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Letzte Aktualisierung: 18.04.2024

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„Das Auge der Stadtverwaltung wacht“

Polizeikontrollen auf der Zeil

von Karl-Heinz Stier

(18.11.2019) Nun kommen sie wieder – wie stets zur Vorweihnachtszeit - in die Innenstädte. BettlerInnen, die an Mauern, Wänden und Rolltreppen kauern. Nichts gegen die wirklich Bedürftigen.

Bildergalerie
Kommerziell organisierte Bettler mit Krückstock auf Betteltour
Foto: Karl-Heinz Stier
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Auf dem Rundgang durch die Zeil: Stadtpolizeichef Heinrich, Dezernent Frank und Ordnungsamtsleiter Banach mit Stadtpolizisten
Foto: Karl-Heinz Stier
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Polizeitransport-Wagen für auch behinderte Obdachlose
Foto: Karl-Heinz Stier
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Aber vielfach werden sie – meist ältere Frauen in dunklen Gewändern - von organisierten kommerziellen Bettlerbanden in die Cities gekarrt und um Almosen zu bitten. Das ist besonders auf den Hauptgeschäftsstraßen zu beobachten wie der Zeil, die mit über 14 000 Passanten eine der beliebtesten Einkaufsstraßen in Deutschland ist. Und dann stehen auch wieder Ordnungsamt und die Stadtpolizei (“Das Auge der Stadtverwaltung“) „unter ständigem Kontrolldruck“. Da viele Menschen in Frankfurt ein nach wie vor sehr ausgeprägtes Sozialempfinden haben, besteht für das Klientel BettlerInnen, aber auch Obdachlose und /oder alkoholkonsumierende Personen nicht der geringste Anlass, den für sie profitablen Innenstadtbereich zu verlassen – so Ordnungsamtsleiter Jörg Bannach.

Grund genug ist nach Angaben von Sicherheitsdezernent Markus Frank, bei einem Rundgang über die Einkaufsmeile mit Ordnungsamt und Polizei, in der Adventszeit auf erhöhte Anstrengungen für Sicherheit, Sauberkeit und Ordnung hinzuweisen. Schließlich sei die Zeil für Touristen ein Anziehungsblick für die Stadt.

Bei ihrer Streife gehen die Mitarbeiter zunächst an den meisten Bettlern vorbei, ob organisiert oder nicht. Betteln ist ja in Frankfurt nicht verboten. Aber wenn Passanten belästigt werden. haben Ordnungsamt und Polizisten eine Handhabe. Dezernent Frank rät den Besuchern, Bettlern kein Geld zu geben. Man solle das Geld besser an Organisationen spenden, die sich um wirklich Bedürftige kümmern.

Als vor zwei Jahren „eine gigantische Beschwerdestelle“ aus der Bevölkerung aber auch von Geschäftsleuten auf das Frankfurter Ordnungsamt zurollte, zogen die Verantwortlichen die Reißleine. Jetzt veröffentlichten sie eine Zwischen-Bilanz für die Zeit von Juni 2017 bis August 2019. Danach hat die Stadtpolizei – wie der Chef der Stadtpolizei Matthias Heinrich mitteilte – 17 500  Streifenstunden absolviert, die sich in über 10 000 Kontrollen und 4 100 Anzeigen niederschlugen. „Dies brachte bereit 2017 eine positive  Wirkung. Ein gewisser Verdrängungseffekt wurde  bereits festgestellt. Das Sicherheitsempfinden der Menschen in Frankfurt konnte im Gleichgewicht gehalten werden“. Das gelte aber nicht für das Betteln. Es  hat sich von 2018 auf 19  von 177 auf 304 Fälle  erhöht. Insgesamt waren andere Kontrollen aber eher rückläufig. Das gelte für den Alkoholkonsum, den Gebrauch von Betäubungsmittel und Winkelpinkeln.

Problematisch sind allerdings in der jetzigen Jahreszeit die Obdachlosen. Die Zahl einer Nacht in der letzten Woche lag bei 242 Personen, die „in öffentlichem Raum übernachteten“. Nicht alles werde weggeräumt, was die Optik stört. „Wir wollen eine Balance finden zwischen dem Anliegen der Bevölkerung, den Geschäftsleuten und der Situation in einer Großstadt. Bevor wir zum Wegbringen greifen, bitten wir die Betroffenen höflich, die Plätze in der Innenstadt frei zu machen“, so Ordnungsamtsleiter Banach. Man fahre Obdachlose nicht einfach an den Stadtrand, sondern zu einer Unterkunft des Frankfurter Vereins für Heimstätten im Ostpark (90 Plätze) oder zu einer Übernachtungsmöglichkeit am Eschenheimer Tor (190 Plätze). Seit 2017 mit Beginn der „Sicherheit – und Sauberkeits-Initiative“ bis April 2019 habe die Stadtpolizei 386 Mal zu diesem Mittel gegriffen. Für diesen Zweck stehe auch ein besonderes Polizei-Fahrzeug zur Verfügung, in das auch Menschen mit Behinderung einsteigen können.

Im Rückgang sind auch Taschendiebstähle. „Frankfurt ist dafür kein guter Ort mehr“, sagte Matthias Heinrich. Auch Menschen, die für den Islam missionieren und dabei Kinder sogar mitsangen, seien keine mehr zu sehen.

Täglich gehen 4 Stadtpolizisten in der Innenstadt und zehn am Hauptbahnhof auf Patroullie.