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Letzte Aktualisierung: 18.04.2024

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Immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel

Niedrigwasser im Rhein: Bundesverkehrsminister stellt mit Industrie „8-Punkte-Plan“ vor

von Ilse Romahn

(05.07.2019) Der Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur hat mit Vertretern der Stahl-, Chemie- und Mineralölindustrie, den Produzenten mineralischer Massen­rohstoffe und des Binnenschifffahrtsgewerbes einen „8-Punkte-Plan“ erarbeitet.

Das Ziel ist, zuverlässig kalkulierbare Transportbedingungen am Rhein bei extremem Niedrigwasser sicherzustellen. Der Rhein ist einer der wichtigsten Transportwege in Deutschland – sechs der zehn größten deutschen Binnenhäfen liegen an diesem Wasserweg.

Zum „8-Punkte-Plan“ sagt Utz Tillmann, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI): „Damit ist ein guter Anfang gemacht, um bei langen und ungewöhnlich niedrigen Wasserständen des Rheins Transportausfälle zu verkürzen. Jetzt kommt es vor allem darauf an, diese Maßnahmen zügig umzu­setzen. Die Situation des Jahres 2018 war für viele Unternehmen kritisch. Denn die großen Mengen, die im Warenein- und -ausgang auf dem Binnenschiff be­fördert werden, lassen sich nicht ohne Weiteres auf Lkw oder Eisenbahn verlagern“. Dringenden Handlungsbedarf sieht die chemische Industrie seit Langem bei der Abladeoptimierung der Engstellen am Mittel- und Niederrhein, etwa durch eine Vertiefung der Fahrrinne.

Der „8-Punkte-Plan“ enthält kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen in verschie­denen Bereichen. So sollen beispielsweise auch die Wasserstandsvorhersage verbessert und neue Transportkonzepte mit Schiffstypen entwickelt werden, die für Niedrigwasser geeignet sind.

In den Bundesländern Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sind zahlreiche Chemieunternehmen angesiedelt, die auf eine bessere Schiffbarkeit des Rheins zwingend angewiesen sind.

Hans-Jürgen Mittelstaedt, Geschäftsführer VCI NRW: „Die Versorgung über Binnenschiffe ist nicht im Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger. Wenn wir sie aus dem Autofenster über den Rhein fahren sehen, dann erfreuen wir uns an ihrem Anblick, aber sehen nicht die bis zu 180 Lkw, welche jedes Binnenschiff im Straßenverkehr ersetzen.“

„Extremes Niedrigwasser im Rhein bedeutet zusätzliche Belastungen für Mensch und Umwelt. Besonders die Binnenschifffahrt hilft uns, die Straßen zu entlasten und die CO2-Emissionen bei Transporten zu reduzieren. Das verbessert auch die Lebensqualität bei den Anwohnern“, betont Bernd Vogler, Hauptgeschäftsführer der Chemieverbände Rheinland-Pfalz.

Thomas Mayer, Hauptgeschäftsführer von ChemieBW, der Chemieverbände in Baden-Württemberg: „Für die Versorgungssicherheit unserer baden-württem­bergischen Unternehmen sind auch die Wasserwege wichtig. Außerdem ist die Frachtschifffahrt für die Rheinschiene ein unverzichtbarer Teil im Verkehrsmix Autobahn A5, Rheintalbahn und eben dem Fluss. Davon profitieren der Verkehr und auch die Umwelt durch bedeutende CO2-Einsparungen."

„Das Chemieland Hessen liegt nicht nur geografisch zentral in Deutschland und Europa, sondern wird auch von den großen und bedeutenden Wasserwegen Rhein und Main geprägt. Zwei Drittel des hessischen Branchenumsatzes werden im Rhein-Main-Gebiet erwirtschaftet. Deshalb ist die Nutzung der Binnenschiff­fahrt für unsere Unternehmen besonders wichtig“, sagt Gregor Disson, Geschäftsführer des VCI Hessen.

Die chemische Industrie verantwortet 10 Prozent der gesamten Beförderungs­menge im deutschen Binnenschiffsverkehr. Das entspricht rund 223 Millionen Tonnen. Für die Branche ist der Rhein die wichtigste Binnenwasserstraße. Die Betriebe im Westen und Südwesten Deutschlands sind durch sie mit Übersee­häfen wie Rotterdam verbunden.

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