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Letzte Aktualisierung: 18.04.2024

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Nicht ausweichen

von Helmut Poppe

(15.07.2019) So weit ist es gekommen: Handelsschiffe auf dem Mittelmeer machen einen Bogen um die Routen der Schlauchboote, mit denen sich Migranten auf den Weg nach Europa machen.

Zu groß sei die Angst, berichtet die Deutsche Seemannsmission, dass man auf Flüchtlinge in Seenot trifft, sie rettet - und die Seeleute dann in Italien eine Anklage wegen Beihilfe zur Schlepperei erwartet. Zu oft habe man schon Gekenterten hilflos beim Ertrinken zusehen müssen. Also nehmen die Reedereien und Matrosen zusätzliche Kosten und Wege in Kauf, um das Problem im Wortsinn zu umschiffen. Es ist die "europäischen Lösung 2019". Genauso agiert die Europäische Union inzwischen in der Flüchtlingspolitik im Ganzen, wie in der Seenotrettung im Speziellen: Augen zu und ausweichen. Es wurde schon oft, aber offenbar noch nicht oft genug gesagt, dass das einer selbsterklärten Wertegemeinschaft unwürdig ist - und einem Staatenbund, der auch für gegenseitige Hilfe und Solidarität gedacht war.

(Frankfurter Rundschau/ots)