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Letzte Aktualisierung: 25.04.2024

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Im Hofheimer Wald sind Wildkatzen sesshaft

von Adolf Albus

(11.04.2017) Das hat eine Untersuchung des Main-Taunus-Kreises ergeben. Beteiligt waren auch die Deutsche Waldjugend, die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und das Forstamt Königstein. „Vermutlich liegen zwei Wildkatzenreviere im Hofheimer Stadtwald“, berichtet Landrat Michael Cyriax. „Diese Tiere wollen wir nun auf vielfältige Weise schützen.“

Landrat Michael Cyriax, Horst Mauer von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und Madlen Overdick mit einer präparierten Wildkatze (die Katze war überfahren und von einem Fortbeamten gefunden worden; sie wurde ausgestopft und dient nun pädagogischen Zwecken).
Foto: MTK
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Bei der Untersuchung waren Holzlatten mit Baldrian als Lockstöcke präpariert und im Wald aufgestellt worden. Die Mitglieder der Waldjugend und der Schutzgemeinschaft kontrollierten die zwölf Stöcke während der Paarungszeit wöchentlich und sammelten die Haare auf, die die Katzen dort hinterließen. Das Forschungsinstitut Senckenberg in Gelnhausen untersuchte die Proben und stellte fest, dass im Frühjahr 2015 acht verschiedene Wildkatzen im Wald zwischen Hofheim und Eppstein unterwegs waren. Im Frühjahr 2016 ließ der Kreis die Untersuchung wiederholen. Diesmal wurden fünf verschiedene Individuen nachgewiesen – jeweils ein Männchen und ein Weibchen waren bereits aus dem Vorjahr bekannt. „Das heißt, dass die Tiere bei uns sesshaft sind“, erläutert Sonja Bäder von der Waldjugend.

Wildkatzen sind laut Bundesartenschutzverordnung in Deutschland streng geschützt. Im dicht besiedelten MTK sind sie nach Angaben der Kreisbeigeordneten Madlen Overdick, der neuen Umweltdezernentin, wegen der vielbefahrenen Straßen besonders gefährdet. Deshalb gelten an den sensiblen Stellen (zum Beispiel L3011 und L3368) Geschwindigkeitsbegrenzungen, trotzdem kommt es zu Unfällen. Ein Problem mit Spaziergängern soll durch Schilder ausgeräumt werden: An Waldparkplätzen werden Schilder mit dem Hinweis „Wildkätzchen im Wald lassen“ aufgestellt. „Es passiert immer wieder, dass Spaziergänger die jungen Wildkatzen mit Hauskatzen verwechseln und im Tierheim abgeben“, so Madlen Overdick.

Laut Literatur ist die Jungensterblichkeit bei den Wildkatzen recht hoch. „Deshalb wollen wir sichere Rückzugsgebiete für die Jungenaufzucht schaffen“, so Hubertus Behler-Sander vom Forstamt Königstein. Das Forstamt werde im Wald grobes Schnittgut zu Holzhaufen aufschichten. „Dort können die Katzen mit ihren Jungtieren Schutz finden.“

Das Projekt hat (insbesondere wegen der aufwändigen genetischen Untersuchungen) insgesamt 9000 Euro gekostet. Finanziert wurde es vor allem von der Stiftung der Taunus-Sparkasse und dem MTK; außerdem waren das Forstamt und die Stadt Hofheim beteiligt.