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Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

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Heilender Sand und Strandidylle im Madeira-Archipel

Badeurlaub, therapeutisches Sandbaden und Natursensationen auf Porto Santo

von Karin Willen

(23.06.2017) Porto Santo: Neun Kilometer feinster Sand mitten im Atlantik. Die kleine Schwester der Blumeninsel Madeira ist Europas letzter Geheimtipp. Das Inselchen mit rund 5000 Einwohnern, elf Kilometer lang, sechs Kilometer breit, hat, was Madeira fehlt: einen schönen langen Strand.

Bildergalerie
Jede Menge Sandstrand, der auch in der Hochsaison nicht überlaufen ist: Porto Santo
Foto: Olimar
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Freundliche Begrüßung: Higiono kommt seinen Gästen am Strand entgegen
Foto: Karin Willen
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Bizarre Sensation: Dünen in der Mitte der Insel mit Fulguriten
Foto: Karin Willen
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„Meine Liebe, siehst du den Mond?“ Das war der erste deutsche Satz, den Higinio Santos gelernt hat. Er hat ihn vor Jahren als Taxifahrer aufgeschnappt und sich gleich erkundigt, was das auf Portugiesisch bedeutet. So viel Wissbegierde und Engagement haben sich ausgezahlt. Heute freut er sich, deutschsprachige Gäste in seiner Beach Bar „O Corsário“ zu empfangen und beschäftigt einige Angestellte in seinem Tourismusunternehmen Lazemar. Zum Beispiel Rita, die einzige Jeepfahrerin der Insel. „Ich zeig euch drei Stunden lang die Insel. Dann habt ihr das Wichtigste gesehen und könnt entscheiden, was ihr weiter machen wollt“.

Unbekannte Schwester der Blumeninsel Madeira
Die Insel, das ist Porto Santo, die unbekannte Schwester der Blumeninsel Madeira am Golfstrom im Atlantik, in deren subtropischer Berglandschaft mit seinen vielen Mikroklimata man eigentlich nichts vermisst – außer einen richtig schönen Sandstrand zum Baden. Und ausgerechnet den fanden im 15. Jahrhundert die im Sturm gekenterten Seefahrern auf der Vulkaninsel vor.

Kein Wunder also, dass Ferienhäuser von Madeirensern die Strandnähe neben den zehn Hotels besiedeln und immer mehr Touristen einen Abstecher von Madeira ausbauf die Insel machen. Mit elf Kilometer Länge und sechs Kilometer Breite liegt die zweitgrößte Insel des Madeira-Archipels 15 Flugminuten oder zweieinhalb Fährenstunden von der Hauptinsel entfernt. Ihre Südseite ziert ein naturbelassener neun Kilometer langer feiner, goldgelber Sandstrand mit sanften Dünen und einer moderaten Brandung. Ohne Bettenburgen oder dominantes Wasserspaßsport-Ambiente.

Heilender Sand
Der Strand hat es auch sonst in sich. Nicht, weil er zuverlässig das liefert, was Strandurlauber überall auf der Welt erfahren können. Sein goldgelber Sand ist therapeutisch nutzbar. Rita erklärt das so: Vor Urzeiten wurde hier ein riesiges Korallenriff zerstört. Sedimente aus Korallen, Muscheln und Seeigelschalen gelangten mit der Strömung an die Südseite der Vulkaninsel. Sie sind karbonathaltig, also besonders mineralreich. Wissenschaftler wiesen vor Jahren nach, was die Alten vor Ort längst praktizierten: rheumatische Beschwerden werden in dem Sand gelindert und Knochenbrüche heilen schneller.

Deshalb entwickelte ein geomedizinisches Zentrum der Insel Sandtherapien: in 40 Grad heißem Sandbad schwitzen und dabei die Mineralien über die Haut aufnehmen. „Aber“, lächelt Rita verschmitzt, „Ihr braucht euch bloß im Sommer am Strand in den Sand einzugraben und eine halbe Stunde auszuhalten, dann habt ihr den gleichen Effekt und braucht dafür nicht zu bezahlen“.

Bizarre Dünen und eisendurchaderte Felsformationen
Der Wind hat den fossilen Sand auch in der Mitte der eher kargen Insel aufgetürmt, der dort zu bizarren Sandfelsen gebacken wie eine Mondlandschaft wirkt. Rasant fährt Rita ihre Kunden dorthin, nachdem sie ihnen vorher die spektakulären Aussichten, eisendurchaderte Felsformationen, bizarre Basaltstrukturen und die schönsten Wanderwege gezeigt hat. „Jede Menge fossiler Muscheln“, nennt sie die versteinerten röhrenförmigen Strukturen im verbackenen Sand. Doch diese Aussage lässt sich anders als ihre sonstigen Erklärungen zu Hause nicht bestätigen. Es sind Fulguriten, Spuren, die mehrere tausend Grad heiße Blitzeinschläge im Sand hinterlassen haben.

Rita hat wohl noch keinen naturkundlich bewanderten Gast hierhergefahren. Denn sie ist vom ähnlichen Naturell wie ihr Arbeitgeber: Sie lernt am Gast. Deshalb führt sie ein kleines grünes Büchlein mit sich, das die Namen dessen, was in der kargen Vegetation auf Porto Santo kreucht und fleucht in anderen Sprachen enthält. Ihre neusten Eintragungen: wilde Möhre und Habichtskraut.

Hier heiratete Kolumbus
Bleibt nur noch die Frage, warum die Insel übersetzt „Heiliger Hafen“ heißt. Die gestrandeten Seefahrer verpassten der Insel aus Dankbarkeit den Namen, sagt Rita. Das kann man im einzigen nennenswerten Ort Vila Baleira im kleinen Kolumbusmuseum erfahren, das praktischerweise gleich neben Rathaus und Hauptkirche liegt. Denn Kolumbus verschaffte sich hier 1478 durch Heirat der Tochter des verstorbenen Lehnsherren der Insel die nötige adlige Reputation, schwängerte sie und zog dann bald ab in die weite Welt.

INFO

Portugalspezialist Olimar hat die 5.000 Einwohner starke Insel vor der afrikanischen Küste seit vier Jahren im Programm, als Kombination mit Madeira oder allein. Condor fliegt von Frankfurt und Düsseldorf einmal die Woche nach Porto Santo. Wer die Strände unbelebt erleben will, sollte die klimatisch begünstigte Insel außerhalb der Sommermonate besuchen.

Sandtherapie bieten das Hotel Porto Santo und das Thalassozentrum des Hotels Vila Baleira an.