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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Immer noch zu viele Leihfahrräder in Frankfurt

von Karin Willen

(16.07.2018) Seit der Anbieter „OBike“ pleite gegangen ist, ist die Masse der Leihfahrräder in Frankfurt nicht kleiner geworden. Der Grund: Der Singapurer Unternehmer ist nicht erreichbar, die angeblich beauftragte Schweizer Firma klagt über Schwierigkeiten bei der Ortung der Leihfahrräder im Stadtgebiet. Und so stören jetzt immer noch etliche der 1.200 Räder im Stadtbild.

Derzeit konkurrieren in Frankfurt noch vier Anbieter mit etwa 6.300 Leifahrrädern um die Gunst der von Nutzern: „Byke“, „Call a bike“, „Limebike“ „Nextbike“. Dabei haben 81 Prozent der Frankfurter einer Studie von 2013 zufolge ohnehin ein eigenes Fahrrad, und viele ärgern sich über die robusten, bunten Räder, die im Weg stehen.

Leitfaden für Leihfahrräder

Achtlos geparkte und umgefallene Räder behindern Fußgänger. Für Rollstuhlfahrer, Sehbehinderte und Personen mit Kinderwagen oder Rollatoren stellen solche Räder ein größeres Hindernis dar. Und Fahrern mit eigenen Rädern nehmen sie nicht selten die Abstellmöglichkeit an öffentlichen Fahrradbügeln.

Um die Probleme des wilden Parkens zu entschärfen, hatte Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD) deshalb kurz vor Weihnachten 2017 zehn Regeln erlassen. Seitdem weisen die Fahrradverleiher ihre Kunden darauf hin, dass sie Leihräder weder in Fahrrad-Abstellanlagen noch an öffentliche Fahrradbügeln abstellen dürfen und Rettungswege, Ein- und Ausfahrten, Zugangswege zu den öffentlichen Verkehrsmitteln, Radwege, Bordsteinabsenkungen, Blindenleitsysteme und Fußgängerüberwege grundsätzlich freihalten müssen. Parks oder das Mainufer sind ebenfalls keine erlauben Fahrradabstellplätze. Oesterling nennt auch Paulskirche, Römerberg und Zeil als nicht erwünschte Parkzonen.

Probleme machen manche Nutzer

Trotz schlechter Erfahrungen lehnt Oesterling das Konzept der Leihfahrräder nicht ab und hofft, dass der markt sich von selber regeln wird. „Die Firmen halten sich an den Leittfaden“ resümiert er die ersten Erfahrungen seit der Einführung des Merkblattes im Winter. „Sie teilen ihren Kunden mit, wo sie die Räder nicht abstellen dürfen“. Das bestätigt auch die Sprecherin des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs ADFC Frankfurt, Susanne Neumann: „Nur die Nutzer befolgen die Hinweise des Merkblattes nicht immer“.

Die meisten Angebote sind an das Benutzen eines Smartphones gebunden, auf das vorab eine Anwendungssoftware des Unternehmens, die App, runtergeladen sein muss. Die Räder werden vom Nutzer oder dem Unternehmen per App geortet. Da das Abstellen von fahrbereiten Rädern zum Allgemeingebrauch zählt, gibt es in Deutschland rechtlich keine Handhabe gegen das Parken von Rädern. Dafür müsste erst das Recht geändert werden.

Nach dem Ende von „OBike“ verbleiben in Frankfurt vier Unternehmen. Dass Kunden die benutzten Räder einfach irgendwo stehenlassen können, ist in Frankfurt jetzt noch bei „Byke“ und den grüngelben „Limebikes“ möglich. Deren Räder dürfen nach der Fahrt an beliebiger Stelle abgestellt werden (Free Floating). Und deswegen stehen auch die „OBikes“ noch überall rum.

Zwei Anbieter funktionieren auch ohne Smartphone. Beim Pionier und Platzhirsch, den roten Rädern von „Call a bike“ der Deutschen Bahn, die 2003 in Frankfurt eingeführt wurden, kann man sich zwar auch telefonisch vom Festnetz aus im Kunden Service Center anmelden. Das kostet einmalig extra Anmeldegebühr von fünf Euro. Fürs Ausleihen braucht der Kunde dann aber zumindest ein Handy.

Der Leipziger Anbieter „Nextbike“, der in Frankfurt mit 300 Rädern vertreten ist, bietet die telefonische Anmeldung für drei Euro. Wie die Bahnfahrräder stehen seine Räder ebenfalls an ausgewiesenen Stellen. An eine dieser Stellen müssen sie auch zurückgebracht werden. Bei „Call a Bike“ kann man das Rad allerdings auch an beliebiger Stelle außerhalb der festen Plätze abstellen, das kostet aber dann extra.

Was tun in Konfliktfällen?

Wer sich durch unsachgemäß geparkte Leihräder behindert fühlt, muss aber nicht gleich das Ordnungsamt rufen. Als einfachsten Weg empfiehlt Oesterling den Bürgern, Verstöße mit dem Smartphone zu fotografieren und gleich an die auf dem Leihfahrrad notierte Nummer zu schicken. Die Firmen holten das Rad dann in der Regel innerhalb von 24 Stunden ab. Aber natürlich kann man Verstöße auch telefonisch oder schriftlich ans Radfahrbüro des Straßenverkehrsamtes oder das Ordnungsamt melden.

Informationen:

Kontakt: Stadt Frankfurt am Main Radfahrbüro im Straßenverkehrsamt Gutleutstraße 191 60327 Frankfurt am Main 

Übersicht über Leihfahrräder des ADFC

https://www.adfc-frankfurt.de/Infos_Kontakte/Leihfahrraeder/leihraeder.html

Pannenhilfe

http://www.radfahren-ffm.de/266-0-Netzwerk-Karte.html