für das fliegende Künstlerzimmer und für CAMP viele großartige Inspirationen!“

Im Juni erscheint eine umfangreiche deutsch-englische Publikation zum fliegenden Künstlerzimmer, die die Zusammenarbeit von Künstlern, Lehrkräften und Schulen ausführlich dokumentiert.

Das Artist-in-Residence-Stipendium
Das Artist-in-Residence-Stipendium für „Das fliegende Künstlerzimmer an Schulen“ ist mit einem Lebenshaltungskostenzuschuss von 2.000 Euro monatlich über eine Laufzweit von ein bis zwei Jahren dotiert, hinzu kommen 6.000 Euro jährlich für anfallendes Material. Die Stipendien für „Das fliegende Künstlerzimmer im Quartier“ haben eine Laufzeit von drei Monaten und sind mit monatlich 3.000 Euro sowie einem Materialbudget von einmalig 3.000 Euro dotiert. Beide Stipendien richten sich an Künstler, die neben dem eigenen künstlerischen Schaffen erfahren sind in der kulturellen Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen

Mehr Informationen: www.fliegendes-kuenstlerzimmer.de