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Letzte Aktualisierung: 16.04.2024

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Mit Lötkolben und Feile

Provadis bietet Mädchen vielfältige Einblicke und praktische Erfahrungen in MINT-Berufe

von Ilse Romahn

(16.07.2019) Mit Lötkolben in der einen und Draht in der anderen Hand sitzt Janine Voit konzentriert vor ihrem ersten eigenen Werkstück. Die 15-jährige Schülerin der Karl-Rehbein-Schule in Frankfurt ist eine von 20 Schülerinnen, die in diesem Jahr am MINT Girls Camp im Industriepark Höchst teilnehmen. Organisiert und durchgeführt wird das Camp von Provadis, dem Fachkräfte-Entwickler der Industrie.

Thilo Kolb, Ausbilder bei Provadis, erklärt der 14-jährigen Viola Helwig von der Einhardschule, wie sie aus einem Metallwerkstück ein Türschild machen kann.
Foto: 2019 Provadis Partner für Bildung und Beratung GmbH
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Die Teilnehmerinnen zwischen 14 und 16 Jahren können hier eine Woche lang intensiv in die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) eintauchen. Und da sich Mädchen oft scheuen, gerade in diesen Fächern aktiv zu werden, freuen sie sich, hier gemeinsam Erfahrungen zu sammeln und sich auszutauschen. Eine von ihnen ist Emily Bothe, die von ihrer Chemie- und Biologielehrerin auf das Camp aufmerksam gemacht worden ist. „Meine Lehrerin meinte, dass das Camp genau das Richtige für mich ist, weil ich mich für Chemie und Physik interessiere“, sagt die 15-jährige Gymnasiastin der Heinrich von Kleist-Schule in Eschborn, die später gerne ein duales Studium absolvieren möchte.


Möglichkeiten der Zukunftsgestaltung
Für Georg Dinca, den Projektleiter des MINT Girls Camps bei Provadis, geht es beim Camp über das Vermitteln von Fachwissen hinaus besonders darum, den Berufsalltag kennenzulernen. Ganz bewusst werden auch die Eltern mit einbezogen: Am Ende der Woche erfahren sie im Rahmen einer von den Mädchen vorbereiteten Präsentation, welche Inhalte das Camp zu bieten hatte. „Wir wollen den Eltern näherbringen, dass es neben Abitur und Studium noch andere Möglichkeiten der Zukunftsgestaltung gibt“, sagt Georg Dinca. Und auch dabei ist Provadis gerne behilflich, stellt Kontakte zu Unternehmen her, unter anderem zu den Standortgesellschaften im Industriepark Höchst. 

Die Schülerinnen werden während des gesamten Camps von je zwei Betreuerinnen der Sportjugend Hessen begleitet. Denn neben der Wissensvermittlung soll auch die Freizeit nicht zu kurz kommen. Nachmittags und abends wird ein Sportprogramm geboten, wie etwa gemeinsames Stand-up-Paddling als Beitrag zum Thema „Verantwortung und Vertrauen im Wasser“. Und unter dem Motto „Zeit für Entspannung“ wird können die Mädchen einen Wellnessabend genießen.

Seit 2011 wird das MINT Girls Camp sehr erfolgreich angeboten. Die Camps finden in Frankfurt und acht weiteren Städten in Hessen statt, unter anderem in Wiesbaden und Darmstadt. Gefördert wird das Programm vom hessischen Wirtschaftsministerium, der Bundesagentur für Arbeit sowie vom Europäischen Sozialfonds. „Die Camps sind alle komplett ausgebucht“, sagt Dinca. Das Programm ist breit gefächert, die Mädchen tauchen unter anderem in die Welt der Mechanik ein, versehen etwa eine kleine Metallplatte mit ihren Namen. Im Bereich Elektronik fertigen sie ein Verlängerungskabel an, und im Informatikteil bauen sie einen Roboter, den sie selbst so programmieren, dass er kleine Wegstrecken selbstständig erkennen und zurücklegen kann.

Dass das Programm in den Sommerferien stattfindet, stört Janina Voit nicht. Ganz im Gegenteil: „Ich langweile mich schnell, und die Ferien sind doch lang“, sagt sie. Außerdem sei die Teilnahme am Programm sicher gut für eine spätere Bewerbung. Jimin Lee, 15 Jahre alt und aus Oberursel, ist froh, dass sie am MINT Girls Camp teilnimmt. „Ich wollte eine Orientierung haben, was ich beruflich gerne machen möchte“, sagt sie. Bisher wusste sie nur, dass Naturwissenschaften im Allgemeinen ihr Ding sind. Jetzt weiß sie es genauer: „Beim Camp ist vieles sehr spannend, aber am besten finde ich doch die Informatik.“

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.provadis.de.