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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Nachhaltige Reiseziele in Hessen

von Ilse Romahn

(02.10.2017) Die hessischen Regionen locken jährlich zahlreiche Touristen zum Kurzurlaub in unberührte Natur, märchenhafte Wälder und malerische Landschaften. Um die heimische Flora und Fauna zu erhalten, bedrohte Tier- und Pflanzenarten zu schützen sowie die Wichtigkeit des Natur- und Umweltschutzes zu untermalen, haben sich die hessischen Regionen einiges einfallen lassen.

Schwarzes Moor
Foto: Rhön Tourismus, Arnulf Müller
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Anlässlich des „Hessischen Tags der Nachhaltigkeit“, der am 22. September 2017 stattfand, stellt die HA Hessen Agentur unter www.hessen-tourismus.de einige nachhaltige Reiseziele in Hessen vor.

Ältestes Naturschutzgebiet Hessens: Urwald Sababurg  
Seit gut 100 Jahren ist sich der Urwald Sababurg im Rheinhardswald nahe der Sababurg im nordhessischen Landkreis Kassel weitestgehend selbst überlassen und zählt somit zu den nachhaltigsten Wäldern Deutschlands. Die Kombination aus altem Hutebaumbestand mit wildwachsendem Wald aus Buche, Hainbuche, Birke, Adlerfarn und das Vorkommen anderer heimischer Gewächse, macht das älteste Naturschutzgebiet in Hessen so besonders und lockt jedes Jahr zahlreiche Erholungssuchende und Wanderer. Umgefallene Bäume und Totholz bieten Unterschlupf für zahlreiche einheimische Tiere, Pilze und Pflanzen, wie den seltenen Tüpfelfarn und wilde Apfelbäume. Hutebäume und Waldweiden beeindrucken heute mit einem Alter von rund 500 Jahren und stellen einen Großteil des Waldbestands dar. Auch zahlreiche Künstler wie Theodor Rocholl nutzten bereits die inspirierende Kraft der Waldecke für ihre Werke. Nicht umsonst trägt der Urwald Sababurg daher auch den Beinamen „Malerreservat“. Der Urwald lässt sich das ganze Jahr über kostenfrei besuchen.

Dem Schutze der Flugsauger: Fledermausturm in Bad Soden am Taunus 
Von den 25 in Deutschland vorkommenden Fledermausarten in Deutschland sind allein vier Arten vorm Aussterben bedroht. Im ökologischen Lehrpark Rohrwiese in Bad Soden am Taunus bietet nun ein im Frühjahr 2017 errichteter Fledermausturm den Säugern ein neues Domizil. Mit Unterstützung regionaler Tischlereien und Bauernhöfe hat die Ortsgruppe des Naturschutzbundes NABU den „Fledermausturm“ geschaffen, um der gefährdeten Tierart ein neues Zuhause bieten zu können. Am Fuße des Turms befinden sich vier Schautafeln, die über die Fledermaus im Portrait, das alte Wasserwerk als Winterquartier sowie über die Nahrung und die Jagd der Tiere informieren. Mehrmals im Jahr werden vom NABU Bad Soden Fledermaus-Beobachtungen im denkmalgeschützten Neuenhainer Wasserwerk angeboten, das die Säuger gerne als Quartier aufsuchen. Darüber hinaus bietet die von einer städtischen Gärtnerei angelegte Fledermauswiese mit nachtblühenden Pflanzen den Säugern einen geschützten Lebensraum. Besucher können die Tiere hier besonders bei Dämmerung in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten.

Entdeckungsreise durch die Natur im bioversum Kranichstein in Darmstadt 
Beim Besuch des bioversums Kranichstein in Darmstadt im Süden Hessens blicken Naturfreunde durch eine riesige Glasvitrine auf eine lebensechte, auf kleinem Raum komprimierte Welt der Vielfalt. Ob Buchenwälder im Wechsel der Jahreszeiten, natürliche Bachläufe, Fischteiche, Wiesen und Felder bis hin zum historischen Schlosspark – im bioversum können Klein und Groß auf Entdeckungsreise durch die Natur gehen. Insgesamt 17 Themenstationen geben Auskunft über die verschiedenen Tiere, Pflanzen und Pilze und informieren über die Themen Artenvielfalt, Genetik und Lebensräume. Kleine Besucher kommen bei Rate- und Hörspielen, die neben Steckbriefen Hintergrundinformationen über die Biologie des Buchenwalds geben, voll auf ihre Kosten. Das bioversum hat von Oktober 2017 bis März 2018 dienstags bis freitags von 11 bis 17 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen fünf Euro, Kinder von vier bis 16 Jahren drei Euro.

Nachhaltiges Sumpfland: Moorgrube in Bad Schwalbach
Im Gerstruthtal im Taunus reift in insgesamt elf Moorgruben Morast an, das zu einem der nachhaltigsten Heilmittel Hessens zählt. Nach einer Lage von zehn Jahren wird das zur Regeneration in zahlreichen Teichen gelagerte Moor aus dem Moorbadehaus wieder verwendet: Besucher können sich bei einer wohltuenden Behandlung mit dem Heilmittel eine Auszeit gönnen und ihren Körper verwöhnen lassen. Bei einer Fahrt mit der „Bad Schwalbacher Kurbahn“ wartet auf Interessierte darüber hinaus eine spannende Fahrt durch das natürliche Sumpfgebiet. Seit über 16 Jahren fährt die Kurbahn an ausgewählten Sonn- und Feiertagen mit eigens für den Personenverkehr neu konzipierten Wagons. Jeweils ab 10:30 Uhr beginnen die Fahrten der Kurbahn ab dem ehemaligen Moorbadehaus. Die letzte Fahrt geht um 17:30 Uhr. Erwachsene zahlen für Hin- und Rückfahrt vier Euro, Kinder zwei Euro. Kinder unter vier Jahren fahren kostenfrei.

Bedrohte Tierarten beobachten im Schlangenbader Wald im Taunus 
In einem reich bewaldeten Tal, mitten im Naturpark Rhein Taunus gelegen, wartet der kleine Kurort Schlangenbad mit seinen weitgehend naturbelassenen Waldabschnitten und besonderen Naturdenkmälern, wie beispielsweise dem „wilden Mann“, auf seine Besucher. Der rund 1.700 Hektar große FSC-zertifizierte und von einer außergewöhnlichen, biologischen Vielfalt geprägte Gemeindewald bietet mit seinen ökologischen Nischen eine gute Grundlage für die heimische Flora und Fauna. Mehr als 2.000 ausgewiesene Habitatbäume stellen mit ihren Höhlen und Horsten wertvolle Lebensräume für einheimische Tiere dar. Naturliebhaber können sich bei einem Besuch des Schlangenbader Walds auf verschiedene, teilweise vom Aussterben bedrohte Tierarten, wie die Äskulapnatter, die Bechsteinfledermaus, Wildkatzen, Schwarzstorche und europäische Luchse freuen. Die Tiere lassen sich von nah und fern beobachten. Der Schlangenbader Wald lädt Gäste das ganze Jahr über zum kostenfreien Besuch ein.

Survival und Spurensuche im Naturpark Hessischer Spessart 
Urige Baumriesen, mächtige Eichen und Buchen sowie Fichten und Kiefern bilden das größte zusammenhängende Mischwaldgebiet Deutschlands, den Spessart. Hier lassen sich seltene Tierarten wie Bieber, Fischotter und Wildkatzen beobachten und interessante Pflanzenarten wie die Schachbrettblume sowie Kräuter und Pilze entdecken. Wie man nachhaltig in und mit der Natur leben kann, lernen Besucher der „Wurzeltrapp Wildnisschule“ im Jossgrund im Spessart. Der Experte Axel Trapp liefert Interessierten alles Wissenswerte sowie Fertigkeiten zum Leben in der Wildnis und bringt ihnen Überlebensfähigkeiten wie beispielsweise das Fährtenlesen bei. Die Wildnisschule bietet das ganze Jahr über verschiedene Veranstaltungen und Kurse rund um das Thema Umwelt, Nachhaltigkeit und Überleben in der Natur an. Preise können individuell angefragt werden.

Biologische Vielfalt auf den Reifenberger Wiesen in Schmitten-Oberreifenberg
Magerwiesen gehören in Europa zu den artenreichsten Lebensräumen für Pflanzen und Tiere – so auch die Reifenberger Wiesen in Schmitten-Oberreifenberg am Nordhang des Großen Feldbergs im Hochtaunuskreis. Für seinen vorbildlichen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt wurde das Naturschutzgebiet von der UN-Dekade ausgezeichnet. Auf dem besonders nährstoffreichen Boden wachsen zahlreiche Wildblumen, die ein Paradies für rund 36 verschiedene Schmetterlingsarten, Wildbienen und Vögel darstellen. Auf 5,5 Hektar Fläche bieten die Magerwiesen auch Lebensraum für die stark gefährdete und unter Naturschutz stehende Heilpflanze Arnika. Besonders naturbedachte Familien kommen bei einem Kurzurlaub im Hochtaunuskreis voll auf ihre Kosten. Wer im nachhaltigen Hotel nächtigen möchte, den heißt das 100. Certified Green Hotel „Naturpark Hotel Weilquelle im Taunus“ ganz in der Nähe zu den Reifenberger Wiesen herzlich willkommen. Das Hotel legt Wert auf nachhaltige und ökologische Vielfalt und ist für einen Preis ab 79 Euro pro Nacht buchbar.

Streuobstwiesenschutz und Baumpatenschaft im Odenwald  
Bereits seit acht Jahren reisen vier junge Männer mit einer Mission durch das Mittelgebirge Odenwald in Südhessen: Sie wollen das Landschaftsbild mit den bunten Obstwiesen erhalten und wieder ein Bewusstsein für die heimischen Früchte wecken. Gemeinsam mit zahlreichen Helfern legen die „Streuobstwiesenretter“ die verbuschten Obstplantagen wieder frei und legen anschließend neue Felder an. Neben der Pflege durch Menschenhand tragen auch die Schafherden ihren Teil zur natürlichen Beweidung der Wiesen bei. Naturliebhaber leisten ihren Beitrag zum Schutze der Natur mit einer Baumpatenschaft. Eigenständig pflanzen sie einen Obstbaum auf den neu angelegten Streuobstwiesen, der jeweils zur Herbstzeit abgeerntet wird. Ob Äpfel, Birnen, Kirschen, Zwetschgen, Mirabellen, Aprikosen oder Walnüsse sowie seltene Obstarten und Wildobst – die frische Ernte lädt zur nachhaltigen Weiterverarbeitung zu Säften oder Apfelwein, Marmeladen, Gelees und vielem mehr ein. Das Pflanzen eines eigenen Obstbaums kostet 75 Euro.

Weitere Informationen zum Thema Nachhaltige Reiseziele finden Interessierte unter: http://www.hessen-tourismus.de/de/presse/nachhaltigereiseziele/