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Letzte Aktualisierung: 16.04.2024

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Wo sich einst die Rock-Stars tummelten - Interessantes Buch über die Ludwigshafener Eberthalle

von Michael Hörskens

(13.12.2017) Was hat Frankfurt mit der Ludwigshafener Friedrich-Ebert-Halle zu tun? Nun, das ist eine nette Geschichte aus dem Bereich der Rockmusik. Denn im November 1966 wollten die Beach Boys in der Mainmetropole ein Konzert geben. Jedoch war die Messehalle bereits belegt. Also wechselte die Band aus Kalifornien in die Chemiestadt an den Rhein, wo sie - Frankfurt sei Dank - das legendärste Konzert gaben, das jemals in der damals recht neuen Eberthalle über die Bühne ging.

Interessante Lektüre für Rockmusik-Fans
Foto: Hörskens
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Der Autor Werner Appel hat jetzt sein Buch „50 Jahre Friedrich-Ebert-Halle“ über die Ludwigshafener Spielstätte veröffentlicht, mit vielen Informationen, Zeitzeugenberichten und Bildern.

Einen wichtigen  Teil des Buches nimmt das Kapitel „Beat, Rock und Pop“ ein - denn in der futuristisch anmutenden Halle gaben sich die Weltstars des Genres über lange Jahre die Klinke in die Hand. Es begann schon am 30. April 1965: Da gastierten die deutsche Band „The Lords“ und „Casey Jones & the Governors“ aus Großbritannien.  Im gleichen Jahr gab’s den ersten Hochkaräter der Beat-Ära: The Kinks kamen. Das absolute Highlight folgte dann im November 1966 - die Beach Boys aus Kalifornien, zusammen mit den Beatles die populärste Band der Welt damals, begeisterten mit einem fantastischen, mitreißenden Auftritt, von dem Zeitzeugen noch heute schwärmen. Die Beatles waren leider nie in der Eberthalle, außer Paul McCartney, der dort einmal bei „Wetten dass...?“ zu Gast war. Den spektakulärsten Auftritt legten am 12. April 1967  „The Who“ hin. Nachdem sie am Ende ihrer Show in gewohnter Manier ihre Instrumente zerlegten, flogen im Publikum Stühle durch die Luft, es folgte eine Randale ungeahnten Ausmaßes.  Über 150 Stühle waren demoliert, sechs Fensterscheiben zersplittert, mehrere Verletzte kamen ins Krankenhaus.

Danach blieb die Halle im Ludwigshafener Stadtteil Friesenheim bei Rock-Konzerten unbestuhlt. Und es gastierten bis in die 90er Jahre große Namen: Pink Floyd, Eric Clapton, Joe Cocker, Elton John, Tina Turner oder Status Quo begeisterten die Fans ebenso wie Deep Purple, Genesis, Black Sabbath, Iron Maiden, AC/DC, Depeche Mode, Stevie Wonder, Ray Charles oder BAP. Später folgte der musikalische Niedergang der Eberthalle - sie wurde auch für Rock-Konzerte aufgrund des voluminöseren Equipments der Bands zu klein, die neue Mannheimer SAP-Arena bot wesentlich mehr Raum. Und zusehends gewann in der Eberthalle die Volksmusik die Oberhand an dem Veranstaltungsort im Ebertpark. Ernst Mosch und die Egerländer statt Spider Murphy Gang, Musikantenstadl statt Böhse Onkelz.

Der Autor, Jahrgang 1965 und „ in Sichtweite der Eberthalle“ aufgewachsen,  hat gründlich recherchiert. Dabei ist er tief in die Historie des Ebertparks eingetaucht, wo schon 1925 als Vorgänger der Eberthalle eine Mehrzweckhalle für die Wirtschaftsförderung stand. Sie wurde 1944 im Krieg zerstört.  Ab 1959 begannen dann die Planungen für eine neue Halle, es erfolgte eine Ausschreibung. Am 22. September 1961 bekam der Bauausschuss der Stadt Ludwigshafen die Vorschläge gezeigt. Den Zuschlag bekam der Entwurf des Wiener Architekten Dr. Roland Rainer in Zusammenarbeit mit der Firma Dyckerhoff & Widmann AG in München. Der Siegerentwurf überzeugte mit einer architektonischen Leichtigkeit und erinnerte an die Eleganz eines Manta-Rochens. Werner Appel schildert recht detailliert die Bauphase von der Grundsteinlegung über das Richtfest bis zur offiziellen Eröffnung der Halle am 12. März 1965. Eine Blumenschau war damals die erste Veranstaltung.

Auch der Sport hatte sein Domizil in der Eberthalle. So gab es bereits in den 60er Jahren Erstliga-Handball mit dem TV Hochdorf, jetzt tragen  die „Eulen“ der TSG Friesenheim wieder ihre Spiele in der Ersten Bundeliga aus. Die Ringer des VfK Schifferstadt trugen hier Kämpfe aus, errangen 1988 vor Ort die Deutsche Meisterschaft. Die Halle war auch oft Kulisse für Fernsehsendungen wie „Wetten, dass...“, „Vergissmeinnicht“ oder „Einer wird gewinnen.“ Die Auto-Ausstellungen „Aumot“ und „Veterama“ zogen einst ein breites Publikum an, und auch die Politik hatte hier ihre Bühne:  die Bundeskanzler Ludwig Ehrhardt, Willy Brandt und natürlich der Friesenheimer Helmut Kohl  betrieben hier Wahlkampf.

Heutzutage finden immer noch eine Reihe von Veranstaltungen in der Eberthalle statt. Hallenfußball-Turniere, Hochzeits- und Antiquitätenmessen, Faschings- und Seniorenveranstaltungen. Doch der Zahn der Zeit hat auch an der altehrwürdigen Eberthalle genagt. Es besteht großer Sanierungsbedarf. In seinem Epilog bemängelt daher Autor Werner Appel zurecht, dass  seitens der Stadt nur das Nötigste getan wird, um die offensichtlichen Mängel zu beheben.

Werner Appel: 50 Jahre Friedrich-Ebert-Halle, 151 Seiten, ISBN 978-3-938031-73-5, Das Buch kostet 29,80 Euro und kann im Buchhandel oder bei www.buecher.llux.de gekauft werden.