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Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

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Rüdesheimer Brömserburg wird wiederbelebt

Bürgerkonsortium hat eigene Pläne

von Karl-Heinz Stier

(08.05.2018) Sie war ehemals Bergfried vor etwa 1 000 Jahren und durch eine Ringmauer mit Graben gesichert, der Rhein floss unmittelbar an der Südfront entlang, in der Romantik hat die Brömserburg unzählige Persönlichkeiten angezogen, Literaten wie Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich Heine, Clemens von Brentano oder Musikgenies wie Mendelssohn-Bartholdy oder Niccolo Paganini, aber auch Berühmtheiten aus Politik und Gesellschaft.

Bildergalerie
Brömserburg in Rüdesheim
Foto: Karl-Heinz Walter
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Das Bürgerkonsortium
Foto: Anne Landwehr
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Ende des 16.Jahrhundert blieb die Burg unbewohnt, verfiel im 18. Jahrhundert zur Ruine. Nach 1811 machten die Grafen von Ingelheim aus der Burg einen romantisierenden Landsitz. Bis 1937  war sie noch bewohnt, 1941 kaufte sie die Stadt Rüdesheim.

1949 etablierte der einheimische Museumsverein darin ein Weinmuseum. Aber der Verein hatte nach 40 Jahren genug von der historischen Stätte, die als einer der ältesten Burgen im Oberen Mittelrheintal gilt,  und beschloss seine Auflösung. Die Zukunft  der Brömserburg stand damit generell in Frage, nicht allein auch die 5 000 Exponate, die zur Ausstellung gehörten, darunter besonders eindrucksvolle Gegenstände rund um den Wein und den Weinbau, wie historische Trinkgefäße, Arbeitsgeräte der Winzer, Gemälde und Weinkeltern u.a.m.

Die Stadt suchte daraufhin in einer Ausschreibung Interessenten für Pacht oder Kauf der Burg. Und siehe da, es fanden sich acht Interessenten, die sich der stadtgeschichtlichen Bedeutung der Burg aber auch ihrer Rheingauer Heimat engverbunden fühlen  und großes Interesse an der historischen Substanz haben und sie äußerlich aber auch im Innenleben wiederbeleben wollen. Als Eigentümer von Kulturdenkmälern an verschiedenen Standorten haben sie dies schon unter Beweis gestellt. Sie planen „ein kulturell motiviertes Konzept, das sich an der reichen Geschichte der Burg orientiert“. Dazu gehören fünf Ehepaare aus Rüdesheim, Oestrich und Eltville. Sie nennen sich das „Rheingauer Bürgerkonsortium“ und kommen aus den Bereichen, Wirtschaft, Steuerberatung und Marketing.  „Wir sollen die Burg zu einer faszinierenden Attraktion im Rheingau machen und ihr neues Leben einhauchen „ – so ihr Credo. Zum Bürgerkonsortium gehören: Vera und Bernhard Jung, Rüdesheim; Patricia Hashagen und Jörg Hashagen, Eltville; Christine und Johannes Meurer, Rüdesheim; Lydia Maleton und Joachim Piszczan, Oestrich-Winkel; Natascha und Henry Rölz, Rüdesheim.

Ob es sich um Geschichten rund um das Rittertum, die Rheinromantik, prominente Besucher oder den Wein handelt, all‘ das soll mit Hilfe von Virtual Reality und an Hand ausgewählter Exponate zu neuem Leben erweckt werden. Die Museumsbesucher können dann – ausgerüstet mit Smartphone, Museums-App und 3-D-Brille -  in längst vergangene Zeiten versetzt werden. So nehmen sie am Leben der Ritter teil, schauen Goethe am Schreibtisch über die Schulter  oder wandeln mit Rheinromantikern durch die Burg.  Reale Ausstellungsstücke aus dem reichen Fundus sollen für den besonderen Kick sorgen. Damit wird die Attraktivität der Burg  dauerhaft gesichert, die Themenauswahl eng mit ihrer Geschichte verbunden sein.

Das Konzept sieht vor, die Wiederbelebung der Burg in drei Phasen zu realisieren. Phase I soll bereits in 2018 starten und bis 2019 hinein reichen -  mit der Grundsanierung der Neben- und Außenanlagen. Dazu gehören moderne Wirtschafts– und Sanitäranlagen und die wetterfeste Etablierung von Sitzplätzen, um kleine Köstlichkeiten aus der Region probieren zu können. Der Burgpark soll auch Raum für kulturelle Veranstaltungen bieten. Das Motto der Phase I soll heißen: „Es tut sich was um die Burg“.

In der Phase II soll in 2019 die Grundinstandsetzung des Erdgeschosses, des Innenhofs der Burg und der angrenzenden Räumlichkeiten erfolgen. Parallel dazu wird der Museumsbetrieb mit Hilfe von Virtual Reality wieder aufgenommen. Motto Phase II: „Die Burg erwacht“.

Unter dem Motto „Die Burg lebt“ wird  2020 die Phase III eingeleitet. Der Museumsbetrieb wird auf weitere Geschosse ausgedehnt.

Zur Umsetzung ihrer Maßnahmen wird das Bürgerkonsortium eine Personengesellschaft als GmbH & Co KG gründen, in der die persönlichen und finanziellen Ressourcen gebündelt werden. Sie wird zu Beginn mit einem Eigenkapital von 250 000 Euro ausgestattet. Geplantes Gesamtvolumen: 2,2 Millionen Euro. Die Finanzierung soll über die Gewinnung von weiteren Gesellschaftern und Sponsoren herbeigeführt werden. Auch würden öffentliche Förderprogramme in der Denkmal-  und Kulturpflege angezapft.

Der Erhalt und die Weiterentwicklung des bestehenden Museumsvereins zu einem Förderverein seien bereits in die Wege geleitet. Damit können sich Unternehmen und Privatpersonen finanziell und ideell mit in die Initiative des Bürgerkonsortiums einbringen.

Es wird  davon abhängen, wie sehr die Stadt Rüdesheim mit dem Bürgerkonsortium zusammenarbeitet. Der Zuschlag zu 50  Jahre Erbbaurecht soll bereits gesichert sein. Entscheidend wird freilich auch sein, wie viel die Stadt von den neuen Pächtern als Einnahmen erhofft bzw. wie weit sie dem Konsortium entgegenkommt.