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Letzte Aktualisierung: 28.03.2024

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Kleinode ostasiatischer Kunst

museumangewandtekunst zeigt Sammlung von Werner Reimers

von Karl-Heinz Stier

(29.10.2018) Die insgesamt noch existierenden 140 Objekte des Unternehmers Reiners aus Jade, Bronze, Choisonnee und Malerei reichen von miniaturhaften netsuke und snuff botttles bis zum großen Kabinettsschrank im japanischen Stil.

Bildergalerie
Kurator Graf von der Schulenburg bei der Führung durch die Ausstellung
Foto: Karl-Heinz Stier
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Die Enghalsflasche aus China aus der Ming-Zeit
Foto: Karl-Heinz Stier
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Kabinettschrank aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Deutschland gebaut
Foto: Karl-Heinz Stier
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Portrait des Maschinenfabrikanten Werner Reimers
Foto: Karl-Heinz Stier
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„Sie verraten einen eher spielerischen Zugang zur asiatischen  Kunst, der fast an barocke Chinoiserie-Sammlungen denken lässt“, sagte Museumsleiter Prof. Matthias Wagner K  bei der Eröffnung der Ausstellung „Geburtsort Yokohama. Der Unternehmer Werner Reimers (1888-1965) und seine Asiatica-Sammlung“.

60 ausgewählte Werke der Kollektion werden erstmals präsentiert,  die noch bis  24. Februar 2019 im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt im Schaumainkai 17  zu sehen ist. Von außergewöhnlicher Qualität sind eine mit Flora und Fauna des Meeres verzierte Enghalsflasche aus der Ming-Zeit (1573- 1619). Sie ist aus Porzellan  mit Unterglasurblau und Aufglasurfarben Grün, Rot und Gelb und zeigt die Meeresflora und -fauna wie Fische, Muscheln, Korallen und Wasserpflanzen. Oder einen Kabinettschrank aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus Holz, Schwarzlack, Goldbemalung, Scharniere und Beschläge mit vergoldeter Kupferlegierung (140 cm hoch, 96 cm breit und 48 cm tief). Der schwarze Lackgrund ist bemalt mit Figuren- und Pflanzenmotiven im Chinoiserie-Stil. Schränke dieser Art folgten grundsätzlich dem Vorbild japanischer Lackkabinette des 17. Jahrhunderts, die in Europa um vier Füße ergänzt wurden. Ein Detailvergleich der Lackmalerei auf dem Möbel von Reimers mit flachem Streulack auf japanischen Kabinetten verrät deutlich, dass es sich bei dieser um eine europäische Imitationen japanischer Motive und Lacktechnik handelt. Zu den herausragenden Stücken der Ausstellung zählen auch ein Tang-zeitlicher Steinbuddha und eine Gruppe von Albumblätter mit eleganter Tuschmalerei.

Werner Reimers kam 1888 als Sohn einer Hamburger Kaufmannsfamilie in der japanischen Hafenstadt Yokohama zur Welt. Er wuchs in Hamburg auf, kehrte jedoch 1911 im Auftrag des väterlichen Handelshauses an seinen Geburtsort zurück. Während des ersten Weltkrieges wurde ihm jegliche kaufmännische Tätigkeit in Japan untersagt. Vor dem Hintergrund der erzwungenen Untätigkeit entdeckte Reimers den Reiz der japanischen Kunst und Kultur für sich. Diese Leidenschaft weitete sich mehr und mehr auf die chinesische Kunst aus und begleitete den seit 1928 in Bad Homburg tätigen Unternehmens für den Rest seines Lebens. „Über die Jahre baute er eine beachtliche Sammlung auf, die ein eindrucksvolles Zeugnis dessen bietet, was westliche Asiatica-Sammler im 20. Jahrhundert an der Kunst des Fernen Ostens faszinierte“,  analysierte Kurator Stephan Graf von der Schulenburg.

1963 gründete Reimers eine Wissenschaftsstiftung. Er wollte - so seine eigenen Worte – in der Philosophie „westliche Wissenschaft und östliche Weisheit“ zur „Erschließung eines Weges zu einer westlichen Weltanschauung in christlicher Lebensform“ fördern. Während die Stiftung auf akademischem Gebiet großen Ehrgeiz entwickelt, blieb die Kunstsammlung des Stifters über Jahrzehnte weitgehend unbeachtet. Erst 2016 machte sich ein Expertenteam daran, alle Objekte der Sammlung zu erforschen und zu dokumentieren. Daraus entstand auch ein Gesamtkatalog für 24,95 Euro, der an der Museumskasse sowie im Buchhandel erhältlich ist.

Öffnungszeiten sind: DI, DO-SO von 10 bis 18 Uhr, MI von 10-20 Uhr. Der Eintritt beträgt 12 Euro, ermäßigt 6 Euro. Weitere Infos unter www.museumangewandtekunst.de