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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Respekt als Chance einer neuen Zeit

von Ilse Romahn

(23.03.2018) Sylvia Weber, Dezernentin für Integration und Bildung, und Renan Demirkan begrüßen den Frühling im Kaisersaal und definieren Voraussetzungen einer Integrationspolitik, die nicht nur an der Oberfläche kratzen will.

Stadträtin Sylvia Weber
Foto: Stadt Frankfurt am Main
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Seit mehr als 3000 Jahren feiern in vielen Teilen der Welt die Menschen mit dem Frühlingsfest, dem traditionellen Nouroz oder Nowruz-Fest, den Beginn des neuen Jahres.

„Das Nowruz-Fest gehört zu Frankfurt und ist mittlerweile einer der Höhepunkte im multikulturellen Kalender der Stadt. Eingeleitet haben wir die Festwoche darum bereits am vergangenen Freitag mit dem traditionellen Frühlingsempfang des Amts für multikulturelle Angelegenheiten im Kaisersaal“, sagte Weber.

Nowruz, das iranische Neujahrsfest, wird an vielen Orten und Regionen der Welt gefeiert und ist offizieller Feiertag im Iran, Albanien, Aserbaidschan, Afghanistan, Kasachstan, Kirgisistan, teilweise und inoffiziell in Pakistan, Syrien, Tadschikistan, Turkmenistan, in der Türkei, in Usbekistan (zwei Tage), Georgien (ein Tag) und Indien bei den Parsen als Jamschidi-Fest (Holi). Die UNESCO hat diesen Tag in die Liste des Menschheitskulturerbes aufgenommen.

„Versöhnliche Gesten, Frühjahrsputz, die Besorgung von neuen Kleidungsstücken – alle diese Bräuche stehen für einen Aufbruch, einen Neuanfang“, so die Dezernentin. Zu einer Demokratie in Vielfalt gehöre, dass Neuanfänge unterschiedlich erlebt würden; dass unterschiedliche Menschen auf jeweils andere Neuanfänge hofften. Das sei legitim, so Weber.

Zu unserer Demokratie gehöre aber auch ein gewisses Einvernehmen darüber, was akzeptiert werde und was jenseits des akzeptablen Spektrums liege, so Weber. „Die Verächtlichmachung von Demokratie und Gleichberechtigung, Hetze gegen Andersdenkende und Anderslebende ist nicht immer rechtswidrig. Aber sie ist immer gegen das gerichtet, was einen Grundkonsens in unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung und in unserer Gesellschaft darstellt, der niemals aufgegeben werden darf“, sagte die Dezernentin dazu in ihrer Rede.

„Der Austausch untereinander“, so Weber, „und das Verständnis füreinander schaffen die Grundlage für Kreativität und Wachstum, des Einzelnen wie auch der Community. Aber wer integrationspolitisch wirken will, muss noch hinzufügen: Wir müssen den Menschen auch sichere Lebensverhältnisse bieten und reale Chancen zur Teilhabe verschaffen. Das ist das Neue, auf das viele Menschen warten.“

Gastrednerin Renan Demirkan pflichtete der Dezernentin bei: „Vor allem aber braucht es eine für alle gültige psychosoziale Grundlage, nämlich die Balance der Chancen, Anerkennung und eine gesicherte Teilhabe. Denn je größer der empfundene Mangel ist, desto kleiner ist die Bereitschaft zum Dialog. Auf allen Seiten. Desto größer ist die Forderung nach Abgrenzung. Auch auf allen Seiten. Deshalb halte ich es für die dringlichste Aufgabe aller demokratischen Kräfte, nicht nachzulassen, sich unerschütterlich für eine gerechte Verteilung der Ressourcen und der Möglichkeiten einzusetzen. Denn je kleiner der Mangel ist, desto größer ist die Einsicht in die gemeinsame Verantwortung“, sagte Demirkan.

Deswegen, so Weber, investiere der Magistrat in ein neues Zentrum für interkulturelle Bildung und erhebe aktuell den Sachstand von Sprachfördermaßnahmen. Deswegen verschränke das Dezernat für Integration und Bildung die Arbeit seiner Ämter und Betriebe. Deswegen fördere man die Arbeit des AmkA, der Bildungsstätte Anne Frank oder auch des Kinderbüros. „Aus all dem soll und wird etwas Neues entstehen“, so Weber.

Den Abschluss der Nowruz-Woche markiert das von der Hilfsorganisation für den Veren Rechte Afghanischer Frauen ZAN sowie vom Verein „suesswasser“ organisierte Frühlingsfest am Samstag, 24. März, im Kulturzentrum und der interdisziplinären Plattform Hafen 2, Nordring 129, von 15 bis 20 Uhr. Das Amt für multikulturelle Angelegenheiten unterstützt die Veranstaltung.