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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Versorgungshaus und Wiesenhüttenstift feiern 200-jähriges Jubiläum

von Ilse Romahn

(09.03.2017)  Frankfurt - Am Donnerstag, 9. März, empfing Oberbürgermeister Peter Feldmann 200 Gäste im Kaisersaal um das 200-jährige Jubiläum der Stiftung Versorgungshaus und Wiesenhüttenstift zu feiern. „Privat vor Staat“, fordern wirtschaftsliberale Zeitgenossen heute gerne und meinen damit den Vorrang der Privatinitiative vor staatlichem Handeln. Wie der Blick auf zwei Jahrhunderte der Geschichte des Wiesenhüttenstifts exemplarisch zeigt, lautet das eigentliche Erfolgsrezept „Privat und Staat“.


200-jähriges Jubiläum Versorgungshaus und Wiesenhüttenstift: OB Peter Feldmann mit Rudi Baumgärtner, Margit Weißbach, Peter Mensinger und Dietrich Warmbier
Foto: Felix Wachendörfer
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Das Stadtoberhaupt: „Insofern war diese Einrichtung, lange bevor der Begriff entstand, ein gelungenes Modell einer sozialen ‚Public Private Partnership‘. Im Hinblick auf die vor uns liegenden Aufgaben können wir als Frankfurter, ebenso wie als politisch Verantwortliche, mit großer Dankbarkeit auf das Zusammenwirken von bürgerschaftlichem Engagement und staatlichem Handeln blicken. Dabei muss immer der Grundsatz gelten: Unser Staat darf das Ehrenamt nicht missbrauchen, um Kürzungen zu rechtfertigen. Ehrenamtliches Engagement ist zu kostbar, als dass es als Lückenbüßer gesehen werden darf.“

Entstanden ist das Haus zunächst durch staatliches Handeln. Frankfurt war im Gründungsjahr 1817 souveräner Staat des Deutschen Bundes, als der Senat beschloss, freie Mittel für die Gründung eines „Versorgungshauses“ für arme Menschen zu verwenden. Stiftungen und Hinterlassenschaften Frankfurter Bürgersfamilien ermöglichten dann den Ausbau der Einrichtung. In Erinnerung an die bedeutendste dieser Zuwendungen des Freiherrn Ludwig Friedrich Wilhelm Freiherr von Wiesenhütten, die den noch heute bestehenden Bau ermöglichte, erhielt ein Flügel davon den Namen Wiesenhüttenstift.

Bis zum Jahr 1899 setzten sich die Leitungsgremien der Frankfurter Stiftungen aus angesehenen Bürgern der Stadt zusammen. Eine neu erlassene Stiftungsordnung der Stadt bestimmte dann, dass auch der Magistrat Vertreter in die Pflegeämter der Stiftungen entsenden sollte.

Björn Wissenbach, der die Festrede hielt, hob hervor: „Es hat kaum eine bürgerliche Stiftung so gut verstanden, über 200 Jahre ihrem Bestimmungszweck so breit und allzeit auf neuestem Stand nachzukommen. Das ‚Paradies der Alten‘ residiert heute in dem jungen Stadtteil des Frankfurter Bogens und ist neben Schulen und Kindergärten ein selbstverständlicher Teil der dortigen Infrastruktur. Alles begann mit zehn Pfleglingen, die am 9. März 1817, einem Sonntag, durch die wortreiche Rede des Pfarrers Stein und einem Kirchenlied der Waisenhauskinder begrüßt wurden, während heute das neue Haus 149 Plätze für alten Menschen und 24 Appartements im Betreuten Wohnen bereithält.“

Das Versorgungshaus und Wiesenhüttenstift ist neben dem Betrieb des Altenpflegeheims und des Betreuten Wohnens am Gravensteiner Platz noch auf weiteren Gebieten wirtschaftlich tätig. 2010 konnte der Kaufvertrag für das benachbarte Grundstück abgeschlossen werden. Pünktlich zum 200-jährigen Stiftungsjubiläum 2017 wurde am 9. März der erste Spatenstich für den Neubau vorgenommen.

Die Feier fand in Anwesenheit der ‚Seniorin‘ des Pflegamtes, Stadträtin Daniela Birkenfeld, der Direktorin des Versorgungshauses und Wiesenhüttenstifts, Beatrix Schorr, sowie den Ehrenamtlichen des Pflegamtes Margit Weißbach, Rudi Baumgärtner, Peter Mensinger und Dietrich Warmbier statt.