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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Sprichwörter sind das „Salz in der Suppe“

Museum für Kommunikation mit Mitdenk- und Mitmach-Ausstellung

von Karl-Heinz Stier

(26.05.2017) Wie arm wäre unsere Sprache, gäbe es nicht zu ihrer Auflockerung Sprichwörter, geflügelte Worte und Redewendungen. Sie treffen meist in bildhaften Vergleichen – pardon ! - „den Nagel auf den Kopf“. Und sie machen unsere verbalen oder schriftlichen Äußerungen anschaulicher, witziger und verständlicher. Das Museum für Kommunikation in Frankfurt widmet sich dieser Sprachkunstfertigkeit in einer vergnüglichen Präsentation unter dem Titel „Mein Name ist Hase! Redewendungen auf der Spur“ bis zum 19.November.

Bildergalerie
Plakattitel
Foto: Museum für Kommunikation
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Ein Sprichwortgenerator in Form eines Glücksrades
Foto: Museum für Kommunikation
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Die Erklärung zu Fersengeld geben
Foto: Museum für Kommunikation
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Redewendungen  machen nicht nur originelle und kraftvolle Bereiche unseres Wortschatzes lebendig, sie sind auch wie Brücken in die Vergangenheit. Leider gehen diese Brücken immer mehr verloren, weil viele Bezüge auf die Redensarten zurückgehen, heute in Vergessenheit geraten sind. „Wer hat jemals eine Tretmühle in Aktion gesehen, wer könnte noch mit Heller bezahlen und wer hätte eine Verwendung für Kerbholz?“ sinniert der Schriftsteller Gerhard Wagner in einem seiner Bücher. Bei unseren älteren Mitbürgern sind solche Begriffe und Vergleiche noch „gang und gäbe“, aber bei den jüngeren Jahrgängen müsse man erklären, was es bedeutet, „das Heft in der Hand zu haben“ oder „auf den Hund gekommen zu sein“. Sie wissen meist nicht mehr, was man „auf die hohe Kante legt“ oder „wann die Tafel aufgehoben wird“.

Sozusagen Nachhilfe leistet das Museum unter der Erläuterung von Dr. Helmut Gold, seinem Direktor, und dem Ausstellungskurator Dr. Rolf-Bernhard Essig, in dem es über die Entstehung und den Ursprung vieler Redewendungen das Bild des mittelalterlichen Jahrmarkts aufgreift und auf einem bunten „Rummel der Redewendungen“ Aussprüche aus den Bereichen Körperteile, Theater, Tiere, Schützen und Waffen sowie Sex und Crime reflektiert – und das anhand von interaktiven Stationen und Medieneinheiten. Ein Sprichwort-Generator in Form eines doppelten Glückrads lädt zum Finden bekannter und Erfinden neuer Sprichwörter ein. Beim Ausspruch „Fersengeld geben“ ist im 13. Jahrhundert reine Art Buße zu verstehen, die jemand zu zahlen hatte. Bei den Wenden konnten sich Frauen mit Zahlung des Fersengeldes von ihrem Ehemann trennen.

Beim Quiz mit internationalen Redewendungen erfahren die Gäste u.a., dass man in Frankreich keinen Frosch im Hals, sondern eine Katze im Schlund hat. Dass viele Menschen nur Bahnhof verstehen, wenn es um die Herkunft von Redewendungen geht, führt eine Straßenumfrage von Passanten unterhaltsam vor Augen. Wo geflügelte Worte wie „Das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft“ ihren Ursprung haben( „Casablanca“), zeigen Ausschnitte bekannter wie weniger bekannter Filme. In einer  Sprichwort-Peep-Show werden schlüpfrige und kriminelle Redewendungen – vom Schäferstünden bis zum Dreck am Stecken – diskret hinter einem roten Vorhang erklärt.

Die Reformationszeit und das 19.Jahrhundert waren besonders produktiv, was die Entstehung von Sprichwörtern und Redewendungen betrifft. Auch heute entstehen permanent neue sprachliche Wendungen, sei es in Literatur, Werbung, Jugendliteratur oder Politik. US-Präsident Obama hat neben dem „Yes we can“ über 1700 weitere sprichwörtliche Redensarten verwendet, um seine Landsleute von seiner Eignung für das Präsidentenamt zu überzeugen.

Zur Ausstellung gibt es ein vielfältiges Begleitprogramm mit Vortragen, Führungen und Workshops sowie Aktionen für Kinder. Nähere Infos unter www.mfk-frankfurt.de

Der Eintritt  in das Museum am Schaumainkai 53  kostet  ab 6 Jahre 1.50, ab 16 Jahre  4 Euro. Für Gruppen ab 10 Personen ist der Eintritt freitags frei. Öffnungszeiten: Di-Fr 9-18 Uhr, Sonn- und Feiertag 11-19 Uhr.

PS: Bleibt noch zu erklären, was es mit dem Ausspruch und Titel der Ausstellung „Mein Name ist Hase“ auf sich hat. Er stammt von dem Heidelberger Studenten Victor Hase. Bei einer Befragung vor Gericht verpfiff dieser 1854 seinem Kommilitonen nicht, sondern sagte nur: „ Mein Name ist Hase, ich verneine die Generalfragen. Ich weiß von nichts“. In der Kurzform wurde seine mutige Antwort schnell deutschlandweit bekannt und ist bis heute ein beliebtes geflügeltes Wort.