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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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MUSIKFEST Eroica – Musik als Bekenntnis

Ein großer Konzertabend rund um das Thema des Musikfests der Alten Oper Frankfurt

von Ilse Romahn

(16.09.2019) Zur Halbzeit des Musikfests der Alten Oper Frankfurt lädt das Konzerthaus am Samstag, 21. September 2019, zu einem groß angelegten Konzertabend ein, der sich aus vier Perspektiven mit dem Thema des Musikfests – Ludwig van Beethovens „Eroica“-Sinfonie und der Bekenntnishaftigkeit von Musik – befasst.

Bildergalerie
SWR Vokalensemble
Foto: Thomas Müller
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Peter Dijkstra
Foto: Astrid Ackermann
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Kunst als Mittel des Widerstands: Ein Konzert mit dem SWR Vokalensemble
1943, mitten im Krieg und unter dem Eindruck der deutschen Besatzung, schrieb der Literat und Widerstandskämpfer Paul Éluard seine erschütternde Lyrik und appellierte darin an die Menschlichkeit. Allein mit den Mitteln der menschlichen Stimme wollte Francis Poulenc arbeiten, als er 1945 die eindringlichen Verse des Freundes vertonte und in seiner „Figure humaine“ eine schonungslose und direkte Musiksprache fand. Das SWR Vokalensemble unter Peter Dijkstra stellt die Kantate für gemischten Doppelchor a cappella ins Zentrum seines Beitrags zum Musikfest um 17.00 Uhr im Mozart Saal der Alten Oper, in dem es um leidenschaftliche Appelle für den Frieden geht. „Manchmal muss uns jemand an das erinnern, was wichtig ist“, erläutert das SWR Vokalensemble sein Konzept für dieses frühe Abendkonzert, das eine weitere Poulenc-Kantate nach Éluard („Un soir de neige“), das Chorwerk „The Name Emmanuel“ von Martin Smolka sowie Ton de Leeuws „Car nos vignes sont en fleur“ für zwölf gemischte Stimmen umfasst.

Appell zum Aufbruch: „La lontananza“ mit Gidon Kremer
„Erinnern an das, was wichtig ist“, könnte als Maxime auch über dem Schaffen Gidon Kremers stehen, der gleich zweimal an diesem Konzertabend das Thema des Musikfests reflektiert. Um 18.30 Uhr stellt der lettische Geiger im Mozart Saal Luigi Nonos Werk „La lontananza nostalgica utopica futura“ für Violine und achtspuriges Tonband – frei übersetzt: „Die sehnsuchtsvolle Ferne utopischer Zukunft“ – vor. Kremer selbst war am kompositorischen Prozess unmittelbar mitbeteiligt: Gemeinsam mit dem italienischen Dirigenten erarbeitete er 1988 im Tonstudio verschiedene Tonspuren, mit denen die Violine in einen Dialog tritt. „Wandern ist das Ziel“, beschreibt Kremer den Kern dieses Stückes – ganz im Sinne nicht zuletzt Beethovens, der überzeugt war: „Allein Freiheit, Weitergehn ist in der Kunstwelt wie in der ganzen großen Schöpfung Zweck“.

Austausch über Beethoven: zwei Expertinnen im Gespräch
Es geht um den Komponisten des zentralen Musikfestwerks, der „Eroica“, um Fragen nach seiner Haltung, seinem künstlerisches Selbstverständnis und nicht zuletzt um seine Auseinandersetzung mit politischen und gesellschaftlichen Themen seiner Zeit: Im Podiumsgespräch von 19.45 Uhr an im Liszt Salon treffen zwei ausgewiesene BeethovenExpertinnen aufeinander, um Einblicke in Beethoven als politische Figur zu geben. Dr. Julia Ronge ist Kustodin der Sammlungen im Beethoven-Haus Bonn, und Dr. Eleonore Büning Musikjournalistin mit profunden Beethoven-Kenntnissen, wie nicht zuletzt ihr aktuelles Buch über den Komponisten belegt. 

Hin zu aktuellen Ereignissen: Multimediales Projekt mit Gidon Kremer und Kirill Serebrennikov
Der letzte Beitrag des Konzertabends spannt den Bogen von Beethoven über einen Komponisten des 20. Jahrhunderts bis in die jüngste Zeit: In einem neuen multimedialen Projekt würdigen Gidon Kremer und seine Kremerata Baltica von 20.30 Uhr an im Mozart Saal nicht nur den 1996 verstorbenen, zeitlebens verfolgten Komponisten Mieczyslaw Weinberg, sondern blicken zugleich auch auf politische Ereignisse und Entwicklungen in Russland wie auch der übrigen Welt. Dafür hat Gidon Kremer die Zusammenarbeit mit dem russischen Filmregisseur Kirill Serebrennikov gesucht, der in diesem Frühjahr nach gut anderthalb Jahren aus dem Hausarrest in Moskau entlassen wurde und sich stets nicht nur als Künstler, sondern auch als kritischer Beobachter seiner Zeit und Mitwelt begreift. „Chronicle of current events“ lautet in Anspielung auf eine wichtige unabhängige Zeitschrift in der Sowjetunion der 1960er, 70er Jahre ihr gemeinsames Projekt, das Musik und Film zu einer Reflexion über ein Künstlerschicksal, Lebensentscheidungen und die Opfer von Kommunismus und Holocaust verknüpft.

MUSIKFEST Eroica – Musik als Bekenntnis  Samstag, 21. September 2019
17.00 Uhr - Mozart Saal - SWR Vokalensemble

18.30 Uhr - Mozart Saal - La lontananza nostalgica utopica futura
 
19.45 Uhr - Liszt Salon - Podiumsgespräch: Beethoven als politische Figur 

20.30 Uhr - Mozart Saal - Video und Musik: Chronicle of Current Events

Eintrittspreis pro Konzert: € 25,- (Endpreis)  Kombiticket für den gesamten Abend: € 59,- (Endpreis) 
Tickethotline: (069)1340400 ▪ www.alteoper.de