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Letzte Aktualisierung: 19.03.2024

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Klangvolles Finale beim Limburg Sommer

Zwei Konzerte beschließen Bad Dürkheimer Veranstaltungsreihe

von Michael Hoerskens

(23.08.2019) Mit zwei hervorragenden Konzerten endete der diesjährige Limburg Sommer in Bad Dürkheim. Beim Finale der Veranstaltungsreihe begeisterte zunächst das Duo „Graceland“ mit seiner „Simon & Garfunkel Tribute Show“. Tags darauf präsentierten unter großem Beifall die Frankfurter Sinfoniker bei der „Sommernacht der Filmmusik“ einen Streifzug durch „100 Jahre Hollywood“. Dies in dem wunderbaren Ambiente einer historischen Klosterkulisse. Beide „Schlusspunkte“ wurden von der Münchener Agentur „Kulturgipfel“ wieder professionell und perfekt organisiert.

Bildergalerie
"Graceland" überzeugte mit der Interpretation von Simon & Garfunkel-Songs
Foto: Hörskens
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Die Frankfurter Sinfoniker boten einen bunten Reigen von klassischen Filmmelodien made in Hollywood
Foto: Hörskens
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Am Ende war es so romantisch wie einst: Zahleiche kleine Lichter im Publikum begleiteten den Song „Bridge over troubled water“, jenen 1970er Hit von Simon & Garfunkel, der auch nach fast  50 Jahren nichts von seiner Magie verloren hat. Im Gegensatz zur damaligen Zeit stammten die Lichtlein aber nicht von Wunderkerzen, sondern fast alle von Handys. Fast alle. Eine einzige Wunderkerze eines Konzertbesuchers versprühte dann doch einen Hauch von Nostalgie, passend zu den Liedern, die „Graceland“ auf der Limburg interpretierten.

Das Duo Graceland besteht aus Thomas Wacker und Thorsten Gary, wobei ersterer den Part von Paul Simon übernahm, Gary den von Art Garfunkel. Bei ihrem Auftritt auf der Limburg wurden die beiden von sechs weiteren Musikern ergänzt: vier Streichern, einer (Elektro-)Bassistin sowie einem Schlagzeuger. Hoch interessant, weil international, offenbarte sich dabei das hervorragende Streichquartett: Die Geigerin Hiroko Tamaki stammt aus Japan, Geiger Andrea Barla ist Italiener, an der Bratsche und am Cello saßen mit Vadim Razumnyy und Vasily Bystroff zwei Russen. Die kräftigen Klänge kamen selbstredend von Martina Berenz am Bass und Max Hofmann, der das Schlagzeug bearbeitete.

Bei der Tribute Show in Bad Dürkheim huldigte das Ensemble dem legendären Singer/Songwriter-Duo Simon & Garfunkel und deren unvergessenen melodiösen Welt-Hits  mit viel Hingabe und überraschender Perfektion. Für Gänsehaut-Momente sorgte dabei neben „Bridge over troubled water“ vor allem ihr erster großer Erfolg, „Sound of Silence“ aus dem Jahr 1966, frenetisch bejubelt vom Publikum. Doch es kamen noch weitere große Songs der US-Amerikaner zum Tragen, etwa „The Boxer“, „I am a rock“, Homeward bound“ oder „Mrs. Robinson“ aus dem Film „The Graduate“.

Schließlich interpretierte Graceland auch weniger bekannte Lieder von Simon and Garfunkel wie „Hazy shade of winter“ oder „Kathys Song“. Und nicht zuletzt das zarte „April“, welches in der herrlichen Filmkomödie „Ein unmöglicher Härtefall“  mit George Clooney und Catherine Zeta-Jones vorkommt. Schließlich gab es noch einen Song aus der Solo-Karriere von Art Garfunkel: „Bright eyes“.

Sehr positiv aufgenommen wurde, dass Wacker und Gary zu den Liedern auch deren Geschichten und Hintergründe erzählten, etwa bei „The Boxer“, wo ein junger Mann nach New York kommt, Arbeit sucht und keine findet und dann noch verprügelt wird. „Wenn man sich einmal mit den Hits von Simon & Garfunkel beschäftigt erkennt man sehr schnell, wie besonders und einzigartig diese sind“, erzählte Thorsten Gary dem Online-Magazin „Frankfurtlive.com“. „Es sind Lieder mit Geschichten, Lieder, die von Herzen kommen, Lieder, die etwas zu erzählen haben.“

Bei ihrem Auftritt auf der Limburg boten „Graceland“ mit dem gebührenden Respekt vor den großen Kompositionen von Simon & Garfunkel interessante Interpretationen dieser Welthits. „Wir wollen keine Kopie sein, nicht visuell, auch nicht stimmlich“, sagen sie. „Wir bleiben stets nahe am Original, geben den Kompositionen aber auch eine eigene Note.“

Einen Tag nach diesem Konzert stieg auf der Limburg die „Sommernacht der Filmmusik“, bei der die Frankfurter Sinfoniker sich dem Thema „100 Jahre Hollywood“ widmeten. Es  war eine großartige Hommage an legendäre Filmklassiker, an viele unvergessene Titelmelodien.

Bei der musikalischen Reise der Frankfurter Sinfoniker unter der Leitung von Dirigent Witolf Werner erlebte das Publikum einen wunderbaren Querschnitt der Filmkunst, von der Romanze bis zum Thriller. Wer kennt sie nicht auswendig, die Songs der James-Bond-Filme. Unvergessen Shirley Basseys „Goldfinger“ etwa, unvergessen aber auch die Bond-Darsteller wie Sean Connery, Roger Moore oder Daniel Craig. Vor den Augen vieler Besucher spielten sich sicherlich Szenen ab, etwa wie der böse Mr. Goldfinger, gespielt von Gert Fröbe, am Ende seine gerechte Strafe bekommt. Oder wie James Bond mit Skiern eine Bob-Bahn herunterdüst, eine Szene, die von Ski-As und Stuntman Willi Bogner gedreht wurde.

Wer hat damals nicht über Peter Sellers gelacht, der als tollpatschiger Inspektor Clouseau im Streifen „The Pink Panther“ fast alles falsch macht, was in seinem Berufsstand nicht passieren soll. Auch diese Titelmelodie von Henri Mancini hat sich fest eingeprägt und sorgt heute immer noch von Beginn an für Schmunzeln. Und da sind ja noch die Liebesromanzen, die die Herzen der Kinofans bewegten - und dies noch immer tun. Wie die Tragik von Dr. Schiwago (Omar Sharif) und seiner verletzlichen Lara (Julie Christie), die zarte Scarlett O‘Hara (Vivien Leigh) in „Vom Winde verweht“ oder die bezaubernde Holly Golightly (Audrey Hepburn) in „Frühstück bei Tiffanys“. Die Kompostionen von Maurice Jarre (Lara’s Theme), Max Steiner (Tara’s Theme) und Henry Mancini (Moon River) erfassten mit ihrem Zauber die Besucher der Sommernacht auf der Limburg.

Melancholisch daneben die Melodien von Ennio Morricone aus dem Gangster-Epos „Es war einmal in Amerika“ oder Nino Rotas Werk, das er für den Mafia-Thriller „Der Pate“ schrieb. Wesentlich flotter dagegen klangen die Rhythmen bei „Mission Impossible“ oder „Fluch der Karibik“.

Bei all diesen Darbietungen zeigten sich die Frankfurter Sinfoniker als glänzend eingespieltes und hervorragend harmonierendes Orchester, prächtig geleitet von Dirigent Witolf  Werner. Der wiederum sorgte mit seiner erfrischenden Interaktion mit dem Publikum für viele Informationen und dazu noch herzhafte Lacher. Letzteres wie etwa bei seinen Anspielungen auf die transparenten Regencapes der Besucher.

Hier kommen nun doch noch ein paar Wermutstropfen in die insgesamt guten Veranstaltungen beim Limburg Sommer. Durch  Regen, der in den letzten Jahren schon oft das Kulturvergnügen  auf der Limburg verhagelt hat,  war das Konzert der Frankfurter Sinfonikern bedauerlicherweise nicht ausverkauft. Es müsste nach Meinung so mancher Besucher doch seitens der Stadt Bad Dürkheim möglich sein, auch in der Klosterruine Limburg eine Konstruktion mit Plane wie über der Bühne zu realisieren. Bei den Burgfestspielen in Bad Vilbel oder den Festspielen in Bad Hersfeld, die beide in historischen Gemäuern über die Bühne gehen, ist dies der Fall. Das Publikum sitzt bei diesen Open-Air-Veranstaltungen im Trockenen. Und dass die Außentüren der Toiletten offen stehen, sollte auch einmal überdacht werden.