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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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Stadt Frankfurt und Bildungsstätte Anne Frank veranstalten ersten Anne-Frank-Tag

von kus

(09.06.2017) Frankfurt - Mit einem vielfältigen und umfangreichen Veranstaltungsprogramm, mit Kunstaktionen im öffentlichen Raum und Jugendprojekten veranstalten das Dezernat für Integration und Bildung sowie das Dezernat Kultur- und Wissenschaft gemeinsam mit der Bildungsstätte Anne Frank den ersten Anne -Frank-Tag am Montag, 12. Juni.

Oberbürgermeister Peter Feldmann: „Mich begeistert das Programm, das maßgeblich von meinem Freund und Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, auf die Beine gestellt wurde. Frankfurt nimmt dadurch das Schicksal einer seiner bekanntesten Töchter zum Anlass, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Mich hat als Jugendlicher das Tagebuch sehr bewegt, denn es hat mir, wie ich heute weiß, die Möglichkeit der Identifikation mit ihrem Schicksal ermöglicht. Was wäre aus Anne Frank für eine großartige Schriftstellerin geworden, diese Frage bewegt viele Menschen – auch mich – noch heute. Das Schicksal Anne Franks und ihr Ringen um Selbstbewusstsein und Selbstbehauptung verweist uns gleichzeitig auf den unermesslichen Verlust, zu dem die Nazi-Verbrechen geführt haben. Unsere Lehre daraus? Nie wieder Nazismus und Ausgrenzung, gemeinsam wachsam bleiben!“

„Mit dem Anne Frank-Tag möchte die Stadt Frankfurt an Anne Frank erinnern und die Botschaft ihres weltberühmten Tagebuchs ins Zentrum des Gedenkens und des Engagements stellen“, erläuterte Stadträtin Sylvia Weber, Dezernentin für Integration und Bildung, das Ziel des Anne Frank-Tags. „Mit Veranstaltungen in der gesamten Stadt, an verschiedenen Orten und im öffentlichen Raum möchten wir so viele Frankfurter Bürger und so viele Altersgruppen wie möglich erreichen.“ Dabei gehe es auch darum, aktuelle Formen von Antisemitismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit zu thematisieren und sich mit ihnen auseinanderzusetzen, so Weber. „Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass auch heute wieder Millionen Menschen auf der Flucht leben – darunter viele Kinder und Jugendliche.“

„Anne Frank ist mehr als eine Symbolfigur für die Opfer des Nationalsozialismus. Ihr Tagebuch ist ein Dokument des individuellen Wunsches nach Freiheit und Selbstbestimmung und damit unvergänglich. Mit ihrem Ringen um den eigenen Lebensentwurf in mörderischen Zeiten spricht sie bis heute Menschen aller Generationen und Herkünfte an. Die vielfältigen Veranstaltungen des Anne-Frank-Tags erinnern an ihr historisches Schicksal und laden zugleich ein, ihre Wirkung und die Aktualität ihrer Ideen einer humaneren und gerechteren Welt zu diskutieren“, erklärt Kulturdezernentin Ina Hartwig.

Als Teil eines Fachbeirates haben mehrere städtische Einrichtungen und Vereine ein vielfältiges Programm für den ersten Anne Frank-Tag zusammengestellt.

Am Vorabend wird die Monooper „Das Tagebuch der Anne Frank“ von Grigori Frid im Atelierfrankfurt den Auftakt bilden. Am 12. Juni selbst öffnet sich die Westend-Synagoge für Besucher, es werden eine Fortbildung zu den Biographien ermordeter Frankfurter Juden sowie eine Stadtführung auf den Spuren von Anne Frank angeboten. Die Preisverleihung des bundesweiten Comicwettbewerbs „Welt retten“ und die Kunstaktionen für den öffentlichen Raum „korrekturen“ dürften Jugendliche ganz besonders ansprechen. Zum Abschluss widmet sich ein prominent besetztes Podium „Anne Frank: Ikone, Inspiration – Mittel zum Zweck?“ den durchaus kritischen Fragen zur populären Vereinnahmung von Anne Frank als „berühmtestes Opfer der Shoa“.

Den Impuls für einen Anne Frank-Tag in Frankfurt gab Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, im vergangenen Jahr: „Die Etablierung des Anne Frank-Tags ist für mich und die Bildungsstätte Anne Frank ein ganz wichtiges Anliegen, um in Frankfurt, wo Anne Frank geboren wurde und ihre Vorfahren schon lange Zeit lebten, an die Geschichte von Judenhass, Verfolgung und Vernichtung im Nationalsozialismus zu erinnern, und sich außerdem mit aktuellen Fragen des Zusammenlebens in der Stadtgesellschaft auseinanderzusetzen“, sagte Mendel. „Nach unserer Erfahrung kann die aktive Aneignung der Geschichte dann gut gelingen, wenn sie mit den Lebensrealitäten von Menschen in unserer Gesellschaft heute verknüpft wird. Die Geschichte von Anne Frank bietet zugleich einen einzigartigen Zugang, sich mit aktuellen Formen von Menschenfeindlichkeit auseinanderzusetzen. Gedenken und Engagieren – diese Ziele werden mit dem vielfältigen Programm des Tages schon sehr erfolgreich umgesetzt.“

Der Anne Frank-Tag wird von nun an jedes Jahr am Geburtstag Anne Franks, dem 12. Juni, stattfinden und jeweils unter ein neues Motto gestellt. Das diesjährige Motto des Anne Frank Tages stammt von Anne Frank selbst: „Wie herrlich ist es, dass niemand eine Minute warten braucht, um damit zu beginnen, die Welt langsam zu ändern!“ Es ist ein Zitat aus einer Kurzgeschichte der damals 14-Jährigen. „Wir wollen dieses Zitat heute als Aufruf an uns alle lesen, sich für eine bessere und gerechtere Welt einzusetzen“, sagte Sylvia Weber. „Mit dem Anne Frank-Tag setzt Frankfurt ein wichtiges Zeichen für eine weltoffene Stadtgesellschaft, die Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierungen jeder Art eine deutliche Absage erteilt.“

Zum Fachbeirat gehörten neben dem Dezernat für Integration und Bildung und der Bildungsstätte Anne Frank Vertreterinnen und Vertreter des Kulturdezernats, des Amtes für multikulturelle Angelegenheiten (AmkA), des Stadtschulamtes, des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), der Evangelischen Kirche, des Frankfurter Jugendrings, des Fritz Bauer Instituts, der Jüdischen Gemeinde, des Jüdischen Museums, der Katholischen Kirche und des Rates der Religionen.