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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Straßburg: Mal nicht Krokodil, Kathedrale und Kugelhupf

von Helmut Poppe

(08.10.2018) Gehörte es in den 70er und 80er Jahren noch zum guten Ton gerne und regelmäßig ins Elsass zu fahren und dort ein Tag oder sogar ein Wochenende zu verbringen, ist diese grenzüberschreitende Abwechslung mittlerweile irgendwie aus der Mode gekommen. Sind Riesling und Gewürz an dem Flüsschen Ill tatsächlich passé?

Bildergalerie
Hôtel Patricia
Foto: Frankfurt-Live, Poppe
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Geistesgässel
Foto: Frankfurt-Live, Poppe
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Hôtel Patricia; rezeption
Foto: Frankfurt-Live, Poppe
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Sauce Cubaine, Srasbourg
Foto: Frankfurt-Live, Poppe
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Tramway Strasbourg
Foto: Frankfurt-Live, Poppe
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Eine heute startende Artikelreihe in diesem Online-Journal widmet sich den Themen Freizeit, Menschen, Europa, Kultur, Flanieren und Wirtschaft in der Stadt auf der linken Seite des Rheins. Die einzelnen Beiträge mit zahlreichen Tipps findet man hier auf Frankfurt-Live in der Rubrik Reisen unter dem Stichwort Straßburg. Bewusst werden nicht die Themen Elsässische( Spitzen-) Restaurants, „Hoch“-Kultur und Gewürztraminer-Glückseligkeit angesprochen. Wir schreiben eher über Alltagsthemen wie Freizeit, Wohnen, Arbeit und welche interessanten neue Entwicklungen es hier in der Unternehmenswelt gibt. Es werden einige Vergleiche zu Frankfurt gezogen. Auch gehört das Thema Freizeitaktivitäten zu unserer Artikelreihe. Diese andere Sichtweise auf Politik und auf die Franzosen als unsere Nachbarn, Geschichte und Medien sollen das Verständnis für die Stadt vertiefen, für eine Stadt, die es auf jeden Fall verdient hat, geliebt zu werden. Straßburg ist einfach die zu Frankfurt am nächsten liegende französische Kleinmetropole, die viel elsässiches savoir-vivre zu bieten hat und zugleich in vielen Dingen uns Deutschen in kleinen Details Vertrautes zeigt.

Schaut man sich in Straßburg um, gewinnt man rasch den Eindruck, dass hier eher das Gegenteil der Fall ist als zurückgehende Besucherzahlen. Es wimmelt nur so von Touristen, die ihren Tafeln haltenden Guides nachlaufen.  Man muss auch auf selbstbewusst auftretende Radler achten und  den sich auf  Segways dahineilenden Touris Platz machen, die auf ihren Elektro-Stehrollern in Eile die Stadt erkunden.  Muße und Flanieren sieht anders aus. Vielleicht lag der starke Andrang aber auch an dem schönen Herbstsommer, den wir gerade erleben dürfen. 

Gleich also eines vorweg, lassen Sie das Auto zu Hause oder parken Sie in Kehl, vielleicht kommen Sie auch besser mit dem Zug . Die Stadt hat sich in diesem Jahr zum Ziel gesetzt, PKWs von Menschen, die nicht zu den Berufsgruppen „métiers de bouche“ also solchen, die nicht Bäcker, Restaurantmitarbeiter, Metzger oder andere Handwerker sind, den Zugang in die Innenstadt zu vermiesen. Die Parkgebühren wurden von zuvor moderaten 3 € pro Tag auf 35 € erhöht, ein Strafzettel - auf Französisch pv -  kostet, wenn man nicht binnen 3 Stunden dennoch zahlt oder den Wagen woanders hinstellt 35 €. Da überlegt man sich halt doch, ob die Wahl der Straßenbahn oder einem Mietfahrrad gilt, die in reichlicher Zahl auszuleihen sind. A propos Straßenbahnen, wenn man sich in Straßburg orientieren möchte, nimmt man am besten die Straßenbahnlinie D zum Vorbild, die von Kehl rüber führt bis nach Hautepierre und gleichzeitig die Kern-Innenstadt mit bedient. Diese Ost-West-Achse gibt einen guten Überblick wo was liegt, und wo die wichtigsten Punkte der Stadt Straßburg auf der Strecke zu finden sind.

 

Teil I, die Unterkunft

Hotelkette kann jeder!

Als Europa-Parlament-Stadt entsteht eine hohe Nachfrage nach Hotelzimmern durch Politbeamte, verstärkt wird der Druck in den Ferienzeiten durch Horden von Besuchern, die das recht überschaubare Angebot von Hotelzimmern belegen. Es sind in der Kernstadt nur etwa 30 Hotels, die zur Auswahl stehen. Da wird es an Wochenenden und zum Weihnachtsmarkt mitunter schon knapp. Zur ‚petite histoire‘, der Weihnachtsbaum wird dieses Jahr schon Ende Oktober auf der Place Kléber aufgestellt.

Wir kamen nach Suchen auf einem der einschlägigen Portalen auf ein kleines Hotel, für das wir uns - trotz einiger Bedenken, es war mit nur einem Sternchen versehen – entschieden hatten und vor Ort buchten. Es liegt unmittelbar neben  dem beliebten Altstadtviertel Petite France und bietet ein Interieur, das seinesgleichen sucht.  Schwere gediegene Holztreppen, gemütliches Mobiliar aus der vorletzten Jahrhundertwende und ein Steinboden der seinesgleichen sucht, machen Hôtel Patricia zu einem kleinen Schmuckstück mit 5 Sternen. Man wundert sich, wie die Handwerker so etwas früher hinbekommen haben und dass es seit über hundert Jahren solide hält. Der Ausblick aus dem Schlafzimmer war Biedermeiergleich auf schöne Hinterhofgärten gleich neben der Kirche Saint-Thomas. Für unter 70 € erhielten wir ein Doppelzimmer mit einem bequemen Bett und separatem Bad. Frühstück gibt es gleich um die Ecke mit 10% Rabatt für Hotelgäste, ein Brunch in dem nett gestylten Café Rendezvous für 9 Euro.

Spät Ankommende treibt es abends noch einmal nach draußen. Das Szene-Onlineportal dsj.fr (leider nur in französischer Sprache) nannte als Divertissement Tanz. Wir fanden das Tanzstudio „Sauce Cubaine“ unterhalb des Cafés „Septíème Art“ sympathisch. Tanzlehrer Alex, der man höre und staune – Tanz in der Mittagspause anbietet für Jederfrau/Mann - ließ uns abends das Tanzbein mitschwingen unter Straßburgern. Wir lernten viel und hatten Spaß bei seinem 2 Stunden-Salsakurs.  Gleichzeitig ergibt sich die Gelegenheit, Einheimische auf eine nette Art und Weise kennenzulernen. Ein Schelm, der da denkt, dass  der Europarat eigentlich dergleichen Aktivitäten subventionieren sollte statt nur sogenannte „Hochkultur“-Begegnungen. Einige kennen bestimmt das Angebot Guinguettes aus dem Osten von Paris, wo am Ufer der Marne Sonntagnachmittags  zu Tanz und Musik eingeladen wird. Dies findet man auch in Straßburg in der Auberge du Moulin im Stadtteil Duppigheim.

In den kommenden Artikeln erwarten Sie Reiseberichte aus Straßburg und dem Elsaß mit den Themen Menschen, Wohnen,  Europa, Politik, Kultur, Flanieren und Wirtschaft. All dies möglichst auch immer in einem Bezug und mit einem Vergleich zu Frankfurt.  Vieles ist ähnlich, anderes bestimmt kreativer, versehen mit einem „French Touch“.