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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Land und Leute in Norwegen

Das Buchmessen-Patenland im Museum Angewandte Kunst

von Karl-Heinz Stier

(10.10.2019) Mit HOUSE OF NORWAY widmet das Frankfurter Museum Angewandte Kunst im Schaumainkai 17 seine gesamte Ausstellungfläche dem nordischen Land als Ehrengast der Buchmesse 2019.

Bildergalerie
Es stellten die Ausstellung vor(v.l.n.r.): Annie Buenker (Presse), Direktor Prof. Matthias Wagner K und Dr. Hallder Gudmundsson
Foto: Karl-Heinz Stier
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Lassoschlingen der Rentiere
Foto: Karl-Heinz Stier
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Lyrische Pressetexte von Munch
Foto: Halvor Björngard –Munchmuseet Oslo
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Zu sehen sind herausragende Positionen aus Kunst, Design, Kunsthandwerk und Architektur. Es gibt Neuentdeckungen in dem Land, das von unterschiedlichen Landschaften, Klimazonen und Bevölkerungsschichten geprägt ist. „Verschieden sind nicht nur die Lebenswirklichkeiten der Menschen an den jeweiligen Orten, sondern auch die Anregungen für künstlerisches und gestalterisches Schaffen“, so  der Direktor des Museums und Kurator der Ausstellung Prof. Mattias Wagner K, der das Land bisher fünfmal bereist hat. So hält sich in Norwegen auch die Existenz einer indigenen Volksgruppe, deren Kulturraum Sapmi sich über Norwegen, Schweden, Finnland und Teile Russlands erstreckt. Ihr gehören auch verschiedene Künstler und -innen an, die seit der Einladung zur documenta 14 in Athen und Kassel im Jahre 2017 weitweite Anerkennung erfahren haben. Sie setzen sich in ihren Werken mit individuellen und kollektiven Begebenheiten mit Traditionen, Glaubensvorstellungen, Diskriminierung sowie Fremd – und Selbstbestimmung auseinander.

Dazu gehört Maret Anne Sara, die Lassoschlingen wie Galgen von der Decke hängend ausgestellt hat. Sie werden üblicherweise bei Rentierhirten eingesetzt. Frau Sara protestiert damit gegen die jüngsten Reglementierungen der norwegischen Behörden zur Verkleinerung von Weideflächen und Rentierherden. „Die Einschränkungen stellen eine Bedrohung der Existenzgrundlage vieler Sami dar, insbesondere der jüngeren Generation“, erläutert Direktor Wagner K.  Man benötige 1 500 Tiere, um eine komplette Großfamilie ernähren zu können. Das sei aber bei Flächen-Einengungen nicht mehr möglich.

Peter Zumthor und Louise Bourgeois untersuchten die Hexenverfolgung und -prozesse in Norwegen (Fotograf Ken  Schluchtmann zeigt Gebäude mit Erinnerungen an diese Zeit). „Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hat kein anderes Land so viele Prozesse erleben müssen. 91 Personen wurden zum Tode verurteilt“, erzählt der Kurator.

Ein Highlight der Ausstellung sind Zeichnungen mit lyrischen Prosatexten des Künstlers Edvard Munch aus der Sammlung des Muchmuseet in Oslo. Sie wurden bisher nie der Öffentlichkeit gezeigt. Diese Textzeichnungen sind Teil einer mit festen Buchdeckeln zusammengehaltenen  Sammlung von 81 Blättern mit handschriftlichen Notizen und Anmerkungen, Skizzen, Holzschnitten und Zeichnungen ohne Text – entstanden zwischen 1930 und 1935. Munch starb 1944. Die wissenschaftliche Aufarbeitung dieser Blätter steckt noch in den Anfängen. Möglicherweise waren sie als Vorlage für ein von ihm geplanten Buch gedacht.

Soweit die Einzelbeispiele. Es gibt noch mehr zu sehen über Design-Arbeiten, Möbelentwürfe, Architektur und modische Entwürfe der Neuzeit.

Ein Rahmenprogramm mit Vorträgen, Podiumsdiskussionen, kulinarischen Veranstaltungen und ein Vermittlungsprogramm, bestehend aus Workshops und öffentlichen Führungen für alle Altersklassen erstreckt sich bis 26. Januar 2020, dem Ende der Ausstellung von HOUSE OF NORWAY.

Öffnungszeiten: Di, Do-So 10-18 Uhr, Mi von 10-20 Uhr. Eintritt 12 Euro, ermäßigt 6 Euro. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie Studenten der Uni-Frankfurt und der HfG Offenbach ist der Eintritt frei.

Weitere Infos unter Tel.: (069)21231286 und www.museumangewandtekunst.de