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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Rubens als Marke

Städel mit neuer Ausstellung über den Barockmaler

von Karl-Heinz Stier

(14.02.2018)  Wenn der Maler Peter Paul Rubens erwähnt wird, denkt man zunächst an seine Bilder und Skulpturen von üppigen Frauen („Rubens-Figuren“) und an seine vor Muskeln strotzenden Mannsbilder oder an die leidenden Christusfiguren. Derlei Ausstellungen hat es allerdings schon viele gegeben.

Bildergalerie
Peter Paul Rubens (1577-1640) - Venus Frigida
Foto: www.lukasweb.be - Art in Flanders vzw Städel
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Pressekonferenz mit Städel-Direktor Demandt und Kurator Sander
Foto: Karl-Heinz Stier
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Peter Paul Rubens (1577-1640) - Ecce homo
Foto: The State Hermitage Museum, Sankt Petersburg 2017
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Das Frankfurter Städel Museum arbeitete erstmals in einer großen Sonderausstellung unter dem Titel „Rubens. Kraft der Verwandlung“ den bisher nur wenig beachteten Aspekt im Schaffensprozess des weltbekannten Meisters (1577 – 1640)  heraus. Sie will anhand von etwa 100 Arbeiten  – darunter 31 Gemälde und 23 Zeichnungen – zeigen, wie tief Rubens in den Dialog mit Kunstwerken berühmter Vorgänger und Zeitgenommen eintrat und wie dies sein fünfzigjähriges Schaffen prägte. In der bis zum 21. Mai dauernden Ausstellung werden die Einflüsse antiker Skulpturen ebenso deutlich wie jene späterer Kunst aus Italien und nördlich der Alpen, von den Meistern des ausgehenden 15. Jahrhunderts bis zu seinen Zeitgenossen.

„Mit dieser groß angelegten Ausstellung können wir dem Publikum die Genialität eines außergewöhnlichen Künstlers in all seinen Facetten präsentieren“, betonte Städeldirektor Philipp Demandt. Und Jochen Sander, der Kurator der Ausstellung und stellvertretender Städel-Direktor meint: „ Wir haben Rubens über die Schulter geguckt und nicht nur festgestellt,  dass er zahlreiche nachfolgende Künstlergenerationen beeinflusste, sondern auch selbst verschiedene Quellen für seine Bilderfindungen in sich förmlich einsaugte. In unserer Ausstellung kann man diesen kreativen und schöpferischen Prozess direkt nachvollziehen.“

Beim Rundgang durch die Ausstellung wird gleich zu Beginn Rubens‘ kreativer Arbeitsprozess anhand seiner Darstellung Christi als  Ecce homo (um 1620)  deutlich. Mittels dreier Exponate wird die metamorphische Verwandlung der antiken Skulptur eines Kentauren zu dem einer Zuschauermenge vorgeführten Christus veranschaulicht. Von der antiken Skulptur fertigte  Rubens zunächst mehrere Zeichnungen an, die er anschließend in dem Gemälde weiterentwickelte. In einer Neubestimmung verwandelte er das antike Vorbild als ungezügelten, animalischen Kentauren in eine Darstellung des leidenden  Christus. „Mit Rückgriff auf die Antike wird der Leib Christi so auf überraschende Weise inszeniert und mit seinem athletisch gebildeten Oberkörper regelrecht zur Schau gestellt“, so der Kurator.

Ein weiteres Beispiel ist die antike römische Skulptur einer kauernden Venus, die sich auf ein Bad vorbereitet. Rubens verwandelt sie mit identischer Haltung, aber einem völlig anderem Gemütszustand nicht nur in eine frierende Venus, die Venus Frigida (1614), sondern auch in die ihren toten Geliebten Adonis beklagende Liebesgöttin (Venus um Adonis trauernd, um 1614).

Es gibt noch mehr Beispiele, in der mittels des direkten Vergleichs von Vorbildern und Rubens-Werken die Ausstellung einen faszinierenden Einblick in die Arbeits- und Denkweise des Künstlers gewährt, in seine geistreichen Bildgenesen und überraschenden Motivverwandlungen, aber auch in sein Ringen um das richtige Format und die rechte Form. Seine Schöpfungen sind oft modern anmutende dynamische Erscheinungen. „Bei seinen Techniken ging es nicht um ein simples Kopieren, sondern darum, die Vorbilder wirklich zu studieren, geistig zu erfassen und damit etwas vollkommen Neues, Anderes und Eigenes zu machen. Sei  Name war eine Marke“.

Er war Ideengeber, der Bildideen erfindet. Ausgeführt  wurden diese dann oft durch Mitarbeiter.

 „Rubens hat mit einigen Pinselstrichen noch den letzten Schliff gegeben“, erläutert der Kurator.

Alles was aus seiner Werkstatt in Antwerpen kam, war autorisiert. Werke für hochkarätige Auftraggeber hat er eigenhändig ausgeführt. „Er selbst war ein grandioser Maler und hat auch Werke nur für sich gemalt, die zu seinen Lebzeiten nie verkauft wurden.

Die Sonderausstellung des Städel ist eine Kooperation zwischen dem Städel Museum und dem Kunsthistorischen Museum in Wien, aus dessen umfassenden Rubens-Beständen alleine fünf Werke nach Frankfurt reisten. Auch Rubens-Werke aus dem Städel sind in die Ausstellung eingebunden, darunter die Ölskizze „Die Mystische Vermählung der heiligen Katharina (ca. 1628). Die meisten Gemälde kommen von Leihgebern aus aller Welt, wie das Koninklijk Museum voor Schone Kunsten in Antwerpen, die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, aus Museen in Florenz, Jerusalem, London, Los Angeles, Madrid, New York St. Petersburg und Washington.

Die Ausstellung ist DI, Mi, Sa, So und Feiertage von 10 bis 18 Uhr, Do und Fr von 10 bis 21 geöffnet, montags geschlossen Eintritt: 14 Euro, ermäßigt 12 Euro. Kartenvorverkauf unter tickets. staedelmuseum.de.

Das umfangreiche Rahmenprogramm ist unter www.staedelmuseum.de abrufbar.