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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Verleihung des Hessischen Staatspreises für das Deutsche Kunsthandwerk

von Ilse Romahn

(03.07.2018) Gleich zwei feierliche Anlässe zogen am Samstagmorgen eine Vielzahl Besucher auf das Frankfurter Messegelände: zum einen die offizielle Eröffnung der internationalen Konsumgütermesse Tendence, zum anderen die Verleihung des Hessischen Staatspreises für das Deutsche Kunsthandwerk durch Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung.

Kunsthandwerk hat auf der Frankfurter Messe Tendence eine lange Tradition. Denn bereits vor mehr als 750 Jahren nutzten die damaligen Gestalter die frühere Herbstmesse, um hier ihre neuen Waren wie Keramik, Gewebtes oder Geschmiedetes zu präsentieren. Die Geschichte der Tendence ist seit jeher eng verwoben mit dem Kunsthandwerk. Ein Grund, warum 1951, als der damalige Hessische Ministerpräsident Georg August Zinn den Staatspreis ins Leben rief, die Wahl auf die internationale Konsumgütermesse fiel.

Dort wurden heute zum 68. Mal die Preisträger für ihr kunsthandwerkliches Schaffen ausgezeichnet. Insgesamt ist der Preis mit 8.500 Euro dotiert. Der erste Preis ging an Christoph Weißhaar für seine Metallarbeiten. Der zweite Preis ehrte die Designerin Alena Willroth für ihre Schmuckarbeiten. Mit dem dritten Preis wurde der Keramiker Martin Schlotz ausgezeichnet. Außerdem wurde wie in den Vorjahren ein Förderpreis verliehen. Diesmal ging er an Martina Sigmund-Servetti für ihre Porzellanobjekte.

In seiner Begrüßungsrede wandte sich Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt, an die diesjährigen Gewinner: „Sie, liebe Preisträger, wissen Ihre kreativen Spielräume in einzigartiger Art und Weise zu nutzen. Sie haben Herausragendes geleistet und mit ihren Arbeiten überzeugt.“ Braun dankte der fünfköpfigen Jury für ihre Arbeit und wies darauf hin, dass die prämierten Produkte der Staatspreisträger ab heute in der Ausstellung FORM 2018 – Form aus Handwerk und Industrie in Halle 9.0 auf der Tendence gezeigt werden.

Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung überreichte anschließend die Preise. Er betonte: „Kreativität und Können sind die wichtigsten Ressourcen unseres Landes. Im Kunsthandwerk verbindet sich beides. Neue Gestaltungslösungen sind immer eine Inspiration für andere. Mit dem Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk möchten wir dazu ermutigen, sie zu suchen und zu realisieren.“

Zur Jury zählten in diesem Jahr Dr. Anja Eichler, Museumsleiterin Städtische Sammlung Wetzlar, die Galeristin Rosemarie Jäger, der Dekan des Fachbereichs Design an der Hochschule für Gestaltung Offenbach, Prof. Dr. Markus Holzbach sowie Wiebke Lang, Chefredakteurin des Magazins Designreport. Außerdem nimmt traditionell ein Staatspreisträger aus dem Vorjahr als Jurymitglied teil. In diesem Jahr war das Hubert Steffe, der 2017 mit dem 1. Preis ausgezeichnet wurde.

1. Preis: Christoph Weißhaar 

Die Jury zeichnete den gelernten Silberschmied aus Nürnberg mit dem ersten Preis aus, der mit 3.500 Euro dotiert ist. Nach einem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg hat Weißhaar dort einen Lehrauftrag und betreibt eine eigene Werkstatt. Die Jury überzeugte der Metallkünstler mit der hohen kunsthandwerklichen Fertigkeit, mit der seine Objekte ausgeführt sind. In ihrer Begründung lobte sie die Einbindung von Teilen aus dem Fahrzeugbau von Traktoren in sein Werk sowie die simple Form bei gleichzeitiger Verwendung von edlem Metall, wie beispielsweise bei den von ihm gefertigten Löffeln. 

2. Preis: Alena Willroth

Der zweite Preis, der mit 2.500 Euro dotiert ist, ging an Alena Willroth für ihre außergewöhnlichen, filigranen Schmuckarbeiten aus Plastikfolie. Die gebürtige Tschechin und Wahl-Berlinerin Willroth hat Modedesign studiert, bevor sie 2013 ihr eigenes Schmucklabel Slast gründete. Die Jury begeisterte an ihren Arbeiten nicht nur der Upcycling-Aspekt, also, dass aus einem so einfachen Material wie Plastikfolie einzigartige und farbenfrohe Schmuckstücke entstehen. Es waren insbesondere die virtuose Verknüpfung von historischen mit digital anmutenden Einflüssen sowie der enorme handwerkliche Aufwand, die die Jury überzeugten.

3. Preis: Martin Schlotz

Für seine herausragenden Keramikarbeiten ging der mit 2.000 Euro dotierte dritte Preis an Martin Schlotz. Der gebürtige Baden-Württemberger betreibt seit 1999 eine eigene Werkstatt in Laudert im Hunsrück. Seine Arbeiten sind in zahlreichen Museen und öffentlichen Sammlungen vertreten. Die Jury lobte „die maximale Konsequenz und hohe Präzision in der Ausführung der Keramiken zusammen mit einer Varianz in den Techniken“. Weiter hieß es in der Begründung der Jury: „Die virtuose Kenntnis des Materials und die Farbwahlen insbesondere die Variationen im Schwarzbereich fallen ins Auge.“ 

Förderpreis: Martina Sigmund-Servetti

Mit einem Förderpreis – dotiert mit 500 Euro – ehrte die Jury die Porzellanarbeiten von Martina Sigmund-Servetti. Die gelernte Keramikerin arbeitet seit 1998 als freischaffende Kunsthandwerkerin mit eigener Werkstatt in Heilbronn. Die Jury formulierte ihre Begründung so: „Das überaus große Gespür für das Material Porzellan zeugt von einer breiten Auseinandersetzung mit eben diesem. Die Mischung aus traditionellen und modernen Dekoren, die eigenständig und grafisch die Ausgewogenheit der Gestaltungselemente darstellen, sind überzeugend.“