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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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Moderne am Main - Eine Ausstellung zum Bauhaus-Jahr in Frankfurt am Main

(19.01.2019) „Das Bauhaus in Weimar und in Dessau waren die Akademien des Bauhauses, Frankfurt am Main war die Werkstadt“ will das museumangewandtekunst in seiner Ausstellung zum Bauhaus Jahr zeigen.

Bildergalerie
Die Frankfurter Küche im Museum Angewandte Kunst
Foto: Stadt Frankfurt / Museum Angewandte Kunst / Anja Jahn
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Kaiser idell Tischleuchte Nr. 6552, Entwurf Christian Dell, 1933/34
Foto: Stadt Frankfurt / Museum Angewandte Kunst / Klaus Struve
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Professor Klaus Klemp rückte mit seinem Statement, dass „das Bauhaus in Weimar und Dessau die Akademien waren, Frankfurt am Main die Werkstatt war“ zurecht, was seit dem zweiten Weltkrieg in Frankfurt am Main nie zur Geltung gekommen konnte: Dass nämlich Frankfurt neben den beiden bekanntesten Bauhaus-Städten durchaus bestehen kann. Warum aber die Stadt am Main sich bis heute nicht dazu entschlossen hatte ihre „Bauhaus-Vergangenheit“ offiziell anzumelden, blieb auch bei der Pressekonferenz zur Eröffnung der Ausstellung „1919-1933 Moderne am Main“ ungesagt. Denn ebenso wie in Weimar und Dessau hat sich die „neue Moderne“ nicht allein auf das Wohnungsbauprogramm von Ernst May mit seinem Wohnungsbauprogramm und der Frankfurter Küche von Margarete Schütte-Lihotzky gestützt. Vielmehr wurde auch hier der universelle Anspruch alle Bereiche des menschlichen Lebens mit den neuen Gestaltungsformen zu erfassen auch in Design von Produktion, Inneneinrichtung, Industrie und Kommunikation verwirklicht. Dazu gehörten selbstverständlich auch die damals neuen Medien Fotografie, Film und der Rundfunk. Auch am Main wollte man die Einheit von Gestaltung und sozialem Engagement für eine neue, bessere Gesellschaft verwirklichen.

Die Ausstellung zeigt mit mehr als 500 Objekten, Entwürfen, Plakaten, Fotografien sowie Reproduktionen, Zeichnungen, Gemälden und Tonaufnahmen aus über 40 Privatsammlungen, öffentlichen Archiven und Museen auf 1200 Quadratmetern Fläche zum ersten Mal wie sehr in Frankfurt die neuen Ideen ein praktisches, sozusagend erlebbares Feld gefunden haben. Was heute weitgehend unbekannt ist, dass zu dieser Bewegung auch die Frankfurter Messe  ihren Beitrag lieferte. Ludwig Landmann, der ab 1924 Oberbürgermeister der Stadt am Main war, hatte bereits während des ersten Weltkriegs die Idee geboren in der Mainmetropole eine neue, internationale Messe zu eröffnen. Durch die Messe sollte Frankfurt als Messestadtneben Leipzig Messestandort werden und auch ein Knotenpunkt für den Export deutsche Produkte in das Ausland fördern. Die Frankfurter „Erneuerer“ hatten dabei immer im Sinn, dass die Stadt mit den durchdachten neuen Elementen zu einer Einheit zusammengefasst werden kann und damit auf das Zusammenleben der Menschen in einer Stadt einwirkt. Dafür wurde nicht zuletzt auch in einer engen Zusammenarbeit mit den städtischen Ämtern die rund 12.000 Wohnungen in den Siedlungen neu gebaut, sondern auch Einfluss auf die gesamte Stadt, die Architektur der Gebäude, die Grünflächen wie die Reklame oder die Inneneinrichtungen genommen und zugleich rationaler und standardisiert produziert. Man hatte auch keine Angst mit Industrieunternehmen oder mit jungen Startups zu arbeiten Die Ausstellung zeigt Möbel von Ferdinand Graber und Frank Schuster, Leuchten von Christian Dell und Adolf Meyer, das Frankfurter Telefon der Firma Fuld und den Kühler einer Autokarosserie aus den Adlerwerken von Walter Gropius und seinem Berliner Büro.

Dass nach dem zweiten Weltkrieg alle diese modernen Entwicklungen vergessen wurden lag sicher auch daran, dass der Nationalsozialismus und auch der zweite Weltkrieg tiefere Wunden geschlagen haben, die die optimistischen Ideen der Moderne nicht mehr aufkommen ließen. Hinzu kommt auch, dass mehr als 10.000 jüdische Mitbürger ermordet wurden und viel andere emigrierten. Sie konnten in ihrer neuen Heimat, zumeist den USA, die Bauhauskultur wieder neu aufleben lassen. Darunter waren beispielsweise viele Fotografen und Fotografinnen, die in den Ilustrierten wie etwa „Life“ eine neue Möglichkeit gefunden haben die Fotografie weiterzuentwickeln, während sie auch in Frankfurt erst viele Jahre später wieder in Museen ausgestellt werden konnte.

Die Ausstellung „Moderne am Main“ ist bis zum 14.4 im museumangewandtekunst zu sehen. Der Eintritt kostet 12€, ermäßigt 6€