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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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Prachtbibel, Lutherschriften und ein Ablassbrief im Bibelhaus Erlebnis Museum in Frankfurt

Ausstellung "fremde.heimat.bibel" zeigt wertvolle Originale zum Reformationsjubiläum

von Ilse Romahn

(12.04.2017) Neue originale Objekte aus der Zeit der Reformation sind jetzt im Frankfurter Bibelhaus in der Sonderausstellung „fremde.heimat.bibel.“ zu sehen. Die im vergangenen Jahr eröffnete Ausstellung wird 2017 mit dem Schwerpunkt Reformationsjubiläum fortgesetzt. Zu den neuen Highlights der Ausstellung gehören die prachtvolle Koberger-Bibel von 1483 und ein Ablassbrief von 1517. Außerdem sind originale Drucke aus der Zeit Martin Luthers zu sehen. Seltene eigenhändige Niederschriften des Reformators zeigen "Luther privat".

Ablassbrief
Foto: FBG
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„Die neuen Objekte zur Reformation zählen zu den seltenen Exemplaren der Druck­kunst“, betont Bibelhaus-Direktor Dr. h. c. Jürgen Schefzyk. „Sie ergänzen den historischen Bestand der Ausstellung in hervorragender Weise.“ Der Ablassbrief von 1517 gehöre zu den ganz wenigen Exemplaren seiner Art. Er sei mit den Worten von heute als eine Art „Highway to heaven“ zu verstehen.

Zur Zeit der Reformation seien Himmel und Auferstehung kein Diskussionsgegenstand gewesen, so der Theologe. Die Überzeugung, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, sei selbstverständlich gewesen. Schefzyk: „Nur der Weg dahin war heiß umstritten. Und hier unterschied sich der Ab­lasshandel – eine Art Mautgebühr auf dem Weg ins ewige Leben – deutlich von der Meinung Luthers, man könne nur durch Lesen der Heiligen Schrift und Glauben zur Gewissheit gelangen.

Der originale Ablassbrief stammt von Ernst Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Mainz und Magdeburg. Am 31. Oktober 1517 richtete Dr. Martin Luther ein Schreiben an Erzbischof Albrecht und klagte die Ablasspraxis in Brandenburg an. Dem Brief legte er die 95 Thesen gegen den Ablasshandel bei. Die Koberger-Bibel gehört zu den vorlutherischen deutschsprachigen Bibeln. Der Nürnberger Anton Koberger war in seiner Zeit ein bedeutender Buchdrucker, Verleger und Buchhändler.

Zu den originalen Luther-Dokumenten zählen die „Adelsschrift“ von 1520: „An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung“, der Sendbrief an Papst Leo X. von 1520 und der Ratsherrenbrief von 1524. Seltene autographische Zeugnisse des Reformators sind Briefe aus Frankfurt und eine "Stallnotiz" über seine Pferde. Sie entstanden 1521 bei seiner Reise von Worms zur Wartburg.

Trägerin des Bibelhaus Erlebnis Museums ist die Frankfurter Bibelgesellschaft. Sie wurde 1816 im Römer als erster kirchlicher Verein der Mainstadt gegründet. Die Sonderausstellung „fremde.heimat.bibel.“ wurde im vergangenen Jahr aus Anlass des 200-jährigen Bestehens der Bibelgesellschaft eröffnet. Sie zeigt die Übersetzung und Verbreitung der Bibel seit der Reforma­tion und in Video-Interviews, wie durch Migrantinnen und Migranten fremdsprachige Bibeln den Weg nach Frankfurt fanden. Im Jubiläumsjahr ist zudem die Bedeutung der Druckerstadt Frankfurt für das "Medienereignis Reformation" ein wesentliches Thema.chweis: FBG)

  
Öffnungszeiten: Di-Sa 10-17 Uhr, So und Feiertage 14-18 Uhr. Gebuchte Führungen  auch außerhalb der Öffnungszeiten. 

Bibelhaus Erlebnis Museum, Metzlerstraße 19, Frankfurt am Main,  www.bibelhaus-frankfurt.de

 
 
   

Ablassbrief 1517
Ernst Albrecht von Brandenburg (1490-1545), Erzbischof von Mainz und Magdeburg, Pergament Einblattdruck; Privatsammlung Zeppetzauer

Im Jahr 1517 erging der so genannte "Peters-Ablass" zum Neubau des Petersdom in Rom. In den Erzbistümern Mainz und Magdeburg gab es den "Erlass der zeitlichen Sünden" gegen Zahlung und einen Ablassbrief. Die Preise waren nach Einkommen gestaffelt. Die Lücken dienen der Eintragung unter anderem von Namen und Datum des Ablasshandels.

Dr. Martin Luther in Wittenberg ist zunächst kein erklärter Gegner des in der römischen Kirche üblichen Ablass'. Grund für den Ablassstreit der Reformation der Jahre ab 1517 ist die Art und Weise, wie der Dominikaner-Mönch Tetzel im benachbarten Brandenburg den Ablass regelrecht eintreibt. Luther weiß damals nicht, dass die Hälfte der Einnahmen aus dem Ablass-Geschäft in die Schuldentilgung Albrechts für kirchlichen Ämterkauf beim Bankhaus Fugger fließen.

Einem Brief Luthers an Erzbischof Albrecht am 31. Oktober 1517 sind die 95 Thesen beigelegt.