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Letzte Aktualisierung: 18.03.2024

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Wunderbare Ausstellung zu Clara Schumann im Institut für Stadtgeschichte

von Ilse Romahn

(23.04.2019) Bis zum 26. Januar 2020 zeigt das Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main im Dormitorium des Karmeliterklosters die Ausstellung „Clara Schumann: Eine moderne Frau im Frankfurt des 19. Jahrhunderts“.

Bildergalerie
Clara Schumann, um 1860
Foto: UB Frankfurt/M. S36/F01814
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Festball im Saalbau, um 1900
Foto: ISG S7A1998/9482, Zeichnung : H. Junker
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Die von Dr. Ulrike Kienzle kuratierte und als Kooperation zwischen dem Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main und der Robert-Schumann-Gesellschaft Frankfurt am Main e. V. verwirklichte Ausstellung zum 200. Geburtstag zeigt das bewegte Leben Clara Schumanns (1819–1896) im Wechselspiel mit der Geschichte der sich im 19. Jahrhundert rasch wandelnden Stadt.

Dr. Markus Häfner, Leiter der Abteilung Public Relations im Institut für Stadtgeschichte, betonte in der Pressekonferenz zur Ausstellung den Facettenreichtum der Schau: „Clara Schumanns Biographie wird in der Ausstellung mit der städtebaulichen und kulturellen Entwicklung Frankfurts verbunden: Umgab die Stadt zu Anfang des 19. Jahrhunderts noch ein Befestigungsgürtel, zeigte sie sich zum Ende des Säkulums als aufstrebende Metropole mit zahlreichen Großbauten auch im kulturellen Bereich, wie den Saalbau, das prunkvolle Opernhaus und Dr. Hoch‘s Konservatorium.“ Diese Wirkungsorte sind in der Ausstellung allgegenwärtig und gingen wie so viele Errungenschaften in diesem Zeitraum auf bürgerschaftliches Engagement und Mäzenatentum zurück.

Die Ausstellung visualisiert das private und öffentliche Leben der Künstlerin von ihrer Kindheit bis hin zu ihrer Nachwirkung und gibt exemplarisch Einblicke in das Leben ihrer beiden jüngsten Kinder Felix und Eugenie. Sie zeigt Schumanns Zerrissenheit zwischen Künstlerleben und Familie, ihren Wirkungskreis in der Myliusstraße, als „Erste Klavierlehrerin“ in Dr. Hoch‘s Konservatorium und ihren Einfluss auf ihre Schüler, von denen viele internationale Karriere machten. Zugleich veranschaulicht sie in zahlreichen Bildern die Entwicklung der Stadt Frankfurt zur Kulturmetropole im 19. Jahrhundert.

Prof. Dr. Hans-Jürgen Hellwig, Vorsitzender der Robert-Schumann-Gesellschaft Frankfurt am Main e. V., stellte den besonderen Wirkungskreis der Künstlerin heraus: „Clara Schumann war eine Frau, die inmitten einer von Männern dominierten Welt ihren Weg finden musste. Sie war Ehefrau, Witwe und Mutter, tätig als Künstlerin und Pädagogin, als Unternehmerin und Herausgeberin der Werke ihres Mannes, aber auch als Mittelpunkt eines Kreises bedeutender Persönlichkeiten aus Kunst und Wirtschaft, Adel und Bürgertum im Frankfurt des wilhelminischen Zeitalters.“

Clara Wieck wurde am 13. September 1819 in Leipzig in eine Musikerfamilie hinein geboren. Die Mutter war Sängerin und Pianistin, der Vater Klavierfabrikant und Musikpädagoge. Nach der Trennung der Eltern 1824 wuchs sie bei ihrem Vater auf, der sie fortwährend förderte und forderte. Ihr erstes Konzert spielte sie im Alter von acht Jahren im Leipziger Gewandhaus und wurde bald als Wunderkind gefeiert. Frankfurts und Schumanns Wege kreuzten sich erstmals 1831/32, als die Zwölfjährige für zwei Konzerte an den Main reiste. Zwischen 1854 und 1878 spielte sie hier weitere 23 Konzerte.

Die Kuratorin und Autorin des Begleitbuches Dr. Ulrike Kienzle erläuterte die Persönlichkeit Clara Schumanns: „Sie war nicht nur Pianistin, sondern auch kompositorisch tätig. Doch dieses erfolgreiche musikalische Wirken ist nur ein Teilaspekt ihres außerordentlichen Wirkens und Schaffens. Sie schenkte acht Kindern das Leben und sorgte nach dem Tod ihres Ehemannes Robert Schumann allein für den Unterhalt der Familie. Sie gab zahlreiche Konzerte quer durch Europa, darunter immer wieder auch in Frankfurt. 1878 wurde sie als ‚Erste Klavierlehrerin‘ an das neue Hoch‘sche Konservatorium berufen und zog Schülerinnen und Schüler aus ganz Europa an.“

Frankfurt hatte bis 1861 keinen Konzertsaal. Ungeachtet dessen gründeten musikbegeisterte Bürger 1808 die Museums-Gesellschaft und förderten Literatur, Vorträge, Kunst und Konzerte. Für letztere trafen sich die Kulturbegeisterten in den noblen Hotels der Stadt: im Saal des Englischen Hofs am Roßmarkt oder im Roten Haus auf der Zeil, wo Clara Wieck 1832 konzertierte. Auch das Leben ihres späteren Mannes Robert Schumann nahm in Frankfurt eine wegweisende Wendung. Er reiste zu Ostern 1830 an den Main, hörte hier ein Konzert des Violinvirtuosen Niccolò Paganini, brach daraufhin sein Jurastudium ab und widmete sich ganz der Musik.

Clara Wieck und der neun Jahre ältere Robert Schumann heirateten 1840. Aus Rücksicht auf den hochsensiblen und psychisch labilen Ehemann schränkte sie ihre Konzertreisen stark ein und kümmerte sich um die Erziehung der acht gemeinsamen Kinder. Gleichzeitig komponierte sie Klavierwerke, Kammermusik und Lieder. Nach dem frühen Tod ihres Ehemannes 1856 begab sich Clara Schumann auf ausgedehnte Konzertreisen quer durch Europa, um die Familie zu ernähren. Die Kinder verbrachten daher mehr Zeit in Internaten, bei Verwandten oder in Pensionen als bei ihrer Mutter.

In der Mainmetropole lebte Clara Schumann von 1878 bis zu ihrem Tod 1896. Sie bezog ein Haus in der Myliusstraße 32 im Frankfurter Westend. Im Erdgeschoss empfing sie nicht nur Gäste aus Adel, Politik, Wirtschaftsbürgertum, Kunst und Wissenschaft, sondern unterrichtete dort auch ihre insgesamt 68 Schülerinnen und Schüler aus aller Welt. Sie erhielt den Besuch vieler bedeutender Musikerpersönlichkeiten, darunter Johannes Brahms.

Neben Darstellungen in Bild und Text präsentiert die Ausstellung ausgewählte Schätze aus der Sammlung Manskopf. Der Frankfurter Weinhändler und Musikaliensammler Friedrich Nicolas Manskopf legte Ende des 19. Jahrhunderts ein Musikhistorisches Museum für seine umfangreiche Sammlung an. Sie befindet sich heute in der Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg. Zu sehen ist aus dieser Sammlung u.a. die lebensgroße Porträtbüste Clara Schumanns, der originale Gipsentwurf des Bildhauers Friedrich Christoph Hausmann (1860–1936) von 1896, der später in Marmor ausgeführt wurde. Ein Bronzeabguss steht heute in Dr. Hoch’s Konservatorium. An sechs Hörstationen und zwei Medienstationen können die Besucherinnen und Besucher Werke Clara Schumanns und anderer Komponisten ihrer Zeit hören.

Der Eintritt in die Ausstellung ist frei. Sie ist montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Die Öffnungszeiten an Feiertagen sind unter www.stadtgeschichte-ffm.de zu finden.

Ein vom Institut für Stadtgeschichte und der Robert-Schumann-Gesellschaft Frankfurt am Main veranstaltetes Begleitprogramm mit Vorträgen, Führungen und Konzerten vertieft Einzelaspekte der Ausstellung. Die Reihe beginnt am 29. April 2019 die Ausstellungskuratorin Dr. Ulrike Kienzle mit ihrem Vortrag „Die Frau ist wie ein Fels. Clara Schumann: Porträt einer vollendeten Künstlerin“. Am 17. Juni 2019 referiert Dr. Andreas Bomba unter dem Titel „Dem Wahren, Schönen, Guten“ aus dem Frankfurter Musikleben des 19. Jahrhunderts. Am 1. Juli 2019 stellt Prof. Dr. Janina Klassen die Erinnerungen der internationalen Klavierschülerinnen und -schüler an ihren Unterricht bei Schumann unter dem Titel: „‚Welcome to Frankfurt‘. Clara Schumann, die internationale Lehrerin“ vor.

Am 4. November 2019 sprechen Prof. Dr. Janina Klassen und Prof. Dr. Heinz von Loesch nach einer Einführung von Prof. Dr. Thomas Betzwieser an der Goethe-Universität in der Cafeteria Juridicum über „Vernissage mécanique: Das neu restaurierte Reproduktionsklavier“. Der Eintritt zu diesem Vortrag ist frei.

Am 2. Dezember 2019 stellt Prof. Dr. Bernd Zegowitz die Sammlung Manskopf, zu der auch die lebensgroße Porträtbüste Clara Schumanns gehört, in seinem Vortrag „Friedrich Nicolas Manskopf: Weinhändler und Museumsdirektor“ vor. Den Zyklus beschließt am 20. Januar 2020 Dr. Evelyn Brockhoff mit ihren Vortrag „Frankfurt ändert sein Gesicht. Die städtebauliche Entwicklung vom Klassizismus zum Historismus“. Alle Vorträge beginnen jeweils um 18 Uhr und finden mit Ausnahme der Veranstaltung am 4. November im Dormitorium des Karmeliterklosters statt. Der Eintritt beträgt 4 Euro, ermäßigt 3 Euro.

Die Kuratorin Dr. Ulrike Kienzle führt am 5. Mai und 27. Oktober 2019 jeweils um 15 Uhr, am 4. Juli, 5. September und 3. Dezember 2019 sowie 14. Januar 2020 jeweils um 18 Uhr durch die Ausstellung. Die Teilnahme an den Führungen kostet 6 Euro, ermäßigt 3 Euro. Zudem bieten Dr. Ulrike Kienzle und Dr. Fabian Rieser (Dr. Hoch’s Konservatorium) spezielle Familienführungen am 23. Juni und 22. September 2019 jeweils um 15 Uhr an. Das Angebot für Kinder und Erwachsene kostet 6 Euro pro Familie oder Einzelperson, ermäßigt 3 Euro. Bestellte Gruppenführungen sind nach Anmeldung und Terminabsprache unter 069 212 314 17 oder info.amt47@stadt-frankfurt.de ebenfalls möglich. Treffpunkt für alle Führungen ist das Dormitorium im Karmeliterkloster.

Im Rahmen der Nacht der Museen am 11. Mai 2019 erwartet Musikfans ein besonderes Event: Um 19:15, 21:30 und 23:30 Uhr umkreisen Ib Hausmann und Bob Degen Schumanns Musik auf Klarinette und Klavier zwischen Klassik und Jazz. Um 20:15 und 22:15 Uhr entführen spezielle Archiveinblicke mit Dr. Markus Häfner die Besucherinnen und Besucher in die Geschichte Frankfurts im Kaiserreich auf Postkarten, Werbemarken und in bewegten Bildern.

Zu Konzerten für Grundschulkinder unter dem Motto „Spurensuche mit Clara – fanTASTische Abenteuer an Klavier und Violine“ laden am 24. Mai und 13. September 2019 Dr. Sarah-Lisa Beier am Klavier und Dr. Fabian Rieser an der Violine ein. Zur Teilnahme an den jeweils um 10 Uhr und 11:30 Uhr stattfindenden Konzerten ist eine vorherige Anmeldung per Mail an info.amt47@stadt-frankfurt.de für den Maitermin bzw. caroline.prassel@drhochs-frankfurt.de für den Septembertermin erforderlich. Es handelt sich um ein kostenfreies Angebot für eine begrenzte Teilnehmerzahl.

Die begleitende musikalische Reihe beginnt am 24. Mai 2019 um 17 Uhr im Karmeliterkloster mit dem Konzertabend „‚Das Lied soll schauern und beben‘: Aus der Kreativschmiede von Dr. Hoch’s Konservatorium“. Das Duo Uranus – Christoph von Erffa am Violoncello und Matthias Graeff-Schestag am Klavier – spielen Werke von Joachim Raff, Bernhard Scholz und Hans Pfitzner. Der Eintritt kostet 10 Euro. Am 13. September 2019 um 19 Uhr spielt Guoda Gedvilaite beim „Geburtstagskonzert für Clara“ Werke der berühmten Künstlerin. Im Eintrittspreis von 15 Euro ist der Klavierabend im Karmeliterkloster mit anschließendem Umtrunk eingeschlossen.

Die Konzertreihe schließt mit dem Salonkonzert „Hommage à Clara Schumann. Komponistinnen im Spiegel der Zeit“ am 27. September 2019 um 19 Uhr. Gastgeber sind Daniela Weber-Rey und Stephan Rey, Kronberger Straße 49, Frankfurt am Main. Katharina Deserno am Violoncello und Nenad Lečic am Klavier spielen Werke von Clara Schumann, Fanny Hensel, Luise-Adolpha Lebeau, Rebecca Clarke und Oxana Omelchuk. Für die Teilnahme am Salonabend ist eine vorherige Anmeldung per Mail an info.amt47@stadt-frankfurt.de erforderlich. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Der Eintritt ist frei, gewünscht ist eine Spende am Eingang.

Passend zur Ausstellung ist im Societäts-Verlag die von Dr. Ulrike Kienzle verfasste Begleitpublikation „Clara Schumann. Eine moderne Frau im Frankfurt des 19. Jahrhunderts“ mit 176 Seiten und über 130 Abbildungen erschienen. Kienzle erläutert neben den Inhalten der Ausstellung in einem biographischen Essay auch das Wirken Clara Schumanns und ihre Rolle als moderne Frau im 19. Jahrhundert. Die Publikation ist im Institut für Stadtgeschichte, über den Webshop des Societäts-Verlags und im Buchhandel für 22 Euro erhältlich (ISBN 978-3-95542-335-3).

Weitere Informationen zu allen Programmpunkten unter www.stadtgeschichte-frankfurt.de sowie auf www.twitter.com/isg_frankfurt und www.facebook.com/isgfrankfurt.