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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Nachhaltige Wassergewinnung für den Ballungsraum im Hessischen Ried

von Ilse Romahn

(19.02.2018) Der Wasserverband Hessisches Ried (WHR) sichert durch die Grundwasseranreicherung mit aufbereitetem Rheinwasser die ökologisch verträgliche Wassergewinnung für den Ballungsraum und die Region. Dies war die gemeinsame Botschaft der Vorstandsvertreter des WHR bei der Pressekonferenz im Wirtschaftsdezernat des Frankfurter Römers.

Stadtrat und WHR-Vorstandsmitglied Markus Frank mit Amdré Schellenberg, Elisabeth Jreisat, Andreas Kowol und Ingo Bettels
Foto: Stadt Frankfurt am Main
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Anlass des Termins war die außergewöhnliche wasserwirtschaftliche Jahresbilanz des Verbands. Im zurückliegenden Jahr wurde so viel Wasser für die Stabilisierung der Grundwasservorkommen im Hessischen Ried in den Untergrund versickert (infiltriert), wie noch nie zuvor seit dem Beginn der Infiltration im Jahr 1989.

Insgesamt wurde das natürliche Grundwasservorkommen mit rund 25,8 Millionen Kubikmeter aufbereitetem Oberflächenwasser aus der Brauchwasseraufbereitungsanlage in Biebesheim ergänzt. Der bisherige Maximalwert von 22,3 Millionen Kubikmetern wurde 2004, dem Jahr nach dem Jahrhundertsommer, erreicht.

Wie Elisabeth Jreisat, WHR-Verbandsvorsteherin und Geschäftsführerin der Hessenwasser erläuterte, war es im Wesentlichen das extrem trockene Winterhalbjahr 2016/2017, das zu der hohen Infiltrationsmenge geführt hat. Durch die ausbleibenden Niederschläge im Winter wurden die Grundwasserspeicher nicht wie üblich im Winter wieder aufgefüllt. Gleichzeitig kam es bei Wasserversorgern im Taunus und Spessart, von denen viele sich auch auf lokale Quellwasserverkommen stützen, zu Versorgungsengpässen im Frühjahr. Drohende Wassernotstände konnten nur dank Zulieferung aus den infiltrationsgestützten Wasserwerken im Hessischen Ried vermieden werden.

Verbandsvorsteherin Jreisat betonte, dass das Jahr 2017 mehr denn je gezeigt habe, dass durch den WHR die Grundwasserpegel im Einzugsbereich der infiltrationsgestützten Wasserwerke auch bei geringer natürlicher Grundwasserneubildung zuverlässig im Rahmen der Vorgaben des Grundwasserbewirtschaftungsplans Hessisches Ried gehalten werden können.

Wirtschaftsdezernent Markus Frank wies auf die Bedeutung einer gesicherten und nachhaltigen Trinkwasserversorgung für die wirtschaftliche Entwicklung der Metropolregion hin. Vor dem Hintergrund einer stark wachsenden Einwohnerzahl gelte dies in besonderem Maße auch für Frankfurt. „Ohne die Arbeit des WHR wäre das Wachstum der Stadt Frankfurt sowie der gesamten Rhein-Main-Region nicht denkbar“, stellte er fest.

Die Grundwasserbewirtschaftung durch den WHR sorge für eine gleichermaßen zuverlässige wie ökologische Wasserbeschaffung. Für die Stadt Darmstadt als Gründungsmitglied des WHR wies Stadtkämmerer Schellenberg auf die jahrzehntelangen positiven Erfahrungen mit dem hochentwickelten Infiltrations- und Entnahmesystem für die Wassergewinnung im Hessischen Ried hin. „Die Stadt Darmstadt ist zu 100 Prozent auf die Wassergewinnung aus dem Ried angewiesen“, so Schellenberg. „Ohne die Arbeit des WHR säße Darmstadt auf dem Trockenen“. Mit Blick auf den absehbar steigenden Trinkwasserbedarf in der Zukunft sehe sich die Stadt Darmstadt auch zukünftig für eine nachhaltige Wasserbeschaffung gut aufgestellt. Schellenbergs Fazit: „Der WHR leistet seit 30 Jahren eine hervorragende Arbeit“.

Auch der Wiesbadener Umweltdezernent Andreas Kowol betonte, dass die Grundwasserbewirtschaftung des WHR eine umweltgerechte Grundwasserförderung gewährleiste. Grundwasserabsenkungen im Hessischen Ried, die den Naturhaushalt nachteilig beeinträchtigen, gehörten damit seit langem der Vergangenheit an. „Für die Herausforderungen der Wasserversorgung durch die Klimaveränderungen und das Bevölkerungswachstum ist die regionale Wasserversorgung und damit auch die der Landeshauptstadt dank der Arbeit des WHR gut gerüstet“, resümiert Kowol.

Ingo Bettels stellvertretender Verbandsvorsteher und Direktor des Wasserbeschaffungsverbands Riedgruppe Ost hob die Bereitschaft der Wasserversorgung hervor, auch weiterhin gemeinsam mit dem Politik und Behörden den WHR für die zukünftigen Herausforderungen fit zu machen. „Wir stehen als Dienstleister für die Kommunen bereit“, wies Bettels mit Blick auf die Notwendigkeit der Erweiterung des bestehenden Systems auf den erst kürzlich fertiggestellten Ausbau der Infiltrationsanlage Lorscher Wald hin.

Einig sind sich die Verantwortlichen des Verbands darin, dass es mit Blick auf die zukünftigen Herausforderungen, die demographische Entwicklung des Ballungsraums und den Klimawandel, unerlässlich sei, die WHR-Anlagen technisch zu optimieren und auszubauen. Der Endausbau der Infiltrationsanlage für die verbundwirksamen Wasserwerke Eschollbrücken und Pfungstadt sei dazu ein wichtiger nächster Schritt.