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Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

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Heussenstamm-Stiftung – Flagge zeigen: Zehn Jahre Geschäftsführung Dagmar Priepke

von Ilse Romahn

(08.02.2018) „Man muss Geduld haben“ - dieses Gedicht von Rainer Maria Rilke auf eine Postkarte gedruckt, verschickte Dagmar Priepke 2012 an ihre Besucher während der sich dahin ziehenden Sanierungsarbeiten in der Galerie an der Braubachstraße. Mit Humor und Durchsetzungskraft führte die Geschäftsführerin die Heussenstamm-Stiftung und Galerie vom einstigen Dornröschenschlaf ins Jahr 2018.

Dagmar Priepke
Foto: Harald Schroeder
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„Geduld haben“ bedeutete für Priepke auch vorher nicht, im stillen Kämmerlein abzuwarten. Direkt verbunden mit ihrem Amtsantritt im Januar 2008, hat das Vorstandsgremium die Stiftung einer gründlichen Revision unterzogen. Mit Kreativität und Eigensinn definierte Dagmar Priepke Aufgaben und Aktionsfelder neu. Dabei modernisierte sie Stiftung und Galerie in Stil und Außendarstellung im Hinblick auf eine zeitgemäße Präsentationsform im 21. Jahrhundert.

Heute zeigt die Galerie sechs bis acht Ausstellungen von Frankfurter Künstlern im Jahr. Eine der ungewöhnlichsten Ausstellungen war 2011 die Installation FLAGGE ZEIGEN der Künstlerin Maike Häusling zur Frauenfußball-WM am Eisernen Steg. „Eine Herausforderung – Kunst im öffentlichen Raum. Ich war die gesamte Ausstellungsdauer mit dem Offenbacher Wetteramt verbunden, falls es stürmt und die Flaggen am Mainufer beschädigt werden könnten“, sagt Dagmar Priepke.

Eine Herzensangelegenheit der Geschäftsführerin war die Aufarbeitung der Stiftungsgeschichte. So ist die Heussenstamm-Stiftung deutschlandweit die bislang einzige Stiftung, die mit der Dokumentation DIE VERSCHWUNDENEN STIFTUNGEN ihre besondere Stiftungsgeschichte während der NS-Zeit veröffentlicht hat: Zuwendungen seitens der Stiftung an bedürftige Künstler wurden mit rassistischen Einschränkungen versehen, jüdische Funktionäre und Mitarbeiterinnen entlassen, schließlich die Vermögen von jüdischen Stiftungen enteignet – „arisiert“ und dem Heussenstamm-Stammvermögen zugeführt. So sind eine Reihe von jüdischen Stiftungen eingegliedert worden und damit nicht mehr existent. Alles recherchiert im Institut für Stadtgeschichte und dort in Aktenordnern von 1933 bis 1945 akribisch dokumentiert.

Flagge zeigen, das heißt auch Geschäftsabläufe transparent zu halten, in gutem Kontakt mit Menschen zu bleiben, mit denen und für die man arbeitet. Die Geschäftsführerin Priepke hat auf diese Art dem Ausstellungsort Heussenstamm einen gänzlich neuen Impuls gegeben. In den vergangenen zehn Jahren waren viele renommierte Künstler in der Heussenstamm-Galerie zu sehen, darunter, um nur einige zu nennen – Anja Niedringhaus, Vroni Schwegler, Benjamin Koren oder Götz Diergarten.

„Dagmar Priepke und allen an der Stiftungsarbeit Beteiligten ist es gelungen, den Gründungsgedanken der Gegenwart anzupassen. Kulturelle Vielfalt und soziales Engagement verbinden sich in der Heussenstamm-Galerie auf eine wunderbare und sehr anschauliche Art und Weise - man besucht immer wieder gerne die Ausstellungen“, sagt Kulturdezernentin Ina Hartwig.