Das Online-Gesellschaftsmagazin aus Frankfurt am Main

Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

Werbung
Werbung

Klimastress lässt Bäume auch im Hofheimer Wald absterben

von Adolf Albus

(18.09.2019) Das Dürrejahr 2018 hat dem Wald stark zugesetzt. Bereits seit dem vergangenen Jahr befallen Borkenkäfer und Pilze mit bisher nicht dagewesener Aggressivität Nadelwälder. Nun zeigen auch die Laubbäume, wie sehr sie unter der Dürre gelitten haben und sterben ab.

Försterinnen und Förster von HessenForst weisen darauf hin: Durch absterbende Bäume steigen auch die Gefahren im Wald. Trockene Äste oder ganze Bäume können schon bei leichtem Wind zu Boden stürzen. Beim Waldbesuch ist besondere Vorsicht geboten.

„Wir hatten nach der letztjährigen Dürre schon befürchtet, dass wir in diesem Jahr auch bei Buchen und anderen Laubbäumen Probleme beobachten müssen – doch das Ausmaß und die Geschwindigkeit, mit der jetzt Schäden auftreten und Bäume sterben, überraschen uns“, so der Hofheimer Revierförster Karlheinz Kollmannsberger. „Es beginnt in der Baumkrone – nach dem Austrieb der Blätter im Frühjahr wurden erste Stellen trocken und binnen weniger Wochen starben die Bäume ab“, schildert Kollmannsberger die kritische Lage. In ganz Hessen sind solche Absterbe-Erscheinungen zu beobachten. Wurzeln wurden durch die ausgetrockneten Böden geschädigt, die Rinde teilweise durch Sonnenbrand verletzt. Am Ende sind es Pilze, die den geschwächten Bäumen das Leben kosten.

Die Pilze zersetzen das Holz und machen es brüchig. Je nach Befall brechen dann Kronenteile oder auch ganze Stämme ab. Kollmannsberger: „Dadurch entstehen Gefahren, die allen Waldbesucherinnen und -besuchern bewusst sein müssen. Nur entlang öffentlicher Straßen und an Park-, Spiel- oder Grillplätzen beseitigen wir akute Gefahren schnellstmöglich. Innerhalb des Waldes können und müssen wir diese nicht beseitigen.“ Wer sich im Wald bewegt, sollte deshalb immer auch den Blick nach oben richten und den Pausenplatz nicht unter trockenen Baumkronen auswählen.

Auch die vorübergehende Sperrung von Waldwegen und -flächen wegen Brandgefahr oder zu hoher Gefahr durch absterbende Bäume ist nicht ausgeschlossen. „Das machen wir nicht gern – aber für diese Maßnahmen bitte ich die Bevölkerung bereits jetzt um Verständnis und darum, Sperrungen immer zu akzeptieren“, sagt Kollmannsberger.

Besonders betroffen sind im Forstrevier Hofheim die Gebiete entlang des Bahnweges, in Lorsbach oberhalb des Aussichtsturmes und in Marxheim unterhalb des Parkplatzes Sportpark Heide. Auch die Borkenkäfer sind in diesem Jahr wieder ein Riesenproblem. Nach dem milden Winter haben  – bei warmen Temperaturen und noch immer trockenen Waldböden – geschwächte Fichtenwälder gute Vermehrungsgrundlagen geboten und bieten sie immer noch. Im Hofheimer Stadtwald mussten über den Sommer hinweg mehr als 4.000 befallene Fichten gefällt werden.

Der Diplodia Pilz lässt Kiefernwälder mancherorts großflächig sterben, der sogenannte Rußrinden-Pilz setzt dem Ahorn zu, Eschen leiden weiterhin am von Pilzen verursachten Triebsterben.

„Seit Monaten machen wir alles in unserer Macht stehende, um den Wald zu erhalten, doch die Situation ist einfach extrem“, sagt Kollmannsberger. „Den Wald umzubauen, das dauert lange. Seit Jahrzehnten arbeiten wir auf klimastabile Wälder hin. Doch jetzt entstehen große Kahlflächen, die den Waldumbau erschweren, weil wir den Wald nicht so radikal verändern wollen.“ Denn junge Waldbäume wachsen  am liebsten unter den schützenden Baumkronen ihrer Elterngeneration heran. Manche mit mehr, manche mit weniger Schatten – doch die pralle Sonne oder Spätfrost ist immer ein Risiko. Hinzu kommt auf Freiflächen oft üppige Vegetation aus Gräsern, Brombeeren oder Farnen, die für junge Setzlinge lebensbedrohliche Konkurrenz sein kann oder natürliche Waldverjüngung verhindert.