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Letzte Aktualisierung: 23.04.2024

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Vilja oh Vilja…

Premiere „Die lustige Witwe“ an der Oper Frankfurt

von Ingeborg Fischer und Karl-Heinz Stier

(15.05.2018) Das Premieren-Publikum kam voll auf seine Kosten. Lehars lustige Witwe war opulent gestaltet. Die Sängerinnen und Sänger liefen zur Höchstform auf, die Kostüme waren elegant, und das Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter der Leitung der Gastdirigentin Joana Mallwitz erfüllte mit Leichtigkeit alle Wünsche.

Bildergalerie
Marlis Petersen (Hanna) und Jurii Samoilov (Danielo
Foto: Monika Rittershaus
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Marlis Petersen (am Boden liegend) nd Ensemble
Foto: Monika Rittershaus
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Erwartungsgemäß wurde jedes Lied mit Zwischenapplaus bedacht. Mann kennt ja schließlich Lehar – und das wollte man an diesem Abend in Frankfurt  zeigen.

Doch eines ist überraschend und gibt der Aufführung einen besonderen Reiz: Regisseur Claus Guth hat den Klassiker bei seiner Inszenierung im Film-Metier angesiedelt, die Drehbühne erlaubte sozusagen Blicke hinter die Kulissen von Dreharbeiten. Die „lustige Witwe“ Marlis Petersen als Hanna Glawari und Iurii Samoilov als Graf Danilo konnten mit all den Baronen, Vicomten und Damen , die die Operette bevölkern im großen Ballsaal brillieren. Derweil geben ein Regisseur mit wienerischem Akzent (Klaus Haderer) nebst Script-Girl  und Kameramann  ihre Anweisungen für die großen Auftritte und die mitreißenden  Tanzszenen (Chereographie Ramses Sigl).

Guths Regie-Idee macht es folgerichtig auch möglich, die  Film-Darstellerin der lustigen Witwe Glawari, die privat ganz und gar nicht lustig zu sein scheint und den Danilo-Darsteller, der dem Alkohol zugeneigt ist, in ihren Garderoben zu beobachten. Besonders amüsant ist es, wenn der Graf ziemlich angetrunken sein „Da geh ich in´s Maxim“  zum Besten gibt und die Darstellerinnen der Maxim-Tänzerinnen in seine Garderobe drängen.

Bekanntermaßen durch Heirat reich geworden ist die aus dem Balkan stammende und nun verwitwete  Hanna. Einst waren Hanna und Danilo ein Liebespaar, doch aus Standesdünkel ließ er sie sitzen und verletzte sie tief. Der Botschafter des fiktiven Landes Pontevedro Mirko Zeta (Barnaby-Rea) will verhindern, dass die Witwe ihr Vermögen außer Landes schafft. Der charmante Lebemann Graf Danilo soll durch sein Eingreifen den Staatsbankrott  abwenden. Das Liebeskarussell kann sich drehen, und die Schmonzette „Vilja oh Vilja“ kann gesungen werden. Bemerkenswert dabei die Tänzerinnen und  Tänzer der Frankfurter Oper.

Die Liebes- Verwicklungen von Zetas Ehefrau Valencienne mit dem sie heiß begehrenden Camille de Rosilon (Martin Mitterrutzner) geben der Operrette zusätzlichen Reiz. „Ich bin eine anständige Frau“ singt Elizabeth Reiter, die als Valencienne sehr kurzfristig für Kateryna Kasper eingesprungen war und für  ihre Leistung anhaltenden Schluss-Applaus bekam. 

Ein furioses Spektakel im Ballsaal mit den Grisetten aus dem Maxim, die einen  Can-Can hinlegen, mit Chor und allen Protagonisten macht fast atemlos. Doch der herumirrende Kameramann, das verzweifelte Script-Girl und der hektische Regisseur bringen augenzwinkernd die üppige Operetten-Handlung dann zurück in die Wirklichkeit. Dann dreht sich die Bühne wieder, und  die Darsteller der Witwe und des Grafen sitzen traurig in ihren Garderoben. 
 Nur ein Metronom tickt. 

Man weiß: Hanna und Danilo kriegen sich, die anständige Frau bleibt anständig, das Geld rettet den fast bankrotten Staat und die Frankfurter Oper hat  seinem  Publikum große Freude gemacht. Auch deshalb, weil die Künstler auf sehr hohem Niveau singen und alle den Anspruch, der in Frankfurt an den städtischen Bühnen erwartet und verlangt wird, mit Bravour erfüllen.

Die Operette „Die lustige Witwe“ hat an der Oper Frankfurt mit einem Ensemble erster Güte den donnernden, anhaltenden Applaus sehr verdient. Und die ungewöhnliche Regie-Idee von Claus Guth verdient ganz besondere Anerkennung.

Es sangen außerdem Theo Lebow, Michael Porter, Gordon Bintner, Dietrich Volle.Maria Pantiukhova, Franz Mayer und Margit Neubauer. Alle Sängerinnen und Sänger – außer Franz Mayer – gaben ihr Rollendebüt.

Bühnenbild und Kostüme: Christian Schmidt 

Chor: Tilman Michael

Weitere Vorstellungen: 18., 20.Mai  (18 Uhr), 27.Mai (19.30 Uhr)3.Mai (18 Uhr), 13.,16.,22.und 25.Juni (19.30 Uhr)

Hotline (069)21249494  www.oper-frankfurt.de