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Letzte Aktualisierung: 19.04.2024

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Georgia, Ehrengast der Frankfurter Buchmesse, Literatur und Kultur

Rund 70 georgische AutorInnen werden zur Frankfurter Buchmesse erwartet

von Ilse Romahn

(14.05.2018) Der Ehrengast-Pavillon lädt zu einer literarischen und kulturellen Entdeckungsreise. Frankfurter Museen und Institutionen bieten umfangreiches Programm.

Mit Georgien präsentiert sich in diesem Jahr eine jahrtausendealte Kulturnation als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse (10. bis 14. Oktober 2018). Unter dem Motto „Georgia – Made by Characters“ präsentiert Georgien nicht nur seine Literatur und die Neuerscheinungen in deutscher Sprache, sondern gibt auch mit einem umfangreichen Programm in den Frankfurter Kultureinrichtungen vielschichtige Einblicke in seine reiche Kulturlandschaft. Im Deutschen Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt wurden die georgischen Autorinnen und Autoren, die im Herbst am Main erwartet werden, das Konzept des Ehrengast-Pavillons auf der Frankfurter Buchmesse sowie das begleitende Kulturprogramm in der Stadt vorgestellt.

„Georgiens geografische Lage zwischen Europa und dem Kaukasus, seine ausgeprägte Individualität trotz – oder gerade wegen – der vielfältigen kulturellen und politischen Einflüsse, machen das Land zu einem der spannendsten Ehrengäste der letzten Zeit“, sagte Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse. „Zu sehen, wie das Programm immer mehr Gestalt annimmt und wie vielfältig die Themen sein werden, ist ein unglaublich spannender Moment. Einen Meilenstein haben wir heute erreicht – aktuell liegen 80 georgische Titel in deutscher Übersetzung vor“, so Boos weiter.

Georgische Autoren und Literaturprogramm

Bisher stehen 60 Autorinnen und Autoren fest, die im Oktober auf der Buchmesse ihre Werke in deutscher Sprache vorstellen. Weitere werden in den nächsten Monaten dazukommen. Einige davon sind bereits seit März auf Lesetour im deutschsprachigen Raum und haben ihre Bücher schon dem interessierten Publikum vorgestellt.

Medea Metreveli, Direktorin des Georgian National Book Center (GNBC), bestätigte, dass Aka Morchiladze, einer der berühmtesten Autoren der modernen georgischen Literatur, zusammen mit Nino Haratischwili, der renommierten deutschen Autorin georgischer Herkunft, die beiden Hauptredner des diesjährigen Ehrengastes Georgien bei der Eröffnungszeremonie der Frankfurter Buchmesse am 9. Oktober 2018 sein werden. Die Werke der georgischen Autorinnen und Autoren decken alle Genres der Literatur ab: von Kurzgeschichten, Romanen und Epen über Gedichtsammlungen, Krimis und Kinderbücher bis hin zu Sachbüchern und Essaysammlungen. Rund 130 deutschsprachige Neuerscheinungen und davon über 80 Übersetzungen aus dem Georgischen von mehr als 60 Verlagen wurden angekündigt oder bereits veröffentlicht. Dabei handelt es sich um eine Zahl, die bis zur Buchmesse weiter steigen wird. Aber nicht nur die Autoren kommen nach Frankfurt, auch der wichtigste georgische Literaturpreis: der SABA-Literaturpreis. Die Preisverleihung findet am 12. Oktober im Kaisersaal – dem historischen Rathaus von Frankfurt – statt.

Eine weiterer Höhepunkt ist das diesjährige Illustrations-Programm. Rund 20 georgische Illustratoren werden ihre Werke in Berlin, Frankfurt und Hamburg präsentieren. Darüber hinaus wird kulturkind e.V. die Ausstellung „My Image of Georgia“ zeigen, die als Vorpremiere zur Frankfurter Buchmesse bereits am 29. Mai in Berlin zu sehen sein wird. Im Oktober begrüßt dann das Struwwelpeter-Museum in Frankfurt georgische Illustratoren mit der Ausstellung „Tsikara – Museum im Museum“.

Seit dem Frühjahr werden bereits Buchhändler in ganz Deutschland auf den diesjährigen Ehrengast und dessen abwechslungsreiche Literatur eingestimmt.

Ehrengast-Pavillon – Made by Characters

Die Vielfalt der georgischen Kultur und Literatur wird im Ehrengast-Pavillon „Made by Characters“ erfahrbar: Das George Bokhua Studio und Multiverse Architecture aus Tiflis ließen sich bei der konzeptuellen sowie formellen Gestaltung von den 33 geschwungenen Buchstaben des einzigartigen georgischen Alphabets inspirieren: So öffnen sich 33 Türen, 33 Lieder erklingen, 33 Boote segeln und 33 Brote werden gebacken. Daneben bietet der Pavillon eine Bühne für die georgischen Neuerscheinungen. Wie jedes Jahr können Verlage aus aller Welt in der „Books on Georgia“-Ausstellung, organisiert und umgesetzt von der Frankfurter Buchmesse, ihre aktuelle Titelproduktion rund um den Ehrengast präsentieren.

Das Kulturprogramm – Made by Characters

Während auf der Buchmesse die georgische Literatur, Autoren und Verlage im Fokus stehen, können interessierte Besucher auch jenseits des Messegeländes weitere faszinierende Facetten der georgischen Kultur kennenlernen: Museen und Institutionen in Frankfurt realisieren in diesem Kontext naturhistorische, archäologische, kultur- und kunsthistorische Ausstellungen und inszenieren Vorführungen darstellender Künste und filmischer Werke. Sie illustrieren damit die Vielfalt des Landes, das über viele Jahrhunderte unter östlichen wie westlichen Einflüssen stand und heute ein eigenständiges, kulturelles Selbstverständnis pflegt. So zeigt etwa die Liebieghaus Skulpturensammlung in der Schau „Medeas Liebe und die Suche nach dem Goldenden Vlies“ archäologische Funde und antike Kunstwerke aus Georgien, die den Reichtum der beiden antiken Königreiche von Kolchis und Iberien repräsentieren. Das Senckenbergmuseum plant „Homo georgicus – der Schädel aus dem Ursprungsland der ersten Europäer“, wo 1991 mit dem Kieferknochen eines Hominiden die ältesten menschlichen Überreste jenseits von Afrika gefunden wurden. Unter dem Titel „Gold & Wein. Georgiens älteste Schätze” zeigt das Archäologische Museum Frankfurt ein umfassendes Bild der frühen kulturellen Entwicklungen Georgiens – vom Beginn der Landwirtschaft im Kaukasus ab 6000 v. Chr. bis zur Trialeti-Kultur der Mittelbronzezeit um 2100 – 1700 v. Chr. Die Deutschlandpremiere der neuen Filminstallation „Burning Palm“ (2018) des gebürtigen Georgiers und Wahlberliners Andro Wekua wird am 11. Oktober im MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main gezeigt. Das Klingspor Museum in Offenbach am Main rückt zum ersten Mal das georgische Alphabet – seit 2016 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes – und dessen Geschichte in den Fokus einer Ausstellung. Im Deutschen Architekturmuseum (DAM) steht die Hauptstadt Tiflis mit ihrer Architektur im Zentrum der großen Schau „Hybrid Tbilisi“. Das Museum Angewandte Kunst erzählt in der Ausstellung „Lara protects me” mithilfe von Videos, Fotos und Zeichnungen sowie Design- und Mode-Objekten Geschichten aus Georgien. Das Georgian Video Art Archive präsentiert in der Ausstellung „DESCRIPTIONS“ im ATELIERFRANKFURT e.V. georgische Videokunst. In der Schau „Picture Languages“ können sich Besucher im Fotografie Forum Frankfurt ein Bild von den aktuellen Entwicklungen der georgischen Fotokunst machen. Im PORTIKUS treten bei der ersten Einzelausstellung von Thea Djordjadze, der wohl profiliertesten georgischen Künstlerin, die Skulpturen in einen Dialog mit dem Raum. Ein weiteres Highlight des Kulturprogramms sind die Performances der Bouillon Group, die in der Frankfurter Produktions- und Ausstellungsplattform basis e.V. erstmals in Deutschland einen Überblick über ihr umfangreiches Werk bietet.

Bekannte Musiker präsentieren Georgien in den führenden Konzerthallen Deutschlands, darunter in der Elbphilharmonie in Hamburg, im Konzerthaus und in der Philharmonie in Berlin, in der Alten Oper Frankfurt sowie im Pavillon der Frankfurter Buchmesse. Zu den Künstlern zählen etwa Khatia Buniatischwili, Lisa Batiaschwili, Nino Machaidze, Beka Gochiaschwili, Nino Katamadze, das Georgische Nationalballett „Sukhishvili“, das Volkslied-Ensemble „Rustavi“, das Georgische Philharmonische Orchester, der Gori Frauen-Kammerchor und das Symphonie-Orchester Tiflis.

Zusammen mit dem Schauspiel Frankfurt, dem Künstlerhaus Mousonturm Frankurt und dem Badischen Staatstheater Karlsruhe präsentiert der Ehrengast Georgien aktuelle Werke der bekanntesten zeitgenössischen Autoren, Theaterstücke und Performance-Projekte von jungen unabhängigen Gruppen, darunter das Rezo Gabriadze Marionetten-Theater mit „Ramona“, das Staatstheater Rustaweli mit „Styx“, das Staatstheater Marjanishvili mit „Navigator“, das Königliche Bezirkstheater mit „Prometheus – 25 Jahre Unabhängigkeit“ sowie Musik- und Theaterprojekte unabhängiger Gruppen. Sie alle laden das Publikum ein, Georgien und sein Theater „auf dem Balkon Europas“ neu zu entdecken.

Gemeinsam mit dem Deutschen Filmmuseum zeigt das Georgian National Film Center während der Buchmesse eine Filmreihe über das georgische Kino – von der Stummfilmzeit bis zu den Produktionen, die 1991 über die Unabhängigkeit Georgiens entstanden. Der preisgekrönte Animationsfilm „The Pocket Man“ von Ana Chubinidze wird in der Stadtbücherei Frankfurt, Bibliothekszentrum Höchst, zu sehen sein.

Außerdem wird es eine Vielzahl an Vorträgen und Lesungen geben, unter anderem im Rahmen von OPEN BOOKS, dem städtischen Lesefest, sowie dem BOOKFEST, dem Festival der Frankfurter Buchmesse, oder auch im Künstlerhaus Mousonturm. Feinschmecker erhalten bei zahlreichen Anlässen Gelegenheit, authentische Speisen und Getränke aus dem ältesten Weinland der Welt zu probieren. So bringt der diesjährige Ehrengast etwa auf dem Frankfurter Museumsuferfest (24. bis 26. August 2018) mit Auftritten bekannter Musiker sowie einem breiten kulinarischen Programm die Besucher auf den Geschmack. Während der Frankfurter Buchmesse wird die Freitagsküche dann zum offiziellen kulinarischen Standort des Ehrengastes außerhalb des Messegeländes – vom Mittagstisch bis zum allabendlichen Dinner mit literarischem oder philosophischem Begleitprogramm kann man sich hier landestypisch verwöhnen lassen.

Weitere Information: www.georgia-characters.com