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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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Von muslimische Mode bis zu Norwegens Kunst

Das Museum Angewandte Kunst stellt Programm 2019 vor

von Karl-Heinz Stier

(30.01.2019) 50 Ausstellungen seit der Neueröffnung 2013 hat das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt bisher in seinen Räumen auf die Beine gestellt. Außerdem gab es 350 Begleitveranstaltungen zu den thematischen Ausstellungen in dieser Zeit. Das verkündete Direktor Prof. Matthias Wagner K („Wir haben das Haus in den letzten fünfeinhalb Jahren international vorangebracht“) anlässlich der Jahrespressekonferenz zu den Zahlen und Fakten 2018 und den Projekten in 2019.

Bildergalerie
Muslimische Mode wächst weltweit rasant
Foto: Blancheur – Museumangewandtekunst
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Stefan Sagmeistzer, Star des Grafik Designs und seine Studio-Partnerin Jessica Welsh- A7ussteller von „Beauty“
Foto: John Madere – Museumangewandtekunst
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Von 2018 und 2019 berichteten Museumsdirektor Prof. Matthias Wagner K und Annie Buenker
Foto: Karl-Heinz Stier
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Bereits im Gange ist seit 19. Januar die Ausstellung „Moderne am Main 1919 – 1933“. Sie hatte in den ersten 10 Tagen bereits 7 000 Besucher. Hauptinhalt ist, wie sich in 500 Objekten Frankfurt in den 1920er Jahren zu einem Zentrum der modernen Gestaltung entwickelte. Unter dem Begriff „Neues Frankfurt“ wird ein politischer und gestalterischer Umbruch angeschoben, der sämtliche Lebensbereiche umfasst. „Im Städte- und Wohnungsbau, in Produkt-, Raum- und Werbegestaltung, Musik, Fotografie und Film werden neue Formen gesucht und gefunden und zu einer  urbanen Gesellschaft entwickelt“, erläuterte der Museumsdirektor. Zukunftsoptimismus und Weltoffenheit prägten diese Epoche mit bekannten und weniger bekannten Protagonisten. Zugleich zeigt sie Verbindungen und Unterschiede zum Bauhaus auf. „Wenn das Bauhaus die Akademie der Moderne war, so war das Neue Frankfurt ihre Werkstatt“. Am 14. April endet die Ausstellung.

Weiter geht es am 5. April bis 15. September  mit „Contemporary Muslim Fashions“. Der Markt für muslimische Mode wächst weltweit rasant - von der Haute Couture über Streetwear bis zur Sportkleidung. Es ist die erste große Ausstellung, die sich mit dem Phänomen zeitgenössischer muslimischer Mode auseinandersetzt. Nachdem die Schau in San Franzisco für Furore sorgte, wird sie in Frankfurt als erste Station in Europa gezeigt. „Sie zeigt, wie Kleidung dem Ausdruck der  vielen Facetten individueller, religiöser und kultureller Identität dient und wie sie Identität prägt“, so Prof.  Wagner K. Rund 80 Ensembles von etablierten und aufstrebenden Marken, ergänzt von Modefotografie und Laufstegvideos, zeigt die Raffinesse, mit der regionale Ästhetiken mit globalen Modetrends verwoben werden.

Mit „Beauty“, der Titel der nächsten Ausstellung, also mit Schönheit, hat auch die nächste Schau vom 11. Mai bis 15. September zu tun. Stefan Sagmeister, der in New York lebende Superstar des Grafikdesigns, liefert mit seiner Studiopartnerin Jessica Welsh in dem Projekt „ein persönliches, visuell beeindruckendes Plädoyer für die Lust am Schönen“ – so die Programmankündigung. Was ist Schönheit und warum fühlen wir uns von ihr angezogen? – wird gefragt. Die beiden Autoren vertreten den Standpunkt, dass Schönheit mehr ist als eine oberflächliche Strategie. „Sie beeinflusst unsere Wahrnehmung und macht die Welt zu einem besseren Ort“.

Mit Schönheit - in einem freilich anderen Sinn -  hat auch die nächste Ausstellung zu tun. „Sieben Schätze – eine Wunderkammer des japanischen Cloisonnees“  vom 23. Mai bis 22. September heißt der Titel. Als sich Japan Mitte des 19. Jahrhunderts der Welt öffnete, blickte der Westen auf die fremdartige Hochkultur und deren Artefakte. Das Japonismus als Modephänomen war geboren. Mit ihm erlebte die Kunstform des Cloisonnees einen rasanten Aufschwung. Kunstvoll verzierte Vasen, Teller und Schalen in jeder Dekortechnik, bei der farbiges Glas zwischen feinen Kupferstegen auf eine Oberfläche aufgeschmolzen wird, wurden gezielt für einen gehobenen internationalen Markt geschaffen. Das Museum Angewandte Kunst erhielt 2016 eine anonyme Schenkung von rund 400 hochwertigen Arbeiten. Nachdem noch im gleichen Jahr erste handverlesene Stücke präsentiert wurden, zeugt die neue Ausstellung – wie Kurator Dr. Stephan von der Schulenburg mitteilte – erstmals die ganze Sammlung in ihrer Vielfalt.

Die beiden letzten Ausstellungen sind nahezu zeitgleich im Herbst. Zum einen ist da „House of Norway“ vom 12. Oktober bis 27. Januar 2020. Die gesamte Museumsfläche wird für den Ehrengast der Frankfurter Buchmesse reserviert. Es versammelt herausragende Positionen aus Norwegens Kunst und Kultur, Design, Handwerk und Architektur. Ein Highlight der Schau bilden noch nie gezeigte grafische Arbeiten von Edvard Munch sowie Werke von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern des nordeuropäischen Landes.  Einblicke in die Kunst und Kultur der Sami geben ein Gastspiel des Sami National Theatre Bealvvas, aber auch zeitgenössische Impulse aus Mode, Schmuckgestaltung  und neuer nordischer Küche. „Es gibt viel Neues, was man noch nicht kennt“, so der Museumsdirektor und Kurator Prof. Matthias Wagner K.

Ab 24. Oktober  ist wieder asiatische Kunst gefragt: „Von Drachen, Einhörnern und Mondhasen – Tierische und mythische Wesen im Alten China“.  Seit man sich für die Kunst im Reich der Mitte  vor rund 2 500 Jahren mehr und mehr interessierte, treten mythisch-fiktive Kreaturen noch häufiger in Erscheinung als Abbilder der realen Tierwelt.  Aus der umfangreichen asiatischen Sammlung im Museum Angewandte Kunst zeigt diese Präsentation ausgewählte Beispiele aus unterschiedlichen Materialien, die rund 2 000 Jahre chinesischer Kultur- und Geistesgeschichte widerspiegeln.

In einem Rückblick auf das Jahr 2018 mit damals  sieben neuen Ausstellungen, von denen zwei noch in diesem Jahr laufen, erwähnt  Annie Buenker „Geburtsort Yokohama- der Unternehmer Werner Reimers und seine Asiatica-Ausstellung“(bis 24. Februar) und „die Farbe von Jade und Ewigkeit“ (bis 15. September).

Die Besucher im vergangenen Jahr weisen wieder einen Rekord auf. Fast 142 000  kamen ins Museum (Kinder und Jugendliche: 10 290). Das operative Budget betrug einschließlich Werkverträgen 1,5 Millionen Euro. Die Stiftung Museum Angewandte Kunst sammelte 2018  326 000 Euro, die Einnahmen aus Sponsoring und Spenden betrugen 150 000 Euro. An Eintrittsgeldern wurden 470 000 Euro eingenommen.