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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Open House. Willkommen auf der Baustelle!

von Ilse Romahn

(09.11.2018) Nach mehr als dreijähriger Schließung und temporären Plattformen wie dem Pop-Up-Boat (2016) und dem Pop-Up Monument (2017) nimmt das neue Jüdische Museum zunehmend Gestalt an. Anlässlich seines 30-jährigen Jubiläums lädt es nun vom 10. bis 15. November die Öffentlichkeit auf die Museumsbaustelle ein.

Während fünf Tagen und sechs Nächten präsentiert sich das Museum als ein Ort, der im Werden begriffen ist. In zeitlicher wie auch räumlicher Hinsicht wird dabei die Situation eines Dazwischen erfahrbar, die auch das Thema der zeitgenössischen Kunstausstellung, des Labs und der Abendveranstaltungen von Open House bilden.

In den halbrenovierten Räumen des historischen Rothschild-Palais werden eine Kunstinstallation von Nir Alon, Skulpturen von Ilana Salama Ortar und Videoarbeiten von Dana Levy präsentiert. Die zeitgenössischen Arbeiten reflektieren die Gegenwart als einen fragilen Ort, der von Erinnerung und Veränderung gezeichnet ist.

Im zukünftigen Museumsfoyer des Neubaus ist eine temporäre architektonische Intervention zu finden, die auf partizipativen Displays auf die Zukunft des neuen Jüdischen Museums Bezug nimmt und die Besucherinnen und Besucher einlädt, diese mitzugestalten.

Neben der zukünftigen Bibliothek und Informationen zur Architektur des neuen Museums bildet ein Lab zur ersten Wechselausstellung in den neuen Räumlichkeiten einen besonderen Schwerpunkt der temporären Einbauten. Die Ausstellung widmet sich dem Thema „Wir sind da! Juden in Europa 1945 – 1950“ und präsentiert sich vor Ort in Form von ausgewählten Fotografien und einer partizipativen Europakarte.

Tagsüber finden auf der Museumsbaustelle Kuratoren- und Künstlergespräche sowie Baustellenführungen statt. Abends verwandeln sich die temporären Einbauten in eine Bühne für Konzerte, Filmvorführungen, Diskussionen und Performances. Den Auftakt bildet ein Konzert mit Electro-Swing Band von Masha Ray, gefolgt von einem Gesprächsabend mit dem FAZ-Herausgeber Werner D’Inka über das zweijährigen Comicprojekt „Manu und Saul“ von Volker Reiche am Bauzaun des Jüdischen Museums, das anlässlich von Open House als Publikation erscheint. Max Czolleks Streitschrift „Desintegriert euch!“ steht im Zentrum eines weiteren Gesprächsabends, der mit einem DJ-Set des Autors endet.

Das Thema der ersten Wechselausstellung wird von dem soeben fertig gestellten Dokumentarfilm „Packed Suitcases“ aufgegriffen, der zum ersten Mal in der Langfassung gezeigt und im Gespräch unter anderem mit dem Protagonisten des Films und Sänger der Jewish Monkeys, Jossi Reich, vertieft wird. Im Anschluss an das Gespräch ist eine musikalische Überraschung angekündigt. Den Abschluss von Open House bildet die Performance des Futur II Konjunktiv „nicht von irgendwo“, welche sich ebenfalls dem Dazwischen jüdischen Lebens in Deutschland nach Schoa widmet, und zum ersten Mal in Frankfurt in Kooperation mit dem Künstlerhaus Mousonturm aufgeführt wird.

Open House begeht und thematisiert das 30-jährige Jubiläum des Museums mit einem eigenen Symposium zur jüdischen Museologie in Europa, deren Entstehung maßgeblich von dem ersten Jüdischen Museum in der Bundesrepublik Deutschland mitgeprägt wurde. Neun internationale Gäste diskutieren dabei sowohl über die Gründungsgeschichte des Jüdischen Museums Frankfurt und das Entstehen weiterer Jüdischer Museen beleuchtet als auch über die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft. Eine großflächige Präsentation lädt dazu ein, die Geschichte des Jüdischen Museums in ausgewählten Videostatements und Beiträgen nachzuvollziehen.

Während Open House zeigt sich das Jüdische Museum Frankfurt als ein, im mehrfachem Sinne offenes Haus, das die Öffentlichkeit einlädt, einen Blick in die Zukunft zu werfen und diese mitzugestalten. „Nachdem wir nun schon zweimal als ein Pop Up Museum in Erscheinung getreten sind, freuen wir uns, in diesem Jahr Pop In sagen zu dürfen und die Öffentlichkeit auf die Museumsbaustelle der Zukunft einladen zu können“, sagte Museumsdirektorin Mirjam Wenzel während der Pressebegehung am Donnerstag, 8. November.

Kulturdezernentin Ina Hartwig lobte die Initiative und das Programm des Museums: „Ich lade alle Interessierten in den Rohbau des Jüdischen Museums ein, der schon jetzt ein faszinierendes Raumerlebnis verspricht und die Vorfreude auf die Eröffnung 2019 erhöht. In diesem Erweiterungsbau wird die erfolgreiche Arbeit des Jüdischen Museums im kommenden Jahr mehr Raum finden und das Selbstverständnis des Hauses als ein Museum ohne Mauern fortsetzen. In Zeiten wachsenden Antisemitismus und zunehmender verbaler wie körperlicher Gewalt ist es wichtig, ein Zeichen zu setzen, und die jüdische Kultur mit all ihren Facetten herauszustellen.“

Das komplette Veranstaltungsprogramm sowie zum Download geeignetes Bildmaterial gibt es unter https://www.juedischesmuseum.de/besuchen/ausstellungen/open-house-kalender/ im Internet. (ffm)