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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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Zukunftsforum: VdK fordert Barrierefreiheit beim Wohnungsbau von Anfang an

Barrierefreiheit unzureichend in Hessischer Bauordnung verankert

von Ilse Romahn

(12.11.2018) Der Sozialverband VdK Hessen-Thüringen fordert verstärkte Anstrengungen zur Herstellung einer barrierefreien Gesellschaft. Auf dem „Zukunftsforum für barrierefreies Planen, Bauen und Wohnen in Hessen" in Gießen kritisierte der Landesvorsitzende Paul Weimann, dass in der Neufassung der Hessischen Bauordnung (HBO) vom Mai 2018 die Barrierefreiheit nicht umfänglich verankert wurde: Für bedenklich hält der Verband vor allem, dass beim Neubau auf Barrierefreiheit verzichtet werden kann, wenn dies „unverhältnismäßigen" Mehraufwand verursacht.

„Diese unbestimmte Formulierung macht es für Bauherren leicht, sich von der Barrierefreiheit freizukaufen, der Ausnahmetatbestand muss daher wegfallen. Der VdK gibt keine Ruhe, was die HBO angeht", betonte Weimann. In Thüringen ist der entsprechende Passus schon 2014 aus der Bauordnung gestrichen worden.

Barrierefreiheit bedeutet aus Sicht des VdK aber nicht nur die Beseitigung baulicher Hindernisse wie Stufen, schmaler, für Rollstuhlfahrer nicht passierbarer Türen oder das Fehlen von Rampen und Aufzügen. Neben der Zugänglichkeit von Gebäuden und einer Mobilität ohne Hindernisse ist Barrierefreiheit eine wichtige Voraussetzung für eine gleichberechtigte soziale Teilhabe und eine eigenständige Lebensführung.

Dazu gehört, auch im Alter bei krankheitsbedingten Einschränkungen oder Pflegebedürftigkeit weiterhin in der eigenen Wohnung leben zu können. Das Zuhause dann nicht verlassen zu müssen, ist der Wunsch fast aller älteren Menschen. Der VdK fordert daher Planerinnen und Planer auf, neue Wohnräume so zu gestalten, dass dies ohne große Umbaumaßnahmen realisiert werden kann. Wie mehrere Gutachten und auch eine Modellrechnung des VdK zeigen, betragen die Mehrkosten beim barrierefreien Wohnungsneubau weniger als sechs Prozent. „Die oft gemutmaßten hohen Umsetzungskosten sind eine Fehleinschätzung", stellte Weimann klar. „Bei der Barrierefreiheit darf es keine Abstriche geben!"

Das vom VdK und der Ingenieurkammer Hessen gemeinsam veranstaltete Zukunftsforum fand in diesem Jahr bereits zum fünften Mal statt. Für die teilnehmenden Architekten, Ingenieure, Stadtplaner, Studenten und VdK-Fachberater für Barrierefreiheit hatten die Veranstalter ein anspruchsvolles Programm mit namhaften Referenten zusammengestellt. (Philipp Stielow)