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Letzte Aktualisierung: 24.04.2024

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Geschichte und Legenden an der Steilküste von Yorkshire

von Karin Willen

(02.07.2018) Schön und schroff präsentiert sich North Yorkshires Natur seinen Besuchern. Wo Captain Cook sein Handwerk lernte und Bram Stroker sich zu “Dracuka” inspirieren ließ, lässt sich aber auch trefflich wandern und Geschichte erleben.

Inspiration für Bram Stokers Dracula: Whitby Abbey in Noth Yorkshire
Foto: Karin Willen
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Die besten Fish and Chips gibt es in Whitby am Hafen. Und wer mit einem Tourguide unterwegs ist, bekommt auch die Legenden über die Seefahrer, Walfänger und Schmuggler an North Yorkshires Küste dazu. Man erfährt, dass der große Seefahrer James Cook wirklich sein Handwerk in Whitby von der Pike auf gelernt, und Bram Stoker sich hier von den 199 Stufen zu St. Mary hinauf im Jahr 1897 zu „Dracula“ inspirieren ließ. Das Captain Cook Memorial Museum, im Haus der Familie Walker, in dem Cook seine Lehre machte, sowie die Dracula Experience gehören heute zu den „Musts“ des Bummels durch die engen Gassen des Hafenstädtchen.

Dracula Feeling

Die 199 Treppenstufen bleiben natürlich keinem Besucher erspart. St Mary war im 12. Jahrhundert zunächst gedacht als Kirche für die Arbeiter, die die benachbarte im 7. Jahrhundert gegründete Abtei wieder aufbauen sollten. Die Kirche überlebte die Auflösung der Klöster im 16. Jahrhundert. Sie wurde inzwischen von der Stadtbevölkerung genutzt.

Imposante Whitby Abbey

Von der Abtei, in dessen Mauern im 7. Jahrhundert das erste englische Gedicht geschrieben wurde, ragen seit Langem jedoch nur noch Ruinen in den Himmel. Heute zieht das mächtige Mauerwerk, das möwenumschwärmt auf dem Kliff neben der Kirche und ihren verwitterten Grabmälern thront, die Touristen magisch an. Man spürt die Nordsee; riecht sie, meint das Donnern der Wellen zwischen den Möwenschreien zu hören. Unheimlich und gleichermaßen anziehend liegen die Ruinen der Abtei auf der Klippe.

Wildromantische Küste

Whitby gehört zu der Handvoll Orte an der wildromantischen Küste Nord-Yorkshires. Bis zu hundert Meter und mehr türmen sich die kargen Klippen hoch. Zugang zum Meer gibt es nur dort, wo Flüsse oder Bäche den Weg geebnet haben. In der alten Fischerstadt ist es die Mündung des Esks. Landeinwärts umrahmt eine karg-schöne Heidelandschaft des Nationalparks North York das Fischerstädtchen. Hier erschließt der Cleveland Way auf rund 175 Kilometern besonders schöne Gebiete. Zum Teil als Küstenweg.

Wo Queen Victoria ihren Schmuck kaufte

Doch vorher sollte man in Whitby noch bei „The Ebor Jetworks“ vorbeischauen. Hier wird traditionell der schwarze Schmuckstein Gagat, auch Jett genannt, gefertigt. Die Jet Works erfuhren einst durch die trauernde Queen Victoria einen Aufschwung, weil die Witwe nur noch schwarzen Schmuck trug.

Was „Whitby Jett“ ist? Vor etwa 180 Millionen Jahren fielen Araukarien ins Meer, die damals hier wuchsen. Das unter Druck entstandene pechschwarze Baumfossil wurde im Laufe der Zeit zum glänzenden Kohlegestein: Gagat.

Wo Robin Hood nicht war

Nur die südöstliche Robin Hood’s Bay enttäuscht ein wenig, was Geschichten und Legenden angeht. Denn die Bucht hat rein gar nichts mit dem legendären Helden des Spätmittelalters zu tun. Aber macht nicht. Ob hinter dem Vorkämpfer für soziale Gerechtigkeit in den Balladen und Erzählungen überhaupt eine reale Person gesteckt hat, ist eh wissenschaftlich nicht belegt.

Warum dann die Bucht den Namen trägt? Hier wurde einst Salz an der Obrigkeit vorbei geschmuggelt, das damals kostbar war. Heute wandern Touristen von hier aus gern an der Küste entlang. Und Fossilienjäger lauern ausdauernd nach einem Fund wie dem 132 Millionen Jahre alten Saurierskelett von 2002. Das wäre dann die nächste Geschichte.

Tipps:

Küste: Im Sommer und Herbst folgen Wale entlang der Ostküste von Yorkshire nach Süden den Makrelen- und Heringsschwärmen. Skipper Bryan Clarkson veranstaltet vierstündige Touristenfahrten ab Whitby. Sean Baxter bietet Ausflüge rund um Staithes an.

Ausflüge ins Hinterland: Zwischen Pickerung und Whitby verkehrt täglich ein historischer Dampfzug, weitere Touren mit der North Yorkshire Moors Railway

Auskunft: visitbritain.com