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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Sozialstatus und Ernährung - Isotopenanalyse

von Ilse Romahn

(20.04.2018) Neue Forschungskooperation zwischen der University of Cambridge und Archäologischen Museum Frankfurt.

Bildergalerie
Harheimer Frauenskelett in Fundlage
Foto: Denkmalamt Frankfurt
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Trachtenrekonstruktion
Foto: Archäologisches Museum Frankfurt
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Litten die Kinder der fränkischen Siedlung in Frankfurt-Harheim im frühen Mittelalter aufgrund schlechter Ernährung an Mangelerscheinungen? Und was stand bei der Bevölkerung dort vor über 1200 Jahren auf dem Speiseplan?

Diesen spannenden Fragen widmet sich ein neues Forschungsprojekt, das die University of Cambridge in Kooperation mit dem Archäologischen Museum Frankfurt durchführt.

Um dem Thema auf die Spur zu kommen, entnehmen Susanne Hakenbeck, Lecturer in Historical Archaeology am Department of Archaeology der Universität Cambridge, und ihre Mitarbeiterin Proben von Skeletten aus dem fränkischen Gräberfeld von Frankfurt-Harheim. Nur etwa 1 Gramm Knochensubstanz und ein kleiner Teil der Zahnwurzel werden für die von den Forschern angewandten Isotopenanalysen benötigt. Der Vergleich des Dentins aus der Zahnwurzel mit dem Knochenkollagen derselben Person erlaubt auch nach über 1000 Jahren noch Rückschlüsse auf die Ernährung der Verstorbenen.

Die Forscher erhoffen sich durch die Analysen wichtige Hinweise darauf, ob sich im frühen Mittelalter ein Zusammenhang zwischen Sozialstatus und Ernährung nachweisen lässt – eine auch in der heutigen Zeit hoch aktuelle Fragestellung. Das vor wenigen Jahren bei den Grabungen des Denkmalamtes der Stadt Frankfurt ausgegrabene Gräberfeld von Harheim erscheint für eine solche Untersuchung bestens geeignet: Die Grabung ist mit modernen Methoden dokumentiert, die Bearbeitung des Fundmaterials ist abgeschlossen und die im Archäologischen Museum aufbewahrten Funde gut zugänglich. Dazu kommt, dass der frühmittelalterliche Friedhof über einen längeren Zeitraum belegt war, so dass sich unter Umständen sogar Unterschiede in der Ernährung verschiedener Perioden feststellen lassen könnten.

Viele der rund 140 aufgedeckten Gräber enthielten kostbaren Schmuck, Waffen, Gürtel mit Zubehör und Speisebeigaben. Sie sind somit gut zeitlich einzuordnen. Anhand der Grabbeigaben lassen sich zudem Informationen zur sozialen Stellung der Verstorbenen ablesen.

Eine kleine, eigenständige Siedlung mit einem zugehörigen Ortsfriedhof wenige Kilometer nördlich des fränkischen Königshofs Franconofurd - so muss man sich den heutigen Stadtteil Harheim im Frühmittelalter vorstellen. Erstmals wird der Ort 786 als ‚Horheim’ genannt. Um 500 werden sich die Gründerfamilien im Einvernehmen oder im Auftrag der fränkischen Herren hier angesiedelt haben, um eine der wichtigsten überregionalen Verkehrswege – die Straße von Mainz nach Fulda – zu schützen und den stetigen Handel zu gewährleisten. Die reiche Ausstattung der Gräber zeugt vom daraus resultierenden Wohlstand der Bevölkerung.