Letzte Aktualisierung: 18.04.2024
Sternstunde der Unterhaltung
Gogol & Mäx zu Gast im Rémond-Theater
von Ingeborg Fischer und Karl-Heinz Stier
(25.06.2019) Das Bühnenbild wirkte seriös. In einem Salon steht ein Piano mit weißer Marmor-Büste, aber auch eine Pauke! An den Brokattapeten hängen Portraits von einem verschmitzt schauenden Mozart und einem streng blickenden Bach, eine Portiere mit Troddeln ziert die Tür. Das Spiel konnte beginnen.
Christoph Scheib als Gogol und Albert Müller als Mäx erscheinen im Salon, um ihr „Concerto Humoroso“ anzustimmen: Gogol, der eitle Konzertpianist mit präzisem Mittelscheitel und Frack und Max mit grauer wallender Clowns-Mähne – oben nix und rundum lang und zottelig und überlangen Schlapp-Schuhen . „Piano solo“ kündigt Gogol an, verneigt sich und setzt sich ans Klavier.
Doch ob Bach oder Schubert, Mozart oder Tschaikowsky, Faxenmacher Mäx lässt keine Soli zu. Ob Pauke, Alphorn, Glocken, Klarinette, Xylophon oder Saxophon, er stört, er interpretiert die Klassiker anders und er bringt immer wieder den Ohrwurm „La Cucaracha“ – die Kakerlake - musikalisch unter. Es war Musik-Clownerie und Akrobatik vom Allerfeinsten, was das jubelnde Publikum geboten bekam an musikalischem Können und Gag-Ideen. Pianist Gogol muss ertragen, dass das Präludium von Bach gestört wird von Kuhglockengeläut und Gamsbart und Franz Liszt Konkurrenz von einem riesengroßen Alphorn bekommt, dass über die Köpfe des besorgten Publikums ragt. Mäx ist nicht zu bremsen und der mittelgescheitelte Konzertpianist tut munter mit. Beide liegen auch mal bäuchlings auf dem Piano und spielen vierhändig Bizets „Habanera“ aus Carmen, um dann einen Boogie-Woogie folgen zu lassen. Seine vergeblichen Versuche, auf dem Piano ein Solo zu spielen, wird vom Publikum fröhlich aufgegriffen, aber gar nicht ernst genommen. Nein! Mäx mischt sich mit immer neuen Instrumenten und Varianten ein und landet auch mal in der Tonne, Paukenschwengel und Teller fliegen gekonnt beim Jonglieren, die beiden studierten Musiker können einfach fast alles, was ein solches Komiker-Duo ausmacht. Nach der Pause erwartete man nicht mehr ganz so viel. Aber weit gefehlt. Es ging noch furioser weiter, der Pianist zeigt sein Können an Tuba und Gitarre, balanciert mit Tutu und Schirmchen und übertrumpft beinahe den spaßigen Mäx. Alt und Jung, alle lachten Tränen!
Nicht enden wollende stehende Ovationen zum Schluss belohnten die beiden außergewöhnlichen Künstler, die sowohl musikalisch, aber auch akrobatisch, geistreich und kabarettistisch ein mitreißendes Programm auf höchstem Niveau boten. Chapeau! Leider gab es nur vier Aufführungen von „Gogol und Mäx“ im Rémond-Theater. Aber Wiedersehen würde Freude machen.