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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Zahlungsmittel und Stabilitätsanker

Goldreserven bei der Deutschen Bundesbank

von Karl-Heinz Stier

(05.04.2018) Die Deutsche Bundesbank hortete Ende 2017 3 374 Tonnen des Edelmetalls in ihren Räumen. Das entspricht ungefähr 1,8 Prozent des Weltgoldbestandes. Umgerechnet in Barren handelt es sich um rund 270 000 im Wert von rund 117 Milliarden Euro.

Bildergalerie
Buchtitel Foto: Bundesbank
Foto: Bundesbank
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Die Autoren des Buches (v.l.n.r.:) Hendrik Mäkeler, Roland Zils, Wolfgang Schulte
Foto: Karl-Heinz Stier
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Erste deutsche Goldmünze im Kaiserreich 1872.
Foto: Bundesbank
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Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele nannte es das „Gold   der Deutschen“ in seinem herausgegebenen Buch, in dem die Deutsche Bundesbank erstmals eine Publikation über die deutschen Goldreserven vorstellte.  Das Oeuvre beschreibt ausführlich die Rolle des Goldes als Zahlungsmittel, als Währungsreserve und als Edelmetall. „Wir wollen den Leserinnen und Lesern auf 160 Seiten das Gold so nahebringen, als hielten sie es in ihren Händen“, so Thiele.

Drei seiner Mitarbeiter haben in zum Teil komplexen, aber ausführlichen  eigenen Kapiteln  viel Hintergründiges über das Metall geschrieben, von dem im Bewusstsein der deutschen Bevölkerung noch immer etwas Faszinierendes ausgeht. Henrik Mäkeler blätterte in den Annalen und stellte in seiner Ausarbeitung „Gold als Zahlungsmittel“ fest, dass in der Antike Gold im Geldumlauf eine große Rolle spielte. „Wer was auf sich hielt, ließ Goldmünzen prägen. Alexander der Große ist das beste Beispiel für eine Goldprägung im wahrsten Sinne des Wortes“.

Eine einheitliche Goldwährung wurde im Deutschen Kaiserreich 1872 von Kaiser Wilhelm dem Ersten eingeführt. Die darauffolgenden Münzgesetze von 1909 und 1924 postulierten unisono; „Im Deutschen Reich gilt die Goldwährung“. Und das, obwohl durch die Ausrufung der Republik eine neue Staatsform in Deutschland Einzug gehalten hatte.  Erst 1938 endete die Goldmünzenzeit, mit der Verordnung, „das in Münzen enthaltenen Gold für die deutsche Volkswirtschaft nutzbar zu machen“.

Die neue Währungsordnung der Nachkriegszeit schuf das „Bretten-Wood-System“ mit der Einrichtung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank. Ankerwährung war der Dollar, der aber in Gold einlösbar war. Durch die hohen Kriegsschulden der Amerikaner in Vietnam  führte das Verhältnis von Dollar zu Goldbestand immer mehr zuungunsten des Goldes, sodass sich der damalige Präsident Nixon genötigt sah, 1971 die Abkehr der USA von der Konvertibilität des Dollars in Gold bekannt zu geben. Damit ging die zweieinhalb Jahrtausende Ära des Goldes als Zahlungsmittel zu Ende.

In seinem Essay „Gold als Reserve“ beschäftigte sich Wolfgang Schulte damit, dass Gold von seiner Menge her endlich ist und nicht beliebig vermehrt werden kann. Außerdem stellte er u.a. die Frage  nach der Faszination von Gold gerade in Deutschland und warum hier häufig Emotionen eine so große Rolle spielen. „Für die deutsche Bevölkerung und ihrem Verhältnis zu Gold ist nicht nur der wirtschaftlichen Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg ein sichtbares Zeichen, sondern ist auch Ausdruck von Stabilität und wird als eine Art „eiserne Reserve“ nach der zweimaligen Zerrüttung der eigenen Währung angesehen. Diese Einstellung zum Gold hat sich in der deutschen Bevölkerung bis heute nicht wesentlich verändert – im Gegenteil. Jüngste Untersuchungen zeigen sogar, dass die

private Pro-Kopf-Nachfrage nach Gold im Jahre 2016 weltweit in Deutschland am höchsten war und noch deutlich vor den Ländern wie Indien und China lag, die ansonsten die Ranglisten anführten. Die die weltweiten Finanzmärkte erschütternde Finanzmarktkrise scheine die Einstellung zum Gold verändert zu haben. „Nach jahrzehntelanger Nichtbeachtung ist Gold seit rund zehn Jahren nun wieder verstärkt in den öffentlichen Fokus geraten“. Das habe dazu geführt, dass die Europäische Zahlungsunion (EZU) der Ursprung und die Hauptquelle der Goldreserven der Bundesbank gewesen seien.

Über die Bedeutung von „Gold als Metall“ referierte Roland Zils. Gold biete für industrielle Anwendungen enorme Vorteile, vor allem in der Elektrotechnik und der Mikroelektronik. Die außerordentliche Korrosionsbeständigkeit in Verbindung mit einer sehr guten Verformbarkeit sind  hier erstklassige Voraussetzungen für den Einsatz dieser Sparten.

Das größte Goldvorkommen der Welt befindet ich südlich von Johannisburg in Südafrika. Aus dieser Region wurden bisher etwa  50 000 Tonnen Gold gefördert. Die geschätzten Goldreserven liegen etwa bei 6 000 Tonnen- was etwa 11 Prozent der weltweiten Reserven entspricht. Dort befinden sich in einer Tiefe von fast 4 000 Meter, die tiefsten Goldgruben der Welt.

Wer noch mehr zum Thema Gold erfahren will, den sei auf eine  neue Ausstellung hingewiesen: „Gold. Schätze in der Deutschen Bundesbank“. Sie wird am 11. April im Geldmuseum eröffnet und geht bis zum 30. September. Die Sonderausstellung in der Wilhelm-Eppstein-Str. 14 informiert, welche Rolle Goldbarren in der Geld- und Währungspolitik spielen und wie sie in der Bundesbank verwahrt werden. Auch eine Auswahl der bemerkenswerten Goldbarren ist zu sehen. Öffnungszeiten 9-17 Uhr täglich. Am Samstag geschlossen.