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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Volksbank Griesheim gibt Widerstand auf und kooperiert mit der großen Frankfurter Volksbank

von Ilse Romahn

(25.04.2017)  Die Volksbank Griesheim und die Frankfurter Volksbank streben einen Zusammenschluss an. Den Grundstein dafür haben die Vorstände der beiden Volksbanken mit der Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages gelegt, der ab sofort in Kraft tritt. Die Aufsichtsräte beider Institute haben diese Vereinbarung bereits jeweils einstimmig verabschiedet.

Eva Wunsch-Weber und Armin Pabst
Foto: Volksbank Griesheim
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Bei erfolgreichem Verlauf der Kooperationsphase ist eine Verschmelzung zum 1. Januar 2018 geplant. Aus den beiden Banken, die insbesondere durch die seit fast 40 Jahren bestehende Zusammenarbeit in der Ausbildungsgemeinschaft Frankfurter Volksbanken schon immer ein gutes, nachbarschaftliches Verhältnis pflegen, wird damit ein Institut entstehen, das die Kunden im gesamten Stadtgebiet von Frankfurt am Main aus einer Hand bedient. Der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Griesheim eG, Armin Pabst, und die Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Volksbank eG, Eva Wunsch-Weber, zeigten sich bei einer gemeinsamen Pressekonferenz von der Richtigkeit der Entscheidung überzeugt: „Wir haben immer und zu jeder Zeit die Interessen unserer Kunden, Mitglieder und Mitarbeiter fest im Blick. Mit einer starken Partnerschaft unserer beiden Banken können wir den gewachsenen Ansprüchen an optimale Beratung und starke Präsenz vor Ort auch in Zukunft gerecht werden. Wir sind überzeugt, dass schon die Kooperation und danach die Fusion zwischen der Volksbank Griesheim und der Frankfurter Volksbank den Mitgliedern und Kunden beider Häuser Vorteile bringen und die Leistungsfähigkeit der neuen Gesamtbank erhöhen wird.“

Der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Griesheim erläuterte, dass die aktuelle hohe Leistungsfähigkeit und die guten wirtschaftlichen Verhältnisse seiner Bank durch den unverhältnismäßigen Aufwand zur Umsetzung immer komplexer werdender aufsichtsrechtlicher Regelungen in Zukunft unter Druck geraten würden. Das Kreditregister AnaCredit und die neuen Regelungen zum Wertpapiergeschäft aus MiFID II seien aktuelle Beispiele dafür, dass für das kleine Institut die Erfüllung der regulatorischen Anforderungen extrem arbeits- und vor allem auch kostenintensiv sei. Gleichzeitig könne eine nachhaltige Erholung des Zinsniveaus in absehbarer Zeit nicht erwartet werden. In diesem Umfeld würde der Spagat zwischen der Bereitstellung von Finanzdienstleistungen in höchster Qualität und der vom Institut stets gelebten Sparsamkeit immer schwieriger. Auch die voranschreitende Digitalisierung führe dazu, dass die Volksbank Griesheim mit ihrem Anspruch, jederzeit alle Anforderungen und Wünsche ihrer Kunden zu erfüllen, nach und nach an Grenzen stoße. „Wer uns kennt, weiß, dass wir uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht haben. Wir waren immer sehr stolz auf unsere Eigenständigkeit. Aber wir sind ausschließlich unseren Mitgliedern und Kunden verpflichtet, deren Interessen müssen immer oberste Priorität haben. Wenn wir diesem Anspruch an uns gerecht werden wollen, müssen wir auch zur richtigen Zeit die richtigen Entscheidungen treffen. Die Entscheidung zur Kooperation und dem Zusammenschluss ist notwendig und zugleich wohlüberlegt, der Zeitpunkt absolut richtig – und die Frankfurter Volksbank der richtige starke Partner“, so der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Griesheim.

Kompetente und starke Partnerschaft sichert Zukunftsfähigkeit

Um den aktuellen Entwicklungen angemessen zu begegnen und als regional verwurzelte Volksbank auch in Zukunft im Interesse der Kunden erfolgreich zu sein, sei er auf die Frankfurter Volksbank zugegangen. Beide Banken hätten in den letzten Monaten vertrauensvolle und konstruktive Gespräche geführt. „Wir freuen uns sehr, mit der Frankfurter Volksbank einen kompetenten und starken Partner gewonnen zu haben, mit dem wir den Erfolg der Volksbank Griesheim weiter ausbauen und die Zukunftsfähigkeit sicherstellen können. Die Frankfurter Volksbank zählt nicht nur zu den stärksten unter den Volks- und Raiffeisenbanken, sondern genießt auch in unserer Region mit ihrer Beratungskultur einen ausgezeichneten Ruf“, erklärte Armin Pabst. Eva Wunsch-Weber erläuterte das Zusammengehen aus Sicht ihrer Bank: „Wir sind uns in der Philosophie, in unserer Zielsetzung genauso wie im Denken und Handeln sehr ähnlich: Wir wissen nicht nur um die Verantwortung gegenüber unseren Kunden, Mitgliedern und Mitarbeitern, sondern wir leben diese!“

Neben der Vorbereitung der späteren Verschmelzung werden in der Kooperationsphase bereits konkrete Synergien angestrebt. Regulatorische Belastungen und Kosten sollen durch die Zusammenarbeit reduziert werden. Mit dem Zusammenschluss werden die beiden Banken ihren Kunden ein gemeinsames, umfassendes Angebot an Bank- und Finanzdienstleistungen in noch höherer Qualität bieten können. In diesem Zusammenhang wird auch eine Ausweitung des aktuellen Leistungsspektrums der Volksbank Griesheim auf zusätzliche Themengebiete erfolgen, sodass die Zukunftsfähigkeit sichergestellt wird.

Name, Geschäftsstellen und Arbeitsplätze bleiben erhalten

„Unser Ziel ist es, bei einem erfolgreichen Verlauf der Kooperation, diese 2018 in eine Fusion münden zu lassen. An unserer regionalen Verankerung in Griesheim wird sich aber nichts ändern“, versicherte Armin Pabst. So bleibt nicht nur die traditionsreiche Marke „Volksbank Griesheim“ erhalten, auch das Geschäftsstellennetz mit den beiden Geschäftsstellen in Griesheim und Schwanheim sowie der SB-Stelle in Goldstein wird für mindestens 15 Jahre unverändert fortbestehen. Zugleich wird auch in die Zukunft investiert: So soll die Geschäftsstelle in Schwanheim umgebaut und modernisiert werden. Durch eine Aufstockung des Gebäudes soll zudem neuer Wohnraum geschaffen werden.

Eva Wunsch-Weber und Armin Pabst betonten, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Volksbank Griesheim übernommen werden. In den kommenden fünf Jahren wird es vereinbarungsgemäß keine betriebsbedingten Kündigungen geben, wobei die Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Volksbank hinzufügte, dass es in der 155-jährigen Geschichte des Instituts noch nie betriebsbedingte Kündigungen gegeben habe. Den Kunden der Volksbank Griesheim stehen demnach auch in Zukunft ihre vertrauten Ansprechpartner für eine fachkundige Beratung und Betreuung zur Verfügung. Die Mitarbeiter ihrerseits profitieren von verbesserten Karriere-, Aufstiegs- und Fortbildungsmöglichkeiten in der Frankfurter Volksbank. Vertraglich gesichert ist außerdem, dass sich die Volksbank Griesheim auch in Zukunft vor Ort für gemeinnützige soziale, karitative und kulturelle Projekte und Vorhaben sowie für Vereine und Schulen engagiert. Nach der Verschmelzung steht weiterhin jedes Jahr ein Budget von 100.000 Euro zur Verfügung, mit dem sie das gesellschaftliche Leben nach eigenem Ermessen unterstützen kann.

Der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Griesheim, Armin Pabst, wird nach der Fusion Bereichsvorstand der Zweigniederlassung Volksbank Griesheim. Vorstandsmitglied Dieter Stapf übernimmt die Position als Bereichsleiter Privatkunden des Dezernats Kredit und Recht bei der Frankfurter Volksbank. Beide werden zudem Generalbevollmächtige der Frankfurter Volksbank. Gleichzeitig werden die Vertreter der Volksbank Griesheim über ihr Mitsprache- und Entscheidungsrecht in der Vertreterversammlung der Frankfurter Volksbank die Geschäftspolitik weiterhin mit beeinflussen. Zwei Mitglieder des aktuellen Aufsichtsrats aus Griesheim werden zur Wahl in den Aufsichtsrat der Frankfurter Volksbank vorgeschlagen. Um die Regionalität und die Kundeninteressen der Volksbank Griesheim optimal zu berücksichtigen, wird der Zusammenschluss von einem Regionalbeirat begleitet. Auch nach der Verschmelzung wird es eine regelmäßige, regionale Mitgliederversammlung für Kunden und Mitglieder aus Griesheim, Schwanheim und Goldstein geben, in der über wichtige geschäftliche und genossenschaftliche Fragen informiert wird.

Intensive Zusammenarbeit sichert reibungslosen und erfolgreichen Verlauf der Kooperation

Um den Zusammenschluss optimal vorzubereiten und sicherzustellen, dass die Kooperation reibungslos verläuft, haben die beiden Genossenschaftsbanken einen Integrationsausschuss gebildet. Dieser wird mindestens einmal im Monat zusammenkommen und besteht auf Seiten der Volksbank Griesheim aus dem Vorstand mit Armin Pabst und Dieter Stapf sowie auf Seiten der Frankfurter Volksbank aus der Vorstandsvorsitzenden Eva Wunsch-Weber und dem Vorstandsmitglied Harald Stroh. Weitere Spezialisten werden je nach Themenfeld und Fragestellung hinzugezogen.

In Anbetracht der kunden- und mitarbeiterorientierten Vereinbarungen, der Expertise und wirtschaftlichen Stellung der Frankfurter Volksbank sowie der gemeinsamen Unternehmensphilosophie und -strategie blicken Eva Wunsch-Weber und Armin Pabst optimistisch in die gemeinsame Zukunft und freuen sich auf die enge Zusammenarbeit und die Neuerungen, die vor ihnen liegen. „Wir sind davon überzeugt, dass wir heute ein gutes neues Kapitel für die Volksbank Griesheim und die Frankfurter Volksbank aufgeschlagen haben, das sich für alle Beteiligten positiv auswirken wird. Mit der Kooperation stellen wir die Weichen für eine gemeinsame, erfolgreiche Zukunft.“

Die Volksbank Griesheim verzeichnete zum Jahresende 2016 eine Bilanzsumme von rund 320 Mio. Euro. Sie ist in den Frankfurter Stadtteilen Griesheim, Goldstein, Schwanheim und Sindlingen vertreten und betreibt dort insgesamt zwei Geschäftsstellen, eine Selbstbedienungs-Filiale und zwei Geldautomaten. 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich um die Bedürfnisse von mehr als 4500 Mitgliedern und rund 10000 Kunden.

Ihr zukünftiger Partner, die Frankfurter Volksbank, erreichte zum gleichen Zeitpunkt eine Bilanzsumme von 9,2 Mrd. Euro bei über 1300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Bank betreut mehr als 500000 Kunden im Rhein-Main-Gebiet, mit mehr als 200000 Mitgliedern ist sie Deutschlands mitgliederstärkste Volksbank.

Die gemeinsame Bilanzsumme würde sich bei einem sofortigen Zusammenschluss auf etwa 9,5 Mrd. Euro belaufen.