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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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„‚Sweetheart, es ist alle Tage Sturm"

Zum 150. Geburtstag von Lyonel Feininger

von Ilse Romahn

(09.08.2021) Von der Kunst zu lieben: Zu seinem 150. Geburtstag erscheinen mit „Sweetheart, es ist alle Tage Sturm“ erstmals Lyonel Feiningers Briefe an seine Frau Julia – ausgewählt und herausgegeben von Ines Burdow und Andreas Hüneke im Kanon Verlag.

Bibliografie Cover „Sweetheart, es ist alle Tage Sturm“
Foto: Kanon Verlag
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„Girlie mine – lass mich’s nicht zu laut sagen, aber: Ich male wieder!“ Die Briefe Lyonel Feiningers an seine Frau Julia erzählen eine schicksalshafte Liebesgeschichte und sind ein Zeugnis vom Arbeiten und Leben eines der bedeutendsten Künstler der Klassischen Moderne.

Zu seinem 150. Geburtstag am 17. Juli 2021 haben Ines Burdow und Andreas Hüneke eine umfangreiche Auswahl großteils erstmals veröffentlichter Briefe Feiningers zusammengestellt. Darin sind alle Bauhausstationen und seine Aufenthalte in Paris und New York ebenso dokumentiert wie Begegnungen mit Walter Gropius, Alma Mahler-Werfel, Alfred Kubin u. v. a. „‚Sweetheart, es ist alle Tage Sturm‘. Lyonel Feininger – Briefe an Julia (1905–1935)“ mit einem Vorwort des Kunsthistorikers und Feininger-Kenners Andreas Hüneke sowie zahlreichen Abbildungen, Zeittafel, Register und Kommentaren im Kanon Verlag.

Im Juli 1905 treffen Lyonel Feininger und Julia Berg im Zug Richtung Ostsee jeweils die Liebe ihres Lebens. Beide sind verheiratet, doch schnell ist ihnen klar, dass sie einen gemeinsamen Neuanfang wagen wollen. Bestärkt durch Julia, will Feininger zu einer neuen Malkunst finden. Davon schreibt er ihr in zahlreichen Briefen. Diese nehmen uns mit auf eine Zeitreise durch Krieg, Weimarer Republik, Inflation und die Entstehung des Bauhauses. Sie erzählen vom Aufstieg der Nationalsozialisten, der wachsenden Gefahr für Julia und ihre jüdische Familie, von Diffamierung und Abschied. So lernen wir nicht nur Feininger als feinsinnigen Menschen, fortschrittlichen Vater, liebenden Ehemann und zweifelnden Künstler kennen – sondern durch seine Briefe auch die Frau und Künstlerin Julia Berg, ab 1907 Feininger, die ihre Briefe für die Nachwelt sperren ließ. Es entsteht ein sensationelles Porträt des Künstlerpaars und einer ganzen Epoche des ästhetischen Aufbruchs und der moralischen Krise.

„Ich weiss, ich lasse Dich viel zu viel allein, aber in mir, so tief, ist die ständige Gewissheit, dass ich ohne Dich nicht zu leben imstande wäre. Ich dank’ Dir einfach alles, was aus mir, Klotz und Komplex von Leidenschaften und Drang, wurde.“ – Lyonel Feininger an Julia Feininger, 15. August 1917.

Ines Burdow, Andreas Hüneke (Hg.) „Sweetheart, es ist alle Tage Sturm“ Lyonel Feininger – Briefe an Julia (1905–1935) 2021, ca. 320 Seiten.
Kanon Verlag ISBN: 978-3-98568-009-2  € 28,00 (D)