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Letzte Aktualisierung: 23.04.2024

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Kunstwerk erinnert zukünftig an die rettenden Kindertransporte 1938/39

von Ilse Romahn

(12.09.2019) In Frankfurt soll künftig ein Kunstwerk an die Kindertransporte der Jahre 1938/39 erinnern. Die Stadt lobt dafür einen künstlerischen Wettbewerb aus, für den mit Yael Bartana, Anne Imhof, Ella Littwitz, Michaela Meliàn und Ernst Stark fünf namhafte internationale Künstlerinnen und Künstler gewonnen werden konnten.

Kaiserstraße - Blick zum Hauptbahnhof
Foto: Stadt Frankfurt / ISG
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Der Jury gehören an: Tamara Grcic, Bildende Künstlerin, Werner Hanak, stellvertretender Direktor Jüdisches Museum Frankfurt, Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft, Salomon Korn, Vorstand Jüdische Gemeinde Frankfurt, Till Lieberz-Gross, Verein Jüdisches Leben in Frankfurt, Franziska Nori, Direktorin Frankfurter Kunstverein, Susanne Pfeffer, Direktorin des Museums für Moderne Kunst Frankfurt, Nicolaus Schafhausen, Kurator NS-Dokumentationszentrum München, und Oliver Strank, Ortsvorsteher Ortsbeirat 1. Die Präsentation der Entwürfe findet im Rahmen einer Jurysitzung im Februar 2020 statt. Als Schirmherrin für das Projekt engagiert sich die Autorin und Moderatorin Bärbel Schäfer.

„Das Gedenken an die Kindertransporte muss mehrere Aspekte vereinen: Einerseits steht es für das Trauma, das der abrupte Verlust aller Angehöriger und ihres Zuhauses für die Kinder bedeutete, die ihre Familien meist nie wiedersahen. Andererseits steht es für die große Humanität der Retter, die zahlreiche Kinder vor Verfolgung und Tod im nationalsozialistischen Deutschland bewahrten. Frankfurt ist historisch eng mit den Kindertransporten verknüpft und stellt sich der Herausforderung, ein würdiges Gedenken zu entwickeln“, sagt Kulturdezernentin Hartwig.

Das Stadtplanungsamt der Stadt Frankfurt finanziert das Kunstwerk zu einem wesentlichen teil. „Wir möchten die Erinnerung an die zugleich schrecklichen, aber auch rettenden Kindertransporte wachhalten. Es ist höchste Zeit dies jetzt umzusetzen, solange Zeitzeugen und Betroffene noch am Leben sind“, sagt Planungsdezernent Mike Josef. „Der öffentliche Raum ist auch dafür da, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen. Daher wird ein angemessenes, künstlerisch gestaltetes Denkmal, zentral gelegen, an die vielen ehemaligen Frankfurter und Frankfurterinnen erinnern und an all diejenigen, die hier am Ausreisesammelpunkt für den Südwesten Deutschlands zusammenkamen.“

„Das Denkmal wird an der Kreuzung Gallusanlage/Kaiserstraße an einer Stelle errichtet, die zwischen Bahnhofsviertel und Stadtzentrum auf einer Sichtachse zum Frankfurter Hauptbahnhof liegt. Der Hauptbahnhof war der Ort, an dem Eltern und Kinder sich trennen mussten, für die meisten war es ein Abschied für immer“, erklärt Hartwig.

Zwischen der Pogromnacht im November 1938 und dem Kriegsbeginn im September 1939 konnten etwa 20.000 Kinder und Jugendliche aus Deutschland, Österreich, der Tschechoslowakei und Polen mit Hilfe zahlreicher Hilfsorganisationen ins rettende Ausland, überwiegend nach England, ausreisen. Gerade die Kinder sollten vor antisemitischer Verfolgung in Sicherheit gebracht werden. Mit dem Kunstwerk soll nun in Frankfurt, dem Sammelpunkt der Rettungsaktion in Südwestdeutschland, mit einem zeitgenössischen Kunstwerk an das Schicksal der Kinder und ihrer Familien und an die beispielhafte internationale Hilfe erinnert werden. Die Stadt tut sich so mit London, Berlin, Wien, Danzig, Rotterdam und Hamburg gleich, die der Kindertransporte gedenken. (ffm)