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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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Salz auf meiner Haut − am tiefsten Punkt der Erde

von Karin Willen

(28.09.2017) Reisen eröffnen ungeahnte Möglichkeiten, beim Entspannen ein bisschen mehr für Gesundheit zu tun – wenn man sein Urlaubsziel mit Bedacht wählt. Wir präsentieren Ihnen zehn Ziele, in denen ortsgebundene Heilmittel für ein Plus an gesunder Entspannung sorgen. Teil 1: Baden im Toten Meer.

Bildergalerie
Fröhliche Schlamm-Kur: Gäste im Mövenpick Dead Sea
Foto: Karin Willen
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Fast schwerelos: Baden im Toten Meer
Foto: Karin Willen
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Bei gutem Wetter schaut man auf Jerusalem: Pool im Mövenpick Dead Sea
Foto: Karin Willen
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Und die Sonne spielt mit: Pool im Mövenpick Dead Sea
Foto: Karin Willen
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Terroir zählt, weiß der Weinkenner, und der informierte Wellnessfan stimmt zu. Natürliche Heilmittel können im Urlaubsklima manchmal kleine Wunder wirken. Weit entfernt von einer strengen, spaßbefreiten Kur stehen Moor, Kreide, Heu und Co. heute für eine Wellness, die älter ist als der modische Ausdruck dafür. Ursprünglich, eindrücklich, einfach – allein schon unmittelbar übers Wohlgefühl wirksam und mit gesundheitsförderndem Versprechen.

Natürlich kann man auch nach Bad Reichenhall oder Berchtesgaden und andere Kurorte mit Salzanwendungen. Doch als Inbegriff der Linderung für Allergiker und Hautgeschädigte gilt der tiefstgelegene See der Erde: das Tote Meer. Es ist zudem ein schickes Wellnessziel mit hohem Gesundheitsfaktor.

Die 30-prozentige Sole, der mineralreiche Schlamm und die reine, trockene Luft unter den UVB-Strahlen reduzierten Sonne versprechen langanhaltende Erholung. Im Hotelambiente des Mövenpick Dead Sea in Jordanien auch, ohne dass gleich ein Therapeut um die Ecke schielt. Grauschwarz quillt der glänzende Schlamm zwischen den Fingern hervor. Das Wellness-Wunder macht die Haut nach 15 Minuten zart und rosig und kann getrost beim "Schweben" wieder im wohltemperierten Toten Meer aufgehen, ehe die Süßwasserdusche den Körper vom salzigen Nass befreit. Danach einfach nur unterm Sonnenschirm mit einen erfrischenden Lemon Nana Drink relaxen.

Gesundheitsbooster in Schlamm und Wasser

Nach wissenschaftlichen Schätzungen sind im Wasser des Toten Meeres über 40 Milliarden Tonnen Mineralien gelöst – darunter Magnesium, Kalzium, Brom, Kalium und Schwefel. Für den Mineralreichtum sorgen seit 1,5 Milliarden Jahren das äußerst trockene Klima und die extreme Sonneneinstrahlung, die große Teile des hauptsächlich über den Jordan angelieferten Frischwassers in kürzester Zeit verdunsteten und die Mineralien und Spurenelemente zurück lassen. Jedes einzelne der Mineralsalze verfügt über heilende Kräfte, ein Aufenthalt am Toten Meer potenziert die Wirkung und wirkt wie eine Allround-Kur für Körper und Seele.

Das Tote Meer zwischen Israel und Jordanien – dieses magische Wasser zieht die Menschen seit mehr als 2000 Jahren an. Hauptsächlich gespeist vom Jordan, in dem einst Jesus getauft wurde, als der Fluss noch breit in die Senke des "Jordan Rift Valley" führte, schrumpft das 600 Quadratkilometer große salzige Nass immer mehr. Israelis ziehen das Jordanwasser für Industriezwecke und Landwirtschaft ab, und beide Anrainer gewinnen Kalisalze und Pottasche aus dem tiefstgelegenen Binnensee der Welt.

Schwereloses Treiben im Wasser

Jedenfalls geht tiefer baden nimmer. Und trotzdem bleibt man obenauf, denn untergehen kann man im Toten Meer einfach nicht. Kleine Paddelbewegungen mit den Händen manövrieren den Körper wunderbar leicht durch die etwa 30-prozentige Sole (zum Vergleich: Das Mittelmehr hat drei Prozent Salzgehalt). Die weiche Luft füllt die Lungen sauber und pollenfrei mit reichlich Sauerstoff. Die Sonne kurbelt die Produktion von Vitamin D im Körper an. Lichtgrau und ölig glänzt das Wasser 422 Meter unter dem Meeresspiegel in der Sonne. Den Kopf dabei zu behüten, ist eine gute Idee. Denn die Sonne kann gnadenlos sein. Und wer eine Wunde hat und schmerzempfindlich ist, sollte dieses Salzwasser meiden. Die Nerven feuern nämlich sonst: "Es brennt."

Schlammpackung und Salzpeeling

Am Nordostufer in Jordanien ist von fern im feinen Dunstschleier Jerusalem zu erkennen, behauptet zumindest ein Mitreisender, der die Silhouette der Stadt kennt. Hier, an Jordaniens Ufer, stehen eine Handvoll hochklassiger Hotels mit breitem Wellness-Angebot. Sie gelten als neuer und schicker als die Häuser der israelischen Seite, denen Kenner eher Klinik- statt Hotelatmosphäre attestieren. Wer möchte, kann den Schlamm oder das Salz-Peeling auch von geschulten Händen auftragen lassen, aber irgendwie ist es lustiger, direkt am Strand zu sehen, wie die Muslimas in ihrem ganzkörperbedeckenden Burkini die wenig verbleibende Haut an Gesicht und Händen mit Schlamm einreiben und aufpassen, dass sie nicht ausrutschen im glitschigen Uferschlamm.

Gesundheitsfördernde Kombi

Irgendwie hat das Ausbeuten dieses einzigartigen Sees Tradition. Schon Kleopatra soll hier erste Manufakturen ins Leben gerufen haben, für kosmetische und heilungsfördernde Produkte. Heute gibt es mehrere Kosmetiklinien mit dem Schlamm und den wertvollen Mineralien aus dem Toten Meer, in dem kein Fisch leben kann, die den Menschen aber immer noch zum Schönsein und bei der Gesundung dient. Der Schlamm hilft bei körperlichen Beschwerden wie Arthritis, Rheuma, Atemwegserkrankungen und Spannungkopfschmerzen sowie bei Hautproblemen wie Psoriasis und Neurodermitis. Einer der ersten Bekannten der Geschichte, die hier Linderung fanden, war König Herodes, den das Rheuma plagte.

Ein Hotel im Stil eines traditionellen Dorfes

Eines der ersten Häuser am jordanischen Ufer war 1999 das Mövenpick Resort & Spa Dead Sea, und ist es im übertragenen Sinne geblieben. Im traditionellen arabischen Dorfstil angelegt, mit einem riesigen Garten, wo neben exotischen Gewächsen vor allem Oleander, Wandelröschen und Bougainvillea blühen, spenden Palmen willkommenen Schatten. Der 6000 Quadratmeter große Spa ist eine duftende Oase der Wellness.

In diesem "traditionellen Steindorf" mit seinen Antiquitäten und Kunstwerken fühlt man sich sofort wohl. Wer den Fußweg ans Seeufer scheut, lässt sich mit Elektrowägelchen bringen, denn das Resort ist groß. Es hat nur einen "Nachteil". Mehrere Restaurants und Bars, verschiedene Pools, sowie zahlreiche Freizeiteinrichtungen verlocken zum "All-Inclusive-Urlaub" ohne Außenkontakt. Was schade wäre.

Tagesausflüge zu Biblischen Stätten

Vom Resort aus lassen sich interessante Tagesausflüge unternehmen. Etwa nach "Bethanien jenseits des Jordan", wie es in der Bibel genannt wird. Hier hat Johannes der Täufer gewirkt und Jesus getauft. Seit dem Friedensvertrag mit Israel konnten Ausgrabungen in dem einstigen militärischen Sperrgebiet die Taufstelle Jesu archäologisch belegen.

Am nächsten dran an die Hotelzone ist Lots Säule, also die Stelle, an der angeblich die Frau des aus Sodom geflohenen Lot aus dem Alten Testament zu einer Salzsäule erstarrte, weil sie sich gegen den Befehl der Engel nach dem brennenden Sündenpfuhl umgeschaut hatte. Hier ist die Landschaft durch karges Felsmassiv geprägt.

In den Bergen und in Oasen leben Leoparden, die Antilopenart Steinböckchen, und am Himmel schweben Gänsegeier. Das Jordantal und das Seebecken liegen auf einer Zugroute von Weiß- und Schwarzstorch sowie vielen anderen Vögeln in den Nahen Osten nach Afrika. An anderen Stellen findet man subtropische Vegetation in Oasen, die landwirtschaftlich genutzt werden.

Recht nah sind auch die Mosaikstadt Madaba und der Berg Nebo, von dem aus Moses das Gelobte Land zum ersten Mal sah. Aber auch die legendäre Felsenstadt Petra und die quirlige Hauptstadt Amman sind in noch nicht einmal zwei Stunden zu erreichen.