Das Online-Gesellschaftsmagazin aus Frankfurt am Main

Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

Werbung
Werbung

Veranstaltungsreihe Double Feature in der Schirn Kunsthalle Frankfurt

von Ilse Romahn

(01.08.2018) Die monatliche Veranstaltungsreihe Double Feature wird am 27. August mit Paul Kuimet und am 24. September 2018 mit Nina Könnemann fortgesetzt. Mit Double Feature bietet die Schirn Kunsthalle Frankfurt nationalen und internationalen Film- und Videokünstlern ein Forum.

Im Gespräch mit den Kuratoren der Schirn geben die Künstlerinnen und Künstler tieferen Einblick in ihre Arbeit und insbesondere in ihr filmisches Interesse. Die Abende finden jeweils im für diesen Anlass temporär eingerichteten Kinosaal im Schirn Café statt.
 
Mit den monatlichen Veranstaltungen der Filmreihe Double Feature bietet die Schirn Kunsthalle Frankfurt nationalen und internationalen Film- und Videokünstlern ein Forum. Am jeweils letzten Montag eines Monats zeigen sie dem Publikum eine Arbeit aus ihrem eigenen Werk und einen von ihnen ebenfalls persönlich ausgewählten Lieblingsfilm. Im Gespräch mit den Kuratoren der Schirn geben die Künstlerinnen und Künstler tieferen Einblick in ihre Arbeit und insbesondere in ihr filmisches Interesse.

Im für diesen Anlass temporär eingerichteten Kinosaal im Schirn Café, für den die Künstlerin und Städel-Professorin Judith Hopf eigens einen Vorhang entworfen hat, wird die Reihe am 27. August mit Paul Kuimet und am 24. September 2018 mit Nina Könnemann fortgesetzt. 

Double Feature Paul Kuimet am 27. August
Einlass 19 Uhr, Beginn 19.30 Uhr, Eintritt frei, ohne Anmeldung. Der Künstler ist anwesend

Der Fotograf und Videokünstler Paul Kuimet widmet seine Arbeit Landschaften, Architekturen und Objekten, in denen sich von Menschen hinterlassene Spuren entdecken lassen. Er dokumentiert und offenbart den oft in ihnen verborgenen Wandel von Ideologien, Besitztümern und identifizierbaren Lebensformen und verstärkt gleichzeitig die Beziehung des Betrachters zum physischen sowie zum bildlichen Raum. In der Schirn zeigt Kuimet seine Videoarbeit Exposure (2016, 16 mm, 7:56 Min.), in der die Kamera beständig um ein Objekt kreist, das an eine moderne Skulptur erinnert. In kontrastreichem Schwarz und Weiß gehalten, lässt der Film nicht erahnen, dass es sich hier um den Nachbau einer Sonnenuhr aus dem 17. Jahrhundert handelt. Während sich die Aufnahmen sukzessive auf das stark angeleuchtete Objekt zubewegen, erscheinen seine Oberflächen aus dem Dunkeln und verschwinden wieder. Das Objekt wird durch den Wandel der Aufnahmen von figurativ zu abstrakt mystifiziert, gleichzeitig konkretisiert und dabei das Sehen herausgefordert.

Nach einem Gespräch mit SCHIRN-Kurator Matthias Ulrich präsentiert Kuimet seinen Lieblingsfilm L’eclisse (1962, 126 Min.). Im dritten Teil seiner Trilogie erzählt der italienische Regisseur Michelangelo Antonioni nicht nur von der Liebesbeziehung zwischen der frisch getrennten Vittoria und dem ebenfalls ziellosen Piero, sondern auch von Entfremdung und der Unfähigkeit des modernen Menschen zu lieben.

Paul Kuimet wurde 1984 geboren und studierte u. a. an der Estnischen Kunstakademie in Talinn, wo er heute lebt und arbeitet. Seine Arbeiten wurden u. a. gezeigt im Contemporary Art Museum of Estonia, Tallinn, im BOZAR Centre for Fine Arts, Brüssel sowie im “The Baltic Pavilion” bei der 15. Biennale Architettura 2016. In diesem Jahr war er Stipendiat des WIELS Contemporary Art Centre in Brüssel. 
 
Double Feature mit Nina Könnemann am 24. September  
Einlass 19 Uhr, Beginn 19.30 Uhr, Eintritt frei, ohne Anmeldung. Die Künstlerin ist anwesend

In ihren Videoarbeiten unternimmt die Künstlerin Nina Könnemann Beobachtungen alltäglicher (Rand-)Erscheinungen, die wie Studien von menschlichem Verhalten in einem sozio-ökonomischen Kontext wirken. Von besonderem Interesse für Könnemann sind marginale, urbane Räume und darin stattfindende Aktivitäten, die trotz ihrer Alltäglichkeit wenig Aufmerksamkeit erhalten. Mittels filmischer Verfahren, insbesondere dem Schnitt, verfeinert sie ihre vermeintlich unspektakulären Beobachtungen zu einem subtil ausdrucksstarken Porträt. In der Schirn präsentiert sie einen 15-minütigen Auszug von Aufnahmen ihrer seit 2016 fortlaufenden Live-Video-Performance Free WiFi, in der sie in Echtzeit teils inszenierte, teils dem Zufall überlassene Videos von Orten mit freiem WLAN-Zugang sendet. Hierfür bedient sie sich der App Periscope, die Videostreaming und Livechat kombiniert. Die verflochtenen Texte und Aufnahmen sind virtuelle Begegnungen von Menschen, die sich im selben WLAN öffentlicher Räume wie Bibliotheken, Cafés und Warteräume aufhalten. Könnemanns Performance öffnet einen visuellen, textuellen und akustischen Raum, der zwar existent, aber in der realen Welt nicht greifbar ist.

Nach einem Gespräch mit SCHIRN-Kurator Matthias Ulrich zeigt Könnemann ihren Lieblingsfilm The Human Surge (2016, 97 Min.) des argentinischen Regisseurs Eduardo Williams. Der dokumentarische Spielfilm begleitet unzufriedene Jugendgruppen auf der Suche nach Erfüllung in Argentinien, Mozambique und auf den Philippinen. Dabei spiegelt Williams die Verbundenheit und Entfremdung der Jugendlichen auch filmisch und adaptiert formal ihr digitales und analoges Umfeld zwischen Social Media und Technokapitalismus.

Nina Könnemann, 1971 in Bonn geboren, studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Sie lebt und Berlin und Hamburg. Ihre Arbeiten und Performances wurden u. a. gezeigt im Museum Brandhorst, München, in den Kunst-Werken Berlin – KW Institute for Contemporary Art, sowie im Centre Georges-Pompidou, Paris, beim Toronto International Film Festival 2016, im Museum of Modern Art, New York sowie im Portikus, Frankfurt am Main.


Double Feature-Gespräche sind abrufbar

Die Videoarbeiten und Gespräche mit bisher beteiligten Künstlerinnen und Künstlern wie etwa Monira Al Qadiri, Eli Cortiñas, Beatrice Gibson, Timur Si-Qin, Pilvi Takala und Andrew Norman Wilson sind unter dem Titel Double Feature Conversations über den YouTube-Kanal der Schirn abrufbar. Das Schirn Magazin bietet zudem mit dem redaktionellen Schwerpunkt Video Art regelmäßig diskursive Beiträge, die die Reihe Double Feature begleiten. 
www.schirn.de