Letzte Aktualisierung: 19.04.2024
Martin Luther & Thomas Münzer oder Die Einführung der Buchhaltung
Theateraufführung in der Stadthalle Idstein am 2. Mai
von Ilse Romahn
(10.04.2017) Kann ein Doku-Drama aus dem Jahr 1970 über Martin Luther und die Reformation auch heute noch faszinieren und überzeugen? Es kann! Am Dienstag, 2. Mai, um 20.00 Uhr in der Stadthalle Idstein. Einführung um 19.15 Uhr.
Im Reformationsjahr 2017, 500 Jahre nach Luthers Thesenanschlag in Wittenberg, nähern sich die Schauspielbühnen in Stuttgart (Altes Schauspielhaus) und das EURO-STUDIO Landgraf mit der gemeinsamen Tournee-Produktion des Dieter-Forte-Stücks „Martin Luther & Thomas Münzer oder Die Einführung der Buchhaltung“ zwei deutschen Protagonisten der Reformationsbewegung an: Martin Luther und Thomas Münzer.
Fortes Schauspiel spielt in der Zeit von 1514 bis 1525, einer Zeit, die von Grund auf in Bewegung geraten ist. Zu sehen sind bestimmenden Figuren der Epoche beim Agieren, Platzieren und Platziert werden: Menschen im Netz der Macht. Es geht um wechselnde Allianzen und die Verflechtungen von Kirchengeschichte, Politik und Wirtschaftsgeschichte zur Zeit der Reformation. Und – wie Forte es formuliert: „Es geht um junge Leute. Einer davon heißt Luther, einer Münzer. Es geht um die Einführung der Buchhaltung. Es geht um die erste große deutsche Revolution.“ (Dieter Forte). Dass beides – Reformation und wirtschaftliche Entwicklung – zusammenfällt, ist möglicherweise kein Zufall….
In spannenden Handlungssträngen stellt Forte Lebenssituationen Luthers denen der Entscheidungsträger der Epoche (Kaiser, Kurfürsten, Papst) gegenüber, die seine Lehre für ihre wirtschaftlichen und machtpolitischen Ziele missbrauchen. Doch auch Luther weiß aus den Gegebenheiten Profit zu schlagen. Im Hintergrund immer der Drahtzieher: Jakob Fugger, in dessen Geldgeschäfte alle mehr oder minder verstrickt sind.
Doch „Martin Luther & Thomas Münzer…“ bietet nicht nur Einblicke in eine ferne Vergangenheit, es ist zugleich ein sehr heutiges Portrait der Reformationszeit, deren Mechanismen erschreckend an unsere Gegenwart erinnern. Die Aktualität der ins Stück montierten authentisch-historischen Texte in Bezug auf die Mechanismen der Macht und die durch Global Player angetriebene Verquickung von Wirtschaft und Politik ist verblüffend.
Dieter Fortes Schauspiel zeichnet sich durch einen spannungsreichen Erzählrhythmus und dramaturgische Virtuosität aus. Seit der Uraufführung 1970 in Basel hat dieses große dokumentarische Theaterstück mehr als 40 Inszenierungen in 10 Ländern erlebt. Als Lesestück hat es sich an Schulen und Universitäten einen festen Platz erobert. Sein Thema, Expansion der Macht um jeden Preis, zeigt Konstellationen auf, die sich modellhaft wiederholen und auch heute noch den Nerv der Zeit treffen.
Neben Thomas Henninger von Wallersbrunn als Martin Luther spielen u.a. Marcus Born (Friedrich, Kurfürst von Sachen), Carsten Klemm (Jacob Fugger), Armin Jung (Thomas Cajetan), Reinhard Froboess (Kaiser Maximilian I), Jörg Pauly (Thomas Münzer), Sophie Schmidt (Margarethe von Österreich).
Das Stück um Bankenkrisen, Staatsbankrotte und Reformatoren in einer Koproduktion des EURO-STUDIO Landgraf mit dem Alten Schauspielhaus Stuttgart ist am Dienstag, 2. Mai um 20.00 Uhr in der Stadthalle Idstein zu sehen.
Für interessierte Zuschauer gibt es bereits um 19.15 Uhr eine Einführung in das Stück im Saal 3 der Stadthalle!
Weitere Informationen bei der Stadt Idstein, Tel. (06126)78622.
Restkarten gibt es im Freiverkauf bei „Optik-Studio Noé“, Schulze-Delitzsch-Straße 28, 65510 Idstein, Tele. (06126)570008