Letzte Aktualisierung: 04.10.2024
„2 × hören“ in der Alten Oper
von Ilse Romahn
(18.09.2024) Hören – kennenlernen – noch einmal hören: Das Publikum der Reihe „2 × hören“ der Alten Oper Frankfurt ist herzlich eingeladen zum tieferen Einstieg in die Welt der Kammermusik. Dem Titel gemäß erklingt das jeweils am Abend im Zentrum stehende Werk zweimal: zunächst unkommentiert, dann richten die Musiker und Moderator und Alte Oper- Intendant Markus Fein im Werkstattgespräch das Augenmerk auf Stellen, die aufhorchen lassen, auf Nuancen und Kühnheiten, auf kompositorische Kniffe und Geniestreiche – oder auch auf persönliche Lieblingsstellen oder Hürden aus der Sicht der Interpreten.
Auf der Basis dieses Hintergrundwissens lässt sich die Musik beim zweiten Hören neu erfahren und wertschätzen. Mit dem Format richtet sich die Alte Oper auch an Klassikneulinge, die sich gerne an Musik heranführen lassen möchten. An die Gesprächskonzerte schließt sich ein lockerer Ausklang gemeinsam mit den Musikern des Abends und Intendant Markus Fein an.
Im kommenden Termin der Reihe am Sonntag, 29. September 2024, um 20.00 Uhr im Mozart Saal lassen sich Carolin und Jörg Widmann auf das „2 × hören“-Format ein – damit trifft die international gefeierte Geigerin im Konzertsaal auf ihren Bruder, der sich als Klarinettist und Komponist nicht minder erfolgreich in der Klassikwelt behauptet.
Gemeinsam mit dem Pianisten Dénes Varjón interpretieren und erläutern sie die 1939 komponierten „Kontraste“ von Béla Bartók. Das dreiteilige Werk für Violine, Klarinette und Klavier entstand noch in Budapest, vor Bartóks Emigration in die USA, lässt aber bereits die Neue Welt mitanklingen – was nicht zuletzt daran liegt, dass der Jazzklarinettist Benny Goodman den Auftrag zur Komposition erteilt hatte. Es sind diese Kontraste – der Titel ist Programm –, die das Werk auch für Carolin Widmann interessant machen, die Tatsache, dass Bartók es geschafft hat, „das übereinanderzulegen: die alte osteuropäische Musiktradition und die Neue Welt Amerika“, und zwar mit „jazzigen Rhythmen und alten Volksmelodien.“ Darüber hinaus ist die Geigerin aus ganz persönlichen Gründen für die Besetzung dankbar, ermöglicht sie es ihr doch, gemeinsam mit ihrem Bruder aufzutreten. „Es gibt so wenige Stücke, die wir gemeinsam im Repertoire haben können. Die 'Kontraste' und Strawinskys 'Geschichte vom Soldaten' sind die einzigen Stücke, die wir mit einem Pianisten regelmäßig spielen können und die musikalisch so hochwertig und großartig sind.“